5.

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Sonntag. Wie ich dich liebe.

Ungezwungen stand ich auf, und obwohl ich die ganze Nacht nicht geschlafen hatte, war ich hellwach und munter.

Meine Mutter begrüße ich mit einem Kuss auf die Wange, während sie sich über einen Toast her machte.

»Und, nun erzähl schon. Ich will alle Einzelheiten. Immerhin fiel unser Gespräch übers Handy gestern ziemlich kurz aus.«

Mir fiel nicht direkt ein was sie von mir wollte, doch dann schluckte ich.
Ich nahm meine Notizzettel und schrieb:
Es war sehr gut. Sie schienen begeistert zu sein.

»Das war schon alles? Und wie war deine Konkurrenz? Bestimmt nicht einmal halb so gut wie du«, sagte sie mit typisch mütterlichem Stolz.

Ich hab sie mir nicht angehört.

Stumm las sie und nickte nur. Leider merkte sie, dass etwas nicht in Ordnung war.

»Ist was? Du scheinst so unsicher«, sagte sie und legte ihre Hand auf meine.

Ich hob mit zitternder Hand den Stift.

Sie werden mich nicht nehmen denke ich, es gab so viele Anwärter. Falls doch bin ich froh, aber was soll ich machen, wenn ich nicht genommen werde? Ich habe kein Plan B.

»Ach Cassie. Irgendwie kommst du da schon durch. Wenn nicht ich hab noch Erspartes und ich werde wahrscheinlich bald befördert.
Du bist schneller auf der Juilliard als ich das Wort aussprechen kann, ja?«

Kommt nicht infrage Mom. Du wirst keine unsinnig Hohe Studiengebühr bezahlen.
Es war eine große Chance, aber wenn sich diese Tür schließt, öffnen sich zwei andere, richtig?

»Wie erwachsen du schon bist. Ich kann nicht behaupten, ob ich das in deinem Alter auch so rational gesagt hätte. Man, ich hätte Rotz und Wasser geheult!«, sagt sie amüsiert.

Meine Mutter brachte mich immer zum Lächeln. Egal wie schwer es für uns war, oder egal was schief lief.

Mit einfachen Worten machte sie jeden, egal ob Freund oder Fremder, den Tag etwas schöner.


***

Unruhig strich in nochmal über meine Jacke, und war bereit zu klingeln.
Natürlich hatte ich nicht vergessen, dass ich Haven noch den Pullover abgeben musste, nachdem er mich gestern etwas rücksichtslos danach gefragt hatte.
Ich weiß nicht warum ich so nervös war, aber diese Situation war einfach total seltsam, einem Fremden den Pullover seiner Schwester geben, nachdem er mich, leider durch mein eigenes Verschulden, mit zwei heißen Bechern Kaffee, übergießt. Mich anschließend zu sich nachhause nimmt, und mich sozusagen gesundpflegt.

Wow. Komisch.

Nach meinen klingeln musste ich noch Ewigkeiten warten, was mich daraus schließen ließ, es sei niemand bei ihnen zuhause. Und gerade als sich, die Tür öffnete, wollte ich gehen.

Doch zum Glück wurde ich durch eine tiefe Stimme aufgehalten.

»Hallo, kommen sie doch zurück«, rief mich ein Herr, mittleren Alters.

Ich lächelte ihn an.
Er sah zwar sehr Autoritär aus, doch die aufgeschlossenen Augen und die leichten Lachfältchen ließen ihn äußerst sympathisch aussehen. Haven sah ihm von den Gesichtszügen her sehr ähnlich, doch die Haare seines Vaters waren blond, und die Augen grasgrün.

Cassia.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt