»Cassia? Cassia wo bist du?«, schrie meine Mutter.
Schnell lief ich aus meinem Zimmer und empfing sie mit offenen Armen.
»Tut mir Leid, dass ich so rumschreie. Ich hab mir nur solche Sorgen gemacht. Bist du gewachsen? Ach komm her«, und wieder zog sie mich in eine feste Umarmung.
»Ich gehe nicht mehr auf Geschäftsreisen. Ich kann dich doch nicht einfach so zuhause lassen. Oh, ich bin ja so eine schlechte Mom!«
Ich schüttelte nur meinen Kopf und versuchte ihr zu verstehen zu geben, dass wirklich alles in bester Ordnung sei.
Langsam strich ich durch ihr kastanienbraunes Haar und verspürte den Drang ihr mitzuteilen wie schön es doch ist.
Doch das unaufhaltsame Brennen erinnert mich daran, dass ich es nie wieder sagen werden kann.
Das ich nie wieder überhaupt etwas aus meinem Mund hören werde.Traurig lächelte sie mich an, switchte ihre Laune aber auf unbekümmert und fröhlich, was ich ihr gleichtat. Zu viele Tränen hatten wir schon vergossen.
»Ich habe essen gemacht, Mom«, sie tat sich immer noch schwer mit der Gebärdensprache, aber gab es nicht zu. Sie wollte mich nicht verletzen, doch es machte mir nichts aus. Immerhin hat sie nicht noch Zeit ASL, American Sign Language, zu lernen. Die Grundlagen kannte sie wenigstens einigermaßen.
Naja, ich kann mich auch normal mit üblichen Gesten wie Nicken oder Zeigen verständigen, doch es reicht manchmal einfach nicht aus.
Deswegen liebte ich Ja oder Nein Fragen.Mom legte ihre Hand in den Nacken und schaute mich verwirrt an.
»Ein Koffer? Du hast einen Koffer gepackt? Für was denn?«Grinsend schlug ich mir die Hand auf die Stirn. Ich sollte vielleicht doch mal dringend mit ihr üben.
Mit einer Hand zog ich sie hinter mir her, um möglichst schnell in die Küche zu kommen. Heute hatte ich nämlich extra lang in der Küche gestanden um ihr was zu erzählen.
Ich servierte schnell das Essen, eine Gemüselasagne mit einem Gartensalat und schenkte ihr Ananassaft ein, welchen wir beide unheimlich gerne tranken.
»Schatz, das sieht ja unglaublich aus. Vielen Dank!«
Anerkennend lächelte ich.
Ich wollte, aber konnte einfach nicht mehr warten. Schnell schob ich den Brief über den Tisch, der sich in ihr Blickfeld schummelte.Sie sah mich positiv überrascht an. Ihre schönen, dunkelen Augen glitzerten vor Stolz.
Aufmerksam las sie den Brief der Juilliard School vor.
»Hiermit teile ich ihnen mit, dass sie, Cassia Thomson, Anwärterin auf ein Vollstipendium, am Samstag, den...
...für ein Vorspiel eingeladen sind«»Ist das wahr, Cassie? EIN VOLLSTIPENDIUM?«
Ich nickte mit einem unvorstellbar breitem Grinsen.Stürmisch nahm sie mich in die Arme, wobei sie fast unseren Küchentisch umwarf.
»Ich bin so stolz. Verdammt, ich habe eine so perfekte Tochter«, sagte sie mit Tränen in den Augen. Es ist eigentlich ja noch nichts fest. Doch trotzdem fühlte ich mich so als ob ich es schaffen würde.
Um ein Haar hätte ich selber los geflennt, doch ich hab mich wieder zusammengerafft. Ich hatte nämlich noch was vor.
»Ich hatte mich mit Rymee verabredet. Sie wartete ebenfalls auf die große Neuigkeit.«
Diesmal verstand Mom zum Glück was ich ihr zeigte. Ich hatte nämlich keine Lust, Zettel und Stift zu holen.
»In Ordnung. Pass nur auf und zieh dich warm an, es ist sehr kalt.«
Mit einem Nicken machte ich mich in mein Zimmer.
Meine dunkelblaue, etwas weitere Jeans kombinierte ich mit einem einfachen weißen Rollkragenpullover.
Ich zog meine Winterstiefel mit warmer Fütterung an und warf mir meinen schwarzen Mantel über.
Ich griff noch nach meiner Tasche, und drückte meiner Mom einen Kuss auf den Mund.
Doch sie zog mich wieder zurück und sah mich warnend an.
»Zieh deine Mütze an. Ich hasse es wenn ich dich gesundpflegen muss.«
Ich lächelte sie an und sah ihre Augen vor Schalk nur so glänzen.
Um sie nicht zu verärgern, zog ich mir eine Bommelmütze auf und verließ unser Haus.
Kurz darauf wurde ich von der verschneiten Welt eingenommen und bereute sofort mir keine Handschuhe angezogen zu haben. Also beeilte ich mich in den Bus zu kommen.
DU LIEST GERADE
Cassia.
Teen FictionDas Mädchen mit Talent. Das Mädchen voller Liebe. Das Mädchen mit dem perfektem Gehör. Das Mädchen ohne Stimme. Cassia Dixon. Alle Rechte liegen bei mir, weshalb euch gesagt sein soll, dass das kopieren STRAFBAR ist.