II.

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❝Eiskalte Verbote❞

OOLONGS KIEFER WAR so verkrampft, dass ihre Zähne zu schmerzen begannen

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OOLONGS KIEFER WAR so verkrampft, dass ihre Zähne zu schmerzen begannen. Sie befeuchtete ihre Unterlippe und beobachtete die Aufzugtür. Lautlos ging sie auf und es zeigte sich ein Konferenzraum. Sie trippelte mit gerunzelter Stirn in den gewöhnlichen Saal hinein und schüttelte grüne Funken von ihrem Kleid herunter. Die Partikel schimmerten im Licht und schwebten in der Luft umher. Die Tische und Stühle waren sauber. Außer ihrem grünen Feenstaub war kein einziges Körnchen Schmutz zu sehen.

Rechts von Oolong öffnete sich eine ockerfarbene Doppeltür und es kam Schwung in die stehende Luft. Erschrocken zuckte sie zusammen und rückte einen Schritt zurück. Eine Gruppe grüner Teefeen trat in den Konferenzraum ein und diskutierte miteinander. Sie strotzten alle vor Energie und ihre mächtigen Flügel ließen sie eindrucksvoll wirken. Oolong staunte, als sie mit Eleganz und Weisheit an ihr vorbeigingen.

Das war das Teekomitee. Der Stress, den der Black Friday ihnen bereitete, saß ihnen spürbar im Nacken. Konstruktiv, aber mit einer gewissen Härte, sprachen sie über den Berg an Problemen, den der gewaltige Aktiencrash mit sich brachte. Oolong blickte unentschlossen zu den debattierenden Feen. In der Mitte entdeckte sie ihre Schwester Jasmin. Erleichtert stieß sie die Luft aus und lief der Gruppe hinterher. Sie gingen entschlossenen Schrittes weiter in den Raum hinein und steuerten den hintersten Tisch an.

„Jasmin", sprach Oolong zögerlich und folgte ihnen. Sie räusperte sich, als niemand reagierte und traute sich näher heran. Das Teekomitee kam zum Stehen. Die Ehrfurcht erweckenden Stimmen übertönten ihre eigene um ein Vielfaches. Sie schluckte und gab sich Mühe, lauter zu reden. „Jasmin!"

Ihr Ruf hallte durch den gesamten Saal und ließ die meisten Diskussionen verstummen. Einige Mitglieder des Teekomitees drehten sich zu ihr, auch Jasmin und ihre Gesprächspartner. Überraschung spiegelte sich im Gesicht ihrer Schwester wider. Sie verschränkte ihre Hände hinter dem Rücken und ihre hellgrünen Flügel zuckten kurz.

„Oolong? Was machst du denn hier?", fragte sie und lief einige Schritte auf sie zu. Jasmin wirkte ungeduldig. Sie blieb stehen und ihr Bein tippte am Boden herum. 

„Ich muss mit dir reden", platzte es aus Oolong heraus. Sie stockte, als Jasmins Blick misstrauisch wurde. Unsicher fuhr sie fort. „Ich denke, ich habe eine kleine Idee, die euch vielleicht helfen könnte. Wegen dem Black Friday und den schlecht stehenden Aktien und so weiter." Nervös biss sie sich auf die Lippe, als Jasmin sie kritisch beäugte und immer mehr Mitglieder des Teekomitees sie anstarrten. Die wachsamen, grünen Augenpaare durchbohrten sie schamlos. Oolong fühlte sich nackt.

„Jasmin, wir müssen weitermachen", meinte ein Teeelf, der neben ihrer Schwester stand und eine Augenbraue hochzog.

„Bitte, es dauert nur eine Sekunde. Es könnte wirklich helfen", fügte Oolong hinzu und senkte schnell den Blick, als der Teeelf sie mit seinen stechend grünen Augen anstarrte. Trotzdem erspähte sie aus ihrer Perspektive die kleine, unbedeutende Handbewegung, mit der Jasmin ihren Kollegen bedeutete, dass sie einen Moment brauchte.

„Schon gut, Matcha. Lass sie ausreden", befahl Jasmin selbstbewusst. Trotzdem wirkten ihre Augen glanzlos, als sie sich mit verschränkten Armen Oolong zuwandte. Deren Magen fühlte sich an, als befänden sich Steine darin und sie befürchtete schon, ihre Stimme verloren zu haben.

„Also gut", fing Oolong an und räusperte sich zum wiederholten Male. „Ich habe mir gedacht, wenn es im Sommer um die Aktien nicht so gut steht, könnte man den Grüntee doch auf eine andere Art und Weise vermarkten - nämlich als grünen Eistee. Wenn es zu warm ist, kann niemand heißen Tee genießen. Also warum nicht grünen Eistee verkaufen?" Sie zuckte mit den Schultern und sah vor ihrem inneren Auge bereits Kisten über Kisten, in denen sich Flaschen voll erfrischendem Eistee befanden. Sie liebte dieses Getränk, aber seit einigen Jahren hatten es Jasmin und ihre Gefolgschaft leider verboten.

Überrascht hob Oolong den Blick an, als mehrere Mitglieder des Teekomitees genervt mit der Zunge schnalzten und die Augen verdrehten. Matcha schüttelte den Kopf und runzelte seine Stirn. Jasmin atmete angestrengt aus und seufzte lautstark.

„Naiv", meinte eine Teefee, die links von ihrer Schwester stand und hellgrüne Haare besaß. Ihre mandelförmigen Augen waren zu Schlitzen verengt. „Soll ich es ihr erklären?"

Jasmin hob eine Hand. „Schon gut, Sencha. Ich erledige das schon." Während Oolong wie versteinert an derselben Stelle stand, kam ihre Schwester einige Schritte näher und schüttelte kaum merklich den Kopf. Sie massierte sich den Nacken, bevor sie Oolong endlich in die Augen sah. Enttäuschung kam ihr entgegen wie ein Schlag in die Magengrube.

„Oolong, hast du dich nie gefragt, warum noch niemand zuvor auf diese Idee gekommen ist?", fragte Jasmin und ihre grün schimmernden Flügel schlugen ungeduldig gegeneinander.

„Nein", antwortete sie knapp und presste ihre Lippen aufeinander. Sencha verdrehte überdeutlich die Augen und Matcha schlenderte zum Tisch, um sich ein Glas Wasser einzuschenken.

„Dachte ich mir. Weißt du denn wenigstens, woraus der klassische Eistee besteht?", fragte Jasmin in süßlichem Tonfall. Oolong fühlte sich auf den Arm genommen. Sie war volljährig. Sie mochte es nicht, wenn sie in dieser Art mit ihr sprach. „Ich gebe dir einen Tipp. Es geht um die Teesorte", fügte ihre große Schwester hinzu und hob einen Zeigefinger.

„Schwarztee", schoss es aus Oolong heraus. Das Wort fühlte sich falsch an. Wie eine Sünde, die nicht ausgesprochen werden durfte. Das war auch der Grund, warum er für grüne Teefeen verboten war.

„Richtig, Oolong", bestätigte Jasmin beunruhigend leise. Matcha schmunzelte kalt, ohne ihr sein Gesicht zuzuwenden. „Eistee ist eine Erfindung der schwarzen Teefeen."

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Das Teekomitee | ✓ #IdeenzauberWo Geschichten leben. Entdecke jetzt