Meine Hände fühlten den weichen Stoff meines Kleides.
Knielang, enganliegend, langärmelig mit einem hohen Kragen.
Das Royalblau wirkte anmutig und entschlossen.
Ich hatte heute mir heute sogar die Haare geglättet und Lipgloss aufgelegt.
Aber das schien meine Aufgeregtheit nicht zu verstecken.Heute war das Vorspiel für das Vollstipendium.
Wenn ich die Zusage bekommen würde, müsste ich dann schon im Mai fürs erste Semester ans College.
Noch vier Monate.Wow. Bald bist du Studentin an der Juilliard.
Meine Tagträume hatten in den letzten zwei Wochen kaum ein Ende.
Schnell schlüpfte ich in meine spitzzulaufenden Pumps, die einen schönen Nudeton hatten.
Ich versuchte das Treppenhaus runterzugehen, doch ich rannte förmlich.
Meine Angst zu Spät zukommen war gerade größer als die Angst, den Platz nicht zu bekommen.
Immerhin konnte es noch abertausende andere Anwärter auf das Vollstipendium geben. Vorallem für Musiker mit Talent, die nicht gerade aus den reichsten Familien kommen.
Sowie ich.
Meine Mom hatte vielleicht einen guten Job, doch Miete, Lebensmittel und sonstige Verpflegungen zogen ihr das Geld schnell vom Konto. Und mein Dad? Ich kenne ihn nicht, was mir aber auch Recht ist.
Es gab immer nur meine Mutter und mich.
Doch meine Mutter bestand darauf, dass ich seinen Nachnamen behielt.
Und auch wenn ich es ihr nicht so Recht glaubte, meinte sie, er wäre ein guter Mann gewesen.Ich leihte mir den Trenchcoat meine Mutter und wollte mich auf den Weg machen, als sie plötzlich in der Einfahrt unserer Wohnung hielt.
»Ich hatte dir gesagt ich werde pünktlich sein.«
Mit einem riesigen Lächeln im Gesicht umarmte ich sie.
Auf dem Rücksitz sah ich Rymees Gesicht aufblitzen. Meine Freude war um volle einhundert Prozent gestiegen.
Sofort stieg ich ein und grüßte Rymee.
***
Meine Mom ließ sich ihren Stress erst nicht anmerken.
Doch nun wusste ich auch warum Rymee als Überraschung hier war.Ich tippte sie an.
»Du musst wieder zur Arbeit hab ich Recht?«, zeigte ich.
»Ich muss mich auf den Verkehr konzentrieren Schatz, ich kann jetzt nicht schauen«, doch sie verstand genau was ich ihr zeigte. Leichtes Glitzern in ihren Augen verriet sie.
Rymee legte ihre Hand auf meine Schulter, die ich wegschubste.
Doch sofort entschuldigte ich mich, denn es hatte keinen Grund böse auf sie zu sein.Ich schaute einfach auf die Straße, wo die Lichter der Straßen verflossen.
***
Punkt siebzehn Uhr.
Mit einem Bein wippte ich auf und ab, während ich mir die anderen anschaute.
Ich beobachtete die Cellisten und Violinisten, die sich anscheinend alle untereinander kennen. Sie reden und Lachen.Wir Pianisten sitzen alle allein mit einem, wenn nicht zwei Plätzen zwischen uns.
Mein Vorspiel würde erst in einer Stunde beginnen, doch ich war froh schon jetzt hier zu sein.
Rymee ist im Saal und hört sich die Streichinstrumente samt Spieler an, von denen jeder im fünfzehn minutentakt aufgerufen wird.»Violetta Masters.«
17:00
»Nicolette van der Wood.«
17:15
»Brian Montpierre.«
17:30
»Haven-Christian Montpierre.«
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Cassia.
Teen FictionDas Mädchen mit Talent. Das Mädchen voller Liebe. Das Mädchen mit dem perfektem Gehör. Das Mädchen ohne Stimme. Cassia Dixon. Alle Rechte liegen bei mir, weshalb euch gesagt sein soll, dass das kopieren STRAFBAR ist.