Kapitel 6: Der Angriff

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,,Was... soll das?". Conner blickte leichenblass auf das verwüstete Büro und den Mann, dessen Stimme gerade zu hören war, der eine Axt in der Hand hatte. Er wollte sie offensichtlich auf die blau schimmernde Kuppel in der Mitte des Raumes schlagen, unter der Marie und Peter saßen. Peter war ohnmächtig und Marie stand mit gebeugten Knien und die Arme ausgestreckt, als würde sie die Kuppel aufrechterhalten. Der Mann ließ plötzlich von Conners Kollegen ab und stürmte auf den Inspektor zu, die Axt hinter sich her schwingend. Alexander konnte sich nicht bewegen. ,,Verdammt!" dachte er. Er musste doch ausweichen! Erneut wurde er am Hemd gepackt, diesmal aber zu Boden geworfen. Die Axt flog über seinen Kopf hinweg und streifte seine Haare. Der Mann schrie und ließ die Waffe erneut auf den braunhaarigen Inspektor herabsausen. Alexander schloss die Augen und wartete auf den Zusammenstoß und den Schmerz. Dieses Mal hörte er aber, wie etwas zersplitterte und als er aufblickte, flogen Metallteile durch die Luft. Aus dem Augenwinkel erblickte er den graublauen Stoff des Kleids von Jenna und er erfasste die Gestalt, die an ihm vorbeischoss und den Mann zu Boden warf. Als er sich wieder gefangen hatte, sprintete er erst zu Marie und Peter. Marie war zusammengeklappt und saß erschöpft auf dem Boden. Die Kuppel war verschwunden. ,,Marie! Was ist hier los? Wer ist das?" fragte er die Frau mit den rot-orangenen Haaren. ,,Ich weiß es nicht... er ist aus dem Nichts aufgetaucht und hat uns attackiert... Peter ist direkt ohnmächtig geworden... aber... Gegenfrage. Wer ist ihre Begleitung?" fragte Marie und sah zum Mann. Alexander drehte sich um. Über dem Mann stand Jenna. Der Rock ihres Kleides lag auf dem Boden und sie hatte eine Hose und Stiefel stattdessen an. Ihr Oberteil erwies sich als etwas längere Jacke, die bis zu ihren Kniekehlen ging. Mit beiden Händen umklammerte sie eine Art Stab mit einer scharfen Spitze, die sie genau über die Kehle des Angreifers hielt. ,,Das ist Jenna Edisburgh. Eine Lady die im Auftrag der Königin gekommen ist." sagte Conner. Er was erstaunt, dass eine Lady sowas draufhatte. Sie sah wirklich gefährlich aus... ,,Verstehe... nun ich..." begann Marie, als auf einmal ein dumpfes Geräusch und ein schmerzhaftes Grunzen zu hören war. Alexander drehte sich erneut um, um zu sehen, dass die Lady den Mann mit dem anderen Ende des Stabes ins Land der Träume geschickt hatte. ,,Tch...also wirklich..." knurrte sie und drehte sich zum Inspektor. Sie rammte den Stab in den Boden und kam zu ihnen herüber gelaufen. ,,Kannten sie den Mann?" fragte sie Marie. ,,Nein. Er kam wie aus dem Nichts..." antwortete diese. Jenna nickte nachdenklich. ,,Sie sind sicherlich Marie. Ich wusste gar nicht, dass die paranormale Kollegen haben." sagte sie und wandte sich zu Conner. Dieser guckte erst verwirrt, aber dann fiel es ihm wieder ein. Die Kuppel! Er drehte sich zu seiner Kollegin und öffnete den Mund, aber sie kam ihm zuvor. ,,Sie werden mich jetzt bestimmt feuern... Ist aber auch verständlich..." sagte sie kleinlaut und traurig. ,,Aber Marie. Nicht doch. Wieso sollte ich eine meiner besten Mitarbeiterinnen feuern? Dass sie diese Fähigkeiten haben macht sie in keiner Weise schlechter oder besser oder entbehrlich." sagte der Inspektor und legte Marie aufmunternd eine Hand auf die Schulter. Tränen liefen der rothaarigen Polizistin über die Wange. Sie schniefte. ,,Danke Sir." schluchzte sie. Conner lächelte. Da regte sich etwas neben ihnen. Es war Peter, der endlich wieder zu sich kam. ,,Oh Mann... was war das denn... so ein komischer Traum..." murmelte er und hielt sich den Kopf. ,,Wenn es ein Traum wäre, wäre das sicherlich schöner, aber dem ist nicht so. Peter nehme ich an?" fragte Jenna. Er nickte und sah sich vorsichtig im verwüsteten Büro um. Dann entdeckte er den Mann. ,,Oh Nein! Nein! Nein, nein, nein, nein, nein! Das ist doch nicht wirklich pa-" ,,- Doch." sagte Alexander und stand auf. Peter bemerkte nun endlich seine weinende Kollegin. Ein wenig unsicher legte er ihr einen Arm um die Schulter. ,,Mann... Tut mir so leid... wäre ich doch bloß nicht zusammengebrochen..." sagte er. Er hatte gar nicht mitgekriegt, wie Marie ihn beschützt und ihre paranormalen Fähigkeiten preisgegeben hatte. ,,Das ist jetzt auch egal. Wir sollten lieber mal unseren Freund hier befragen." sagte Jenna, denn der Mann, der die beiden angegriffen hatte, rappelte sich langsam wieder auf. Seelenruhig ging die Lady auf ihn zu und zog unterwegs ihren Stab wieder aus dem Parkettboden. Alexander folgte ihr und packte den Mann am Kragen. Dieser schluckte, sah ihn aber mit hasserfüllten, kalten Augen an. ,,Wer sind sie und warum haben sie die Beiden angegriffen?" fragte der Inspektor. Er war wütend. Wütend und bereit dem Angreifer diesen Blick aus dem Gesicht zu schlagen. Der Mann musste mittleren Alters sein. Er hatte graubraunes Haar und kalte, Augen. Aus irgendeinem Grund hatte er eine bedrohliche Ausstrahlung. Und das kam nicht davon, dass Alexander Angst hatte. Nein, irgendetwas stimmte nicht. Was auch sehr seltsam war, war die Tatsache, das der Mann blutrote Augen hatte. Das war doch auf keinen Fall normal. ,,Schnauze du elender Mistkerl. Ich rede nicht mit Abschaum." knurrte der Mann. Inspektor Conner legte ein süffisantes Grinsen auf. ,,Das gleiche kann ich über sie sagen. Ich könnte sie auch einfach vors Gericht bringen und dafür sorgen, dass sie das Gefängnis nie wieder verlassen, oder glauben sie ich mache sowas nicht? Also raus mit der Sprache wenn sie an ihrer Freiheit hängen." sagte der Inspektor mit bedrohlicher Stimme. Der Mann verzog keine Miene. Stattdessen spuckte er auf den Boden. ,,Niemals." knurrte er. Alexander wollte etwas sagen, da legte sich eine Hand auf seine Schulter. Er sah auf und blickte Jenna ins Gesicht. ,,Ich übernehme." sagte sie und drückte Conner von dem Mann weg. Sie kniete sich vor ihn und sah ihn an. ,,Hör zu. Ich weiß dass du mich hören kannst. Was du auch für Kräfte besitzt, es ist ziemlich elendig Lakaien loszuschicken. Lass diesen Mann gehen. Sofort." sagte Jenna und starrte direkt in die roten Augen des Mannes. Mit einem Mal lief ihm Schweiß über die Stirn. ,,Du kannst mich sehen?" fragte er. ,,Nein." antwortete die Lady und stand auf ,,Es war reine Intuition.". Dem Mann klappte die Kinnlade herunter. ,,Lass diesen Mann gehen. Oder ich schwöre, dass ich dich finden und einsperren, wenn nicht sogar töten werde. Und zwar auf die qualvollste Art und Weise die ich finden kann. Ich kann es nämlich nicht leiden, wenn paranormale Menschen sich an normalen Bürgern vergreifen um sie für ihre Zwecke zu benutzen." sagte Jenna mit eiskalten Augen und einer noch bedrohlicheren Aura als die des Mannes. Ihre Fingerknöchel färbten sich weiß, als sie den Stab fester umklammerte und ihn langsam anhob. Mit einem Mal verschwand das rot aus den Augen des Mannes und er erschrak. ,,Was? Wo bin ich? Wie bin ich hierher gekommen? Wer seid ihr?" fragte er verwirrt und verängstigt und wich zurück. ,,Sie wurden Opfer eines Paranormalen. Höchstwahrscheinlich ein Okkulta." erklärte Jenna. ,,Sie können jetzt nachhause gehen. Ihnen wird nichts mehr geschehen." fügte sie hinzu und kaum hatte sie ausgesprochen, stürmte der Mann aus dem Büro. ,,Wie haben sie das gemacht...?" fragte Peter. ,,Ich bin gut darin Leute zu... überzeugen." sagte die Lady und drehte sich um. ,,Nun, wie dem auch sei. Wir müssen mit ihnen beiden sprechen." sagte Jenna und Peter und Marie sahen sich verwirrt an.

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