03 Oktober 2019

1.7K 275 42
                                    

20:56 Uhr

Liebes Tagebuch,

sein Name ist Ben und seine Haare sind nicht dunkelbraun, wie ich zuvor dachte. Sie sind schwarz.

Heute ist er sich ständig mit seinen gekonnten Fingern durch die Haare gefahren, ich möchte das auch tun.
Ich möchte mit meinen Fingern durch seine Haare fahren. Sie berühren, sie greifen. Ihn berühren, ihn greifen.
Genau deswegen, und dank den neuen Glühbirnen im Zug, ist mir die Farbe aufgefallen.

Ich habe meine Kopfhörer heute zu Hause gelassen. Mit Absicht? Vielleicht.
Ist das schlimm?
Er hatte mich vorgestern nicht beachtet, ich war verzweifelt, okay?

Außerdem wollte ich bloß testen, ob es Ben wieder auffallen würde und ob er mir seine wieder ausleihen würde.
Ihm ist es aufgefallen aber er hat mir seine nicht wieder ausgeliehen, also nicht direkt.

Ben hat sich einfach neben mich hingesetzt und mir einen der zwei Ohrstecker angeboten.
Ich nahm ihn an und stecke es in das passende Ohr, woraufhin Töne eines Pianos zu hören waren. Die Melodie war genau so beruhigend, wie sein unvergleichlicher Geruch, den ich endlich wieder in der Nase hatte oder seine wunderbare Stimme.

"Ich hoffe, du hast Nichts gegen das Lied. Es ist zurzeit mein Lieblingsstück.", erzählte er und aus dieser Nähe, fielen mir die tiefen Augenringe unter seinen wunderschönen braunen Augen auf, "Ich würde dir ja wieder meine Kopfhörer ausleihen aber um ehrlich zu sein, brauche ich die Musik gerade."

Ich hätte Etwas aufbauendes sagen sollen, doch wusste wirklich nicht, was ihm helfen würde. Was passiert gerade wohl in seinem Leben?

Ben wollte dann meinen Namen wissen, dabei fuhr er sich mit der freien Hand, die nicht sein Smartphone umfasste, durch die schwarzen Haare.

"Jandro.", antwortete ich und verabscheute dabei meinen starken Akzent, "Du kannst mich aber auch Jan nennen, das ist einfacher."

"Okay, Jan, ich heiße Benjamin aber alle meine Freunde nennen mich Ben.", demonstrativ hielt er mir seine Hand hin, die Hand die davor in seinen Haaren war, "Hoch leben die einsilbigen Spitznamen, huh?"

Lächelnd und mit pochendem Herzen schüttelte ich seine Hand mit meiner linken. Ben soll die Verbrennungen an meiner rechen Hand nicht sehen. Niemals.

Sein Smartphone vibrrierte, doch er ignorierte es, also ignorierte ich es auch und als der Zug anhielt, wollte er mir die Kopfhörer überreichen.
Ich habe abgelehnt mit der Erklärung, er würde sie wahrscheinlich dringender benötigen als ich.
Ben bedankte sich mit einem sanften Lächeln, zog seine Kaputze über die schwarzen Haare und verlies den Zug.

Ich kenne seinen Namen.
Ich habe seine Hand gehalten.
Ihn gerochen.
Ich möchte seine Haare berühren.

Für den Rest der Fahrt habe ich nur an ihn gedacht. Ihn und seine Haare.
Dabei habe ich eine Idee bekommen, vielleicht sollte ich meine eigenen Haare schwarz färben. Immer wenn ich sie dann anfasse, kann ich mir vorstellen es wären seine.
Würde es überhaupt gut aussehen?
Würde er es mögen?

Ich habe blonde, wellige Haare und meine Augen sehen bereits schwarz aus. Außerdem ist meine Haut sehr blass, nicht sowie seine Haut. Das wäre wahrscheinlich ein zu großer Kontrast, oder?

Ich wünschte, ich könnte ihn nach seiner Meinung dazu fragen.

- J

Kopfhörer || boyxboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt