London. Es war eine interessante Stadt, in vielerlei Hinsicht. Aber manche Augen konnten auch das Verbrechen und die große Dunkelheit in den engen Seitengassen sehen. So zum Beispiel die Augen von Inspektor Alexander Conner. Natürlich sollte man meinen, dass es für ihn als Inspektor selbstverständlich war, die Kriminalität Londons zu sehen, aber für ihn war es mehr ein Wunder. Er war ein Genie im Lösen eines Falls er hatte schon zahlreiche Verbrecher hinter Gitter gebracht. Sein Gesicht war fast wöchentlich auf dem Titelbild der Zeitung zu sehen. Sein braunes Haar war auf diesen stets gepflegt, der Mantel saß perfekt und seine schwarzen Stiefel waren - dank seiner Schwester - immer auf Hochglanz poliert. Seine Dunkelgrünen Augen wachten tagtäglich über London. Und doch gab es immer noch Leute, die ihn nicht fürchteten, aus welchem Grund Auch immer. Und gerade an diesem Dienstag war wieder ein solcher Fall in sein Büro gekommen. Eine weibliche Leiche war am Pier gefunden worden. Die Frau wurde auf brutale Weise ermordet und vom Täter fehlt seither jede Spur. Die Art des Mordes war leider nicht neu. Die Frau war nicht die erste Leiche, die so zugerichtet wurde. Und das bereitete ihm Bauchschmerzen. Inspektor Conner stand abseits und sah seinen Kollegen Marie Walther und Peter Randall zu, die den Stadtplan, der in ihrem Büro hing, gründlichst studierten. Zahlreiche Markierungen übersäten den Plan und ein Gebiet war mit roter Tinte umrandet worden. In diesem Gebiet waren die meisten Markierungen. Peter hielt einen schwarzen Stift in der rechten und ein Dokument in der linken Hand. ,,Die Leiche wurde am Pier gefunden. Der Kerl vom Bestattungsinstitut sagt, dass sie schon einige Stunden in Wasser war. Wenn wir die Strömung miteinbeziehen, dann können wir davon ausgehen, dass sie nicht am Pier ins Wasser geworfen wurde." sagte er und kratzte sich mit dem Stift am Kopf. Sein schwarzes, lockiges Haar glänzte im Tageslicht und seine braunen Augen wirkten müde. ,,Sag mal, Randall, wann haben sie zuletzt geschlafen?" fragte Marie aus Spaß. ,,Freitag." sagte ihr Kollege. Erschrocken sah sie den schwarzhaarigen an. Dieser bemerkte das. ,,Was ist?" fragte er. Als er sich zu drehte, wurden die riesigen Ringe unter seinen Augen erst richtig sichtbar. ,,E-es ist Donnerstag...." stotterte sie. ,,Ja und?" fragte Peter vollkommen unbeschwert. Marie wurde wütend und packte ihren Kollegen bei den Schultern. Ob er wohl verrückt sei, Schrie sie ihn an. Inspektor Conner seufzte und trat zu den beiden. ,,Hören sie auf. Wir haben weit wichtigeres zu tun. Da draußen läuft ein brutaler Mörder frei herum und wir müssen ihn kriegen, ehe es ein weiteres Leben kostet." sagte er. Er hatte immer seine eigene Art, die Dinge genauestens auf den Punkt zu bringen und somit die Aufmerksamkeit anderer auf dem Fall zu richten. Marie und Peter konzentrierten sich in peinlicher Stille wieder auf den Stadtplan. Da legte der Inspektor auf einmal den Finger auf einen Punkt, der noch nicht markiert war. ,,Hier." sagte er. Marie sah ihn verwundert an. ,,Was ,,Hier"?" fragte sie verwirrt. ,,Sie meinen, dass dort die Leiche in den Fluss geworfen wurde?" fragte Peter. Marie erstarrte. Warum hatte sie das nicht gemerkt. Peter gab ihr ein triumphierendes Lächeln und sie sah ihn bloß giftig von der Seite an. ,,Stirb doch, du blöder Mistkerl..." fauchte Marie leise. Die Rivalität zwischen den beiden war definitiv nicht unauffällig. Inspektor Conner grinste leicht. Es war lustig wie sie sich gegenseitig bekriegten, nur um einen guten Eindruck auf ihn zu hinterlassen. Schließlich war er die Nummer Eins unter den Inspektoren. ,,Ja. Sie sagten ja, dass man die Strömung des Flusses miteinbeziehen muss. Und wenn man die Geschwindigkeit der Strömung hat und man einen Ort sucht, bei dem die Entfernung knapp 2 Stunden vom Fundort beträgt, dann muss man nur so lange auf dem Fluss fahren, bis die Zeit stimmt. Ich habe ein paar Beamte gestern damit beauftragt, eben dies zu tun. Und sie haben hier nach 2 Stunden angelegt." erklärte der Inspektor. Marie und Peter waren begeistert. Dieser Mann überraschte mit seinen Fähigkeiten im Kombinieren immer wieder. Kein Wunder dass er die Nummer Eins war. Er nahm Peter den Stift ab und markierte die Stelle. ,,Aber...das liegt ja außerhalb des regulären Gebiets." wand Peter ein. Und er hatte Recht. Die Markierung lag sogar weit außerhalb des rot markierten Gebiets, in dem die Leichen normalerweise gefunden wurden. ,,Der Täter hat womöglich bemerkt, dass wir ihm langsam auf die Schliche kommen. Es ist ein Serienkiller, soviel steht fest. Und zwar kein Amateur. Er weitet sein Gebiet aus um und zu verwirren." sagte Conner nachdenklich. Einen Moment herrschte Stille. Die Geräusche der Straße drangen durch das Fenster in das Büro und erfüllten die Luft langsam. ,,Er will ein Spiel spielen, also gut." dachte Inspektor Conner.
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Victorians
ParanormalLondon 1845. Die Familie Castarells ist sehr bekannt; Ein großartiger Erfinder, eine erfolgreiche Astronomin und ihre zwei Kinder. Allerdings legt sich der Schatten der Verdammnis wie ein Schleier über die Familiengeschichte der Castarells und sorgt...