,,Wie kann es sein, das ein Mörder, der pausenlos Frauen ermordet, immer noch frei ist?!" brüllte der schwarzhaarige Polizeipräsident. Der glatzköpfige Officer schluckte und der Schweiß lief ihm in Strömen über das Gesicht. ,,Erklären sie es mir, Stronghold! Erklären sie es Mir!" schnauzte der Präsident ihn an. Officer Stronghold öffnete den Mund, doch ihm fielen nicht die richtigen Worte ein. ,,Ich weiß es nicht, Sir..." war das einzige was ihm über die Lippen ging. Nun rastete sein Gegenüber vollkommen aus. ,,Das darf doch wohl nicht wahr sein! Unfähig! Ihr seid doch alle Unfähig!" schrie der Schwarzhaarige und knallte die Fäuste so hart auf den Tisch, dass sein Namensschild herunterfiel. ,,Mr Thamson, wir..." begann Stronghold, aber der Präsident unterbrach ihn mit seinen Flüchen. Dafür, dass er leicht die Beherrschung verlor, war Micheal Thamson leider bekannt. Trotzdem konnte man nicht abstreiten, dass er sich den Posten des Polizeipräsidenten nicht redlich verdient hatte. Daher war es auch nicht weiter verwunderlich, wenn Thamson seine Angestellten dieses Temperament spüren ließ. Er war durchaus ein Mann, den man unter allen Umständen respektieren sollte. Stronghold lief der Schweiß immer noch in Strömen über das Gesicht und langsam fing er an zu zittern. ,,Sehen sie dass sie hier raus kommen, Stronghold! Und sorgen für die Festnahme dieses Bastards!" knurrte Thamson schließlich, nachdem die Flut von Flüchen endlich abgeklungen war. Der Officer nickte knapp und ging in gemäßigtem Tempo zur Tür, um nicht den Eindruck zu hinterlassen, dass er schnell wegwollte. Denn dass duldete der Polizeipräsident überhaupt nicht. Gerade wollte Stronghold nach dem Türknauf greifen; als die Tür nach innen aufging und im beinahe an den Kopf knallte. Er wich gerade noch so aus, stolperte aber über seine eigenen Füße und fiel rückwärts zu Boden. Und bei seiner Suche nach Halt riss er auch noch die Zimmerpflanze seines Vorgesetzten um. ,,Stronghold! Sie unfähiger Dummkopf! Was können sie eigentlich?!" schrie Thamson voller Wut, wobei sein Kopf fast so rot wurde wie eine Tomate. Er wollte gerade weiter schimpfen, als sich der, der die Tür geöffnet hatte und den Officer zu Fall brachte, zu Wort meldete. ,,Aber Mr. Thamson. Der gute Stronghold kann doch nichts dafür. Ich habe ihm ja die Tür entgegengeschlagen. Er musste ja ausweichen!". Es war Inspektor Conner. ,,Ja. Aber er musste ja nicht gleich meine Pflanze mit umreißen..." sagte Thamson mit knirschenden Zähnen und dunkler Miene. Er hatte sich wie ein trotziges Kind, mit beiden Fäusten auf den Tisch gestützt und saß gebeugt da. In seiner rechten Hand zerquetschte er förmlich einen Bleistift sodass seine Fingerknöchel bereits weiß anliefen. ,,Das ist jetzt nun einmal passiert. Daran können sie recht wenig ändern. Außer sie Topfen um und werden zum Gärtner." sagte Conner mit einem amüsanten Lächeln. ,,Ungehobelter Klotz..." knurrte der Polizeipräsident leise in Richtung von Stronghold, welcher immer noch am Boden saß, zusammenzuckte und schluckte als er die Worte seines Vorgesetzten hörte. Conner musste sich ein Lachen verkneifen und beschloss dem armen Officer aufzuhelfen. Er klopfte ihm noch schnell den Dreck der Pflanze ab und lächelte ihn dann an. Er klopfte ihm noch auf die Schulter und dann verschwand Stronghold mit höchst rotem Gesicht im Gang hinter der Tür, welche der Inspektor hinter ihm schloss. ,,Also gut, Alexander. Erzählen sie mir bitte was Schönes, sonst fliegt hier ein Bleistift..." sagte Thamson genervt und setzte sich wieder gerade in seinen Stuhl. ,,Definieren sie ,,schön"! Ich könnte ihnen erzählen dass ich heute morgen ein paar Blumen von der netten Dame am Square geschenkt bekommen habe oder dass ich heute vier Mal gesagt bekommen habe; dass ich super sei. Das ist nämlich meiner Meinung nach auch sehr schön." sagte Conner und grinste. Keine Sekunde später duckte er sich vor dem Bleistift der mit Höchstgeschwindigkeit auf ihn zuflog und dann gegen die Wand hinter ihm donnerte und amüsanter Weise sogar stecken blieb. Thamson stierte seinen besten Inspektor wutentbrannt an. Doch diesen kümmerte das herzlich wenig. Alexander Conner war nämlich der einzige bei dem Thamson dieses Verhalten halbwegs duldete. Und doch fragte er sich jeden Tag, wieso er ihn so lange ertrug und ihn nicht einfach feuerte. Die Tatsache, dass Conner allerdings sein bestes Pferd im Stall war, brachte ihn immer zur Vernunft und zu einem verzweifeltem Seufzer. ,,Wie wäre es mit Produktivität, Alexander...?" schlug der Polizeipräsident vor und stützte seinen Kopf auf seine Hände. ,,Nun, da kann ich ihnen tatsächlich etwas Schönes erzählen." verkündete Conner und die Miene Thamsons hellte sich deutlich auf. ,,Wir wissen jetzt, dass die letzte Leiche in der Nähe des Industrieviertels ins Wasser geworfen wurde." sagte der Inspektor und sein Vorgesetzter stutzte. ,,Das ist doch aber vollkommen außerhalb des Gebiets..." sagte er und Conner nickte. ,,Daher können wir nun ausschließen, dass es sich um einen Anfänger handelt. Da wir das reguläre Gebiet nun großräumig überwachen, weitet er es aus um uns zu verwirren und uns weiter zu verteilen. Ich nehme an dass er es wie eine Art Spiel sieht. Höchstwahrscheinlich ein Mann der schon öfter Straftaten begangen hat, wenn nicht sogar ein Psychopath." erklärte Inspektor Conner und zog einen Zettel aus seiner Brusttasche hervor. ,,Das hier sind Namen aller die meines Erachtens nach als Täter in Frage kamen. Ich werde mich selbstverständlich selbst der Sache auch annehmen." sagte er und legte den Zettel auf den hölzernen Tisch des Polizeipräsidenten. Thamson schnappte ihn sich und scannte ihn. ,,Ruth Marcher? Der ehemalige Rechtsanwalt der wegen sexuellen Missbrauchs angeklagt, aber nie überführt werden konnte?" fragte er. Conner nickte. ,,Das sind eine Menge Leute. Auch ziemlich viele hohe Tiere. Markus Trace, Clint Ryder... Sind sie sich sicher?" Fragte Thamson, während er die Liste überflog. Conner nickte erneut. ,,Es ist zwar viel, aber ich sehe mich schon dazu in der Lage, den Täter zu finden. Und zwar baldmöglichst." sagte er und Thamson brummte. ,,Hoffentlich. Ich will nicht, dass es noch ein Leben kostet." murmelte der Polizeipräsident. ,,Also gut. Machen sie sich an die Arbeit. Ich will dass der Täter so schnell wie möglich hinter Gitter landet." sagte er dann und sah den Inspektor an. ,,In Ordnung, Sir." antwortete Conner und drehte sich um, als ihn er aus dem Augenwinkel etwas kommen sah. Er schoss herum und fing den Penny, den sein Boss ihm zugeworfen hatte. ,,Kaufen sie sich einen Tee. Sie werden ihn brauchen." sagte er und Alexander musste aufpassen, dass er nicht losprustete. Dann schüttelte er nur lächelnd den Kopf und verließ das Büro.
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Victorians
ParanormalLondon 1845. Die Familie Castarells ist sehr bekannt; Ein großartiger Erfinder, eine erfolgreiche Astronomin und ihre zwei Kinder. Allerdings legt sich der Schatten der Verdammnis wie ein Schleier über die Familiengeschichte der Castarells und sorgt...