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Mit Eiscreme in der Hand kuschelte sich Rymee an meine Schulter.
»Ich hätte mich mehr anstrengen müssen«, schluchzte sie.

Heute war Montag, und ausnahmsweise schwänzten wir.
Gestern abend war Rymee nachhause, umd den Brief von Cambridge zu öffnen.
Leider war es eine Absage.

Seit dem hat sie geweint, geweint und noch mehr geweint.
Sogar ihre Mom war dazu gekommen und hatte geweint.
Ich saß nur zwischen den beiden, jeweils ein Arm um sie gelegt und stütze die beiden physisch, aber auch psychisch.
Naja, mehr konnte ich nicht tun.

Rymee tat mir sehr leid. Sie hatte soviel Arbeit in das letzte Semester gesteckt.

Aber jetzt, konnte niemand mehr etwas daran ändern.

Mit etlichen Komödien versuchte ich die beiden fröhlich zu stimmen, doch nichts klappte.

Eis und Schokolade auch nicht.

Musik konnte ich jetzt nicht anschalten, da meine Arme ja verhindert waren.

Es schien echt verdammt aussichtslos.

Ich nahm eine kleine Haftnotiz und einen Stift.

Ich denke die Zeit heilt alle Wunden, Rymee.
Lass dich doch ein paar Tage von deiner Mom entschuldigen.
Ich verspreche nach der Schule, jede einzelne Sekunde mit dir zu verbringen in Ordnung?

Es machte nämlich kein Sinn. Mittlerweile war es nämlich schon vierundzwanzig Uhr, und ihr Zustand hatte sich kein Stück verbessert.

Natürlich wollte ich für meine beste, und einzige Freundin da sein, doch wir alle waren hundemüde und erschöpft.

»Du hast Recht. Ich hätte selbst keine Lust mir beim flennen zuzusehen.«

Nein, dass ist es nicht. Ich muss morgen nur unbedingt in die Schule.

»Achso, die AG. Das hab ich ja total vergessen, ich wollte dir doch helfen.«

Mach dir keinen Kopf. Du hast gerade andere Probleme. Was wäre ich für ein Mensch wenn ich dich in so einem Zustand mit Arbeit vollladen würde?

»Du bist ein Engel, Cassie«, meinte sie. Die getrockneten Tränen stimmten mich schon besser.
Es war doch besser geworden.
Wenigstens ein bisschen.

Ich lächelte nur.

Schnell verabschiedete ich mich, und schlüpfte in meine Stiefel um nachhause zukommen.

Auf dem Weg nachhause fühlte ich mich beruhigt.
Die Sterne am Himmel leuchteten mich an, als ich im Bus saß.
So als ob sie um die Wette strahlten.

Es war Montag, obwohl jetzt schon Dienstag.
Alles war ruhig, da am Anfang der Woche ja niemand feiern geht.

Bis auf ein paar Obdachlose, den ich ein paar übrig gebliebene Dollar in die Plastikbecher lege.

Besonders im Winter hatten sie es hart.

Ich erinnerte mich an mein ersten Winter, nach dem Autounfall.
Meine Mutter hatte keinen langfristigen, aber einen schweren Schaden erhalten.

Zwei Rippen waren gebrochen, ein Bein zerquetscht.

Sie hatte unheimlich Glück, keine inneren Blutungen zu haben.

Doch die Verletzungen machten sie arbeitsunfähig.
Ich war damals acht.
Und viel zu jung um zu verstehen wie schlecht es uns wirklich ging.

Unsere Wohnung konnte nicht mehr bezahlt werden, und den Sozialhilfen war unsere Behausung zu teuer zu finanzieren.
Als Angebot hatten wir auf der Straße zu Leben, oder die Sozialhilfe würde uns eine andere Wohnung finden.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jul 15, 2019 ⏰

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Cassia.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt