18. Traum? Wirklichkeit?

118 11 0
                                    

Akais Augen gewöhnten sich nur schwer an das grelle Licht, als er sie leicht öffnete. Er versuchte sich zu bewegen, doch vergeblich. Jedes seiner Gliedmaßen schmerzte.
Ihm war kalt.
Diese Kälte jagte ihm einen Schauer über den Rücken und ließ eine Gänsehaut auf seiner Haut entstehen.
"Doch warum ist es so kalt? Ich bin doch..."
Er war verwirrt und wollte es erst nicht wahrhaben. Eigentlich durfte ihm nicht kalt sein. Immerhin lag er doch gerade in einem weichen Krankenbett mit einer warmen Decke über seinem Körper... oder war dem nicht so?

"Diesmal hast du wirklich lange geschlafen, Schneewitchen.", ertönte auf einmal eine tiefe, bekannte Stimme, dessen Besitzer sich zu Akais Schreck direkt vor ihm befand. Mit geweiteten Augen hob er seinen Kopf und erst in diesem Augenblick übermannte ihn die Erkenntnis. Als er das Gesicht des Mannes vor sich wiedererkannte, realisierte er, wo er gerade war.
"Ich dachte fast schon, dass du gar nicht mehr aufwachst...", fuhr die Stimme fort, welche niemand anderem als Arrak gehörte.

"Nein, nein... das kann nicht sein!" Akais Gedanken spielten verrückt. Er glaubte zu träumen. Er konnte unmöglich wieder hier sein.

Als sich zwei raue Hände um seine Wangen legten, wollte er umgehend zurückweichen. Doch er hörte nur, wie zwei Ketten, die an seinen Handgelenken befestigt waren, rasselten und er sich letztlich doch keinen Meter von der Stelle rührte. Zumal sich sein Körper zu schwach für jede Bewegung anfühlte.

"Was ist los? Du hast doch nicht etwa Angst?", spottete sein Gegenüber und setzte ein Grinsen auf.
"Nein.", erwiderte Akai kurz darauf und fügte die Begründung an: "Das hier ist nicht real."

Obwohl er daran nicht zweifeln wollte, schwang dennoch Unsicherheit in seiner Stimme mit. Im nächsten Moment hörte er das Gelächter von Arrak, welches er versuchte zu ignorieren.
"Das ist nicht real!", wiederholte er seine Worte gedanklich, um sich noch einmal klarzumachen, dass er nicht hier sein konnte. "Gin ist gekommen... Ich war doch im Krankenhaus..."

"Traum? Wirklichkeit? Kannst du das denn überhaupt noch unterscheiden?", kam es plötzlich von Arrak, als hätte dieser seine Gedanken gehört. Und seine Frage gab dem Schwarzhaarigen zu denken. Er schloss die Augen und versuchte seine Umgebung auszublenden.
"Beantworte meine Frage.", flüsterte sein Peiniger ihm nach wenigen Sekunden ins Ohr. Der Luftzug erzeugt von Arraks warmen Atem ließen Akai zittern. Ohne es zu merken wurde seine Atmung immer schneller. Trotzdem wollte er die Frage nicht beantworten, oder zumindest seine Antwort nicht laut aussprechen. Die Zweifel, die allmählich in ihm aufkamen, machten ihm Angst.
"Und wenn die Tatsache, dass ich gerettet wurde, der Traum war?", schoss es ihm durch den Kopf, doch er verdrängte diesen Gedanken sofort wieder. Er wollte die Wahrheit nicht wissen. "Ich...-" Akai keuchte auf, als plötzlich eine Faust in seinen Bauch gerammt wurde.

"Warum musst du immer meine Geduld auf die Probe stellen?", fragte Arrak in einer ernsten Tonlage, doch zum Antworten kam der Agent nicht mehr. Kaum einen Moment später folgte der nächste Schlag, genau an derselben Stelle.

Er schrie.

"Also, ich höre?", fragte der Braunhaarige erneut und klang dabei wieder ruhiger, während er seine Hände wieder liebevoll um Akais Wangen legte, als wären die zwei Schläge zuvor nie passiert.
"Ich...w-weiß es...nicht.", gab Akai schließlich schwer atmend zu.
"Vielleicht war mein Wunsch, dass Gin für mich kommen würde, so groß, dass ich geglaubt habe, es wäre wirklich passiert...", dachte er verzweifelt und merkte, wie ihm die Tränen kamen. Aber er ließ die Augen weiterhin geschlossen. Er wollte seinen Peiniger nicht ansehen und bis vor kurzem hatte er noch geglaubt, das müsste er auch nie wieder tun.
"Hasst du mich bereits so sehr, dass du mir nie mehr in die Augen sehen willst?", stellte Arrak eine weitere Frage, durch welche Akai glaubte, dass der Kerl genau wusste, was in ihm vorging.
"Glaubst du, wenn man das Monster nicht sieht, existiert es auch nicht?" Obwohl noch keine Antwort erfolgt war, redete Arrak weiter.

Schwarzrot - Dunkelheit kann man nicht färbenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt