Hass und Liebe sind sich näher, als man denkt ~ Part 3

556 25 21
                                    

Dazais Worte lassen mich einfach nicht los. Wie kann er meine  Situation mit seinen Gräueltaten vergleichen?! "Ich kann einfach nicht  glauben, dass er meine Eltern nur zum Nutze der Mafia und des Allgemeinwohls töten ließ... Als ob es ihn gekümmert hätte, wenn all die  Menschen dort gestorben wären... Unschuldige Menschen. Ich hätte niemals jemand Unschuldiges getötet...", sage ich zu meiner besten  Freundin, die inzwischen über alles Bescheid weiß. Nachdenklich sieht  sie mich an. "Sicher? Was, wenn du dich geirrt hättest... Dann hättest  du auch jemanden getötet, der unschuldig war." Verblüfft schaue ich sie  an. Verdammt. Daran habe ich noch gar nicht gedacht. Und sie hat  recht... "Trotzdem...", murmle ich mürrisch. Sie nippt einmal an ihrem  Getränk, ehe sie fortfährt. "Also für mich klingt das, als ob ihm damals  jeder Mensch egal war und er aber nicht mehr so sein will und...  einfach eine zweite Chance möchte." "Zweite Chance?! Was ist das für ein  Bullshit??", gebe ich wütend von mir. Beruhigend legt sie mir eine Hand  auf den Arm. "Er ist in dich verliebt... und erzählt dir diese Sachen  nicht umsonst. Ich glaube, er möchte eine zweite Chance dir zu zeigen,  dass er gar nicht so ein übler Kerl ist, wie du denkst..." Ach, mein  Naivchen. Ist er aber. Nur weil er nicht mehr kaltblütig ist, heißt das nicht, dass er nicht mehr berechnend ist. Und auch nicht, dass er kein  manipulierendes Arschloch mehr ist. "[Y/N]-chan... Jeder Mensch hat eine  zweite Chance im Leben verdient... Und du hast es doch selbst  recherchiert. Er hat dich nicht angelogen, was die Hintergründe deiner  Eltern angeht." Sie hat mir meine Gedanken also mal wieder ansehen  können. "Trotzdem ist er der Grund, weshalb ich auf der Straße gelandet  bin! Wieso es mir jahrelang scheiße ging! Denkst du, ich kann das alles  vergessen?!" Entnervt seufzt sie. Sie weiß eben, wie stur ich bin.  "Erstens: Hast du ihm das jemals gesagt? Zweitens: Wenn du ihn lassen  würdest bin ich mir sicher, dass er alles versuchen würde, um es wieder  gut zu machen." Wutentbrannt schaue ich sie an. "DAS KANN ER NICHT  WIEDER GUT MACHEN! Und warum zur Hölle sollte ich dem das sagen!" "Nein,  das nicht. Aber... er kann dir ein besseres Leben verschaffen. Er kann  dafür sorgen, dass es dir in Zukunft nicht mehr schlecht geht. Und wenn du mal ehrlich bist - so oft wie du von ihm sprichst glaube ich dir nicht, dass du ihn so sehr hasst. Und so furchtbar findest." Herrgott,  ist sie wieder optimistisch. "Vielleicht bist du ja insgeheim doch in  ihn-" "HALT DIE KLAPPE!", fahre ich sie an und schnappe mir gleichzeitig  ihr Getränk, um ebenfalls etwas davon zu trinken. Als ob! Wieso noch  gleich habe ich mit ihr hierüber geredet?! "Denk zumindestens Mal  darüber nach...", murmelt sie, bevor sie aufsteht und geht. Dass die  Diskussion für mich beendet ist, ist wohl mehr als offensichtlich. Und  sie weiß ebenfalls, wann es an der Zeit ist, aufzuhören.

...

Einige Tage vergehen. Tage, in denen ich immer wieder über alles, was vorgefallen ist, nachdenken muss.
Täglich  sitze ich allein in der Agency beim Mittag, während die anderen sich  miteinander vergnügen. Still und leise beobachte ich sie. Zum ersten Mal  ist mir aufgefallen, wie einsam ich hier eigentlich bin. Ich esse  allein. Arbeite allein. Ich bin eine richtige Einzelgängerin... weil ich  für die anderen zu unnahbar bin. Sie wissen wohl nicht, wie sie mit  meiner Art umgehen sollen. Wie konnte mir das so lange entgehen?

Achja richtig. Weil es bis vor kurzem ja noch eine braungelockte  Nervensäge gab, die mir immer gefolgt ist. Egal wo ich hinging, er  tauchte auf. Er nervte mich beim Arbeiten, er setzte sich beim Essen  einfach dazu und zwang mich zu irgendwelchen Konversationen, weil ich  ihn nicht ignorieren konnte. Langsam glaube ich, er tat das nicht ohne  Grund. So sehr er mir auf die Nerven ging... Dank ihm war ich nicht  allein. Ich habe das nicht zu schätzen gewusst. Ich habe es sogar  gehasst. Aber inzwischen beginne ich fast, es zu vermissen. Die Zeit, wo ich seine Abwesenheit entspannend fand, scheint vorbei. Inzwischen ist  mein Alltag hier einfach nur noch langweilig und triste. Und ich habe  keine Ahnung, wie ich auf die anderen zugehen soll, um besser mit ihnen  auszukommen.

Dazai x Reader (Bungou Stray Dogs Fanfiction Oneshots)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt