"Herr Reinelt, können Sie mich verstehen?", fragt der Arzt nun und beugt sich prüfend über Andreas. Ich halte den Atem an. Vielleicht ist ja doch alles nicht so schlimm und Andreas geht es in fünf Minuten wieder richtig gut und ist topfit! Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Einen Moment atme ich auf. Wie auch schon einmal an diesem Tag. Schon einmal habe ich heute gedacht, es würde doch noch ein guter Tag werden. Und wie wurde alles? Nur noch tausendmal schlimmer. "Bruder..." Andreas' Stimme ist nicht mehr als ein klägliches, leises Krächzen. Unglücklich sieht er sich suchend nach mir um. Fast schon gestresst. "Ich bin da, Andreas!", meine ich also schnell, um ihn zu beruhigen. Doch ich weiß ehrlich gesagt nicht, ob meine Stimme dabei überhaupt sehr viel sicherer ist als seine. "Hier, trinken Sie etwas!", bietet der Sanitäter jetzt an und hält Andreas freundlich eine Wasserflasche hin. Doch dieser schüttelt nur hektisch den Kopf. "Nein... Bruder, es... Es tut mir leid! Ich, ich habe...einen Fehler gemacht!", stottert er nur hilflos. Was? Bitte? Was tut ihm leid? Was für ein Fehler? Ist der Trick mit dem Seil schief gegangen und er war deshalb so unter Druck, dass er kollabiert ist? Meint er das? Verwirrt lege ich ihm meine Hand auf die Schulter. "Andreas, es ist alles gut, ja? Alles gut. Egal, was passiert ist. Wie geht es dir?", erkundige ich mich daraufhin und bin fast schon stolz auf meinen festen Ton. "Nein...Chris, es tut mir leid! Ich hätte...", beginnt Andreas wieder, doch diesmal unterbricht ihn der Arzt. "Herr Reinelt, regen Sie sich nicht auf, es ist alles gut, ja? Ihr Bruder ist hier. Alles gut, beruhigen Sie sich!" Bekräftigend nicke ich. Wo er recht hat. "Ganz ruhig, Bruder, ganz ruhig... Alles wird gut. Ganz sicher." Doch weder unsere Worte noch das kühlende Tuch, welches der Sanitäter Andreas nun erneut auf die Stirn legt, haben irgendeine Wirkung. Völlig aufgelöst liegt er da. Mein Bruder. Zitternd. Mit viel zu schnellem Atem. Verzweifelt schnapp er nach Luft. Seine Pupillen zucken wild und sein Blick schnellt immer wieder zwischen dem Arzt und mir hin und her. "Chris, ich hätte... Ich hätte das alles anders machen müssen", keucht er nun wieder und probiert entschlossen, sich aufzusetzen. Aber sofort drückt ihn der Arzt behutsam wieder nach unten. "Bleiben Sie lieber noch ein wenig liegen. Das tut ihrem Kreislauf gut. Und versuchen Sie, gleichmäßig ein- und auszuatmen!", weist er meinen Bruder an. Doch auch diesmal haben seine Worte keinen Erfolg. Entsetzt bemerke ich nun die Tränen, die meinem Bruder auf einmal die Wangen hinab laufen. Mehr und mehr. Unaufhörlich. Wie Wasserfälle laufen sie. Doch schluchzen tut er nicht. Nicht einmal wimmern. Nein, nur seine Augen tränen stumm weiter und weiter. Oh, ich wünschte, ich könnte ihm helfen! Es tut mir im Herzen weh, ihn so leiden zu sehen. Zu sehen, wie sein Brustkorb sich hebt und senkt. Unregelmäßig und viel zu schnell. Wie seine Augen nicht aufhören zu tränen. Und er seine Hände gestresst zu Fäusten ballt. Was ist denn nur los mit ihm? "Okay, Herr Reinelt, ich glaube, es geht nicht anders!", murmelt Herr Seifert da und holt aus seiner Arzttasche ein kleines Fläschchen und eine kleine Spritze. "Was ist das?", rutscht es mir entsetzt heraus. Ist ja nicht so, dass ich dem Arzt nicht traue oder so... Aber man kann ja trotzdem fragen. Nur zur Sicherheit. "Ein einfaches Beruhigungsmittel. Ich werde ihm eine kleine Dosis geben und danach wird es ihn viel besser gehen! Sein Kreislauf kann sich nur erholen, wenn er auch selber zur Ruhe kommt. Und ich glaube, ohne ein solches Mittel schafft ihr Bruder das gerade nicht!", erklärt mir Herr Seifert, während er die Spritze sorgfältig mit wenigen Tropfen befüllt. Ich schlucke. Spritzen und das ganze andere Ärztezeug ist so gar nicht mein Ding! Ich bin auch schonmal nach dem Blutabnehmen zusammengeklappt, weil mein Kreislauf das nicht mehr mitmachen wollte. Genau wie bei meinem Bruder heute. Andreas wehrt sich nicht einmal gegen das Verabreichen des Mittels, sondern lässt alles still über sich ergehen. Tapfer, Bruder! Tröstend und mit einem schwachen Lächeln streiche ich über seinen Arm. "Es wird alles gut!", hauche ich so leise, dass auch der Sanitäter es nicht hört. Und auch mehr zu mir selbst als zu Andreas, der nun langsam aber sicher wegdämmert und beginnt, nur noch leise vor sich hin zu murmeln. Davon verstehe ich nicht sehr viel... Nur, dass er sehr oft wiederholt "Ich konnte das einfach nicht."
Soooo, endlich ein neues Kapitel. Es tut mir leid, dass im Moment nur unregelmäßig etwas kommt, aber ich habe zur Zeit viel Stress in der Schule.
Ich bin auch irgendwie nicht ganz zufrieden mit diesem Kapitel... Aber naja. Wie findet ihr es denn?^_^
LG MagicCharly❤️
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My Trust in You- Ehrlich Brothers FF
Fanfiction~Vertrauen ist wie Porzellan. Genauso wertvoll, genauso fragil. Ist es einmal zerbrochen, kann man es vielleicht irgendwie wieder zusammenkleben, doch die Risse bleiben für immer zurück. So wie früher kann und wird es nie mehr werden.~