ELEVEN

MITTWOCH (9)

Szenario
Früher Nachmittag, Tims Wohnzimmer, der Himmel vor den Fenstern ist wolkenverhangen

Personen
Tim
Manu
Morice

Ein Klopfen an der Wohnzimmertür. Tim sitzt auf dem Sofa und schaut auf sein Handy.
Als es klopft, hebt er den Kopf. Manu betritt den Raum. Er trägt einen anderen Kapuzenpullover, die Schramme auf seiner Stirn ist gesäubert und unter den Haarsträhnen, die er nach vorne gestrichen hat, kaum zu sehen. Seine rechte Hand ist verbunden und geschient. Er hat eine Tüte dabei.

Manu (verlegen): Hi. Also, sorry, dass ich hier einfach so...Die Tür war nicht richtig zu, und ihr habt keine Klingel, und da dachte ich...

Tim unterbricht ihn belustigt.

Tim: Hey, schon okay. Alles gut?

Manu zieht die Tür hinter sich zu und kommt langsam ins Zimmer.

Manu: War schonmal besser. Aber ja...War noch kurz bei mir zu Hause und bin dann mit dem Bus zurück. Wart mal.

Er kramt in der Tüte herum, die er mitgebracht hat, und holt den Kapuzenpullover heraus, den Tim ihm geliehen hat. Er reicht ihm den Pullover.

Manu: Da. Danke fürs Leihen.

Tim steht vom Sofa aus und nimmt den Kapuzenpullover entgegen.

Tim (perplex): Gern geschehen.

Er hängt das Kleidungsstück über die Stuhllehne zu seiner Linken.

Tim: Was sagt der Arzt?

Manu zuckt mit den Schultern und setzt sich auf die Armlehne des Sofas.

Manu: Ist eigentlich, wie ich vermutet habe. Leichte Gehirnerschütterung, deswegen die Übelkeit. Die Schramme muss nicht genäht werden, und die Hand...Naja. Die ist gebrochen. Ein paar Mal, wie es scheint.

Tim: Oh.

Manu: Ich hab das noch nicht so ganz verstanden. Handgelenk ist auf jeden Fall verstaucht und ein paar Gelenke irgendwie...verdreht? Naja. Zwei Finger sind angebrochen, und bei dem einen ist da irgendwas komplett schiefgelaufen, der ist komplett durch, aber so längsseits und nicht so, wie das normalerweise ist...

Manu schüttelt sich kurz, Tim verzieht das Gesicht.

Manu: Alter, das ist so ekelhaft. Können wir da Thema wechseln?

Tim sieht schuldbewusst zur Seite.

Tim: Sorry.

Manu: Nee.

Tim: Wie, nee?

Manu kneift die Augen gegen das Deckenlicht zusammen und lässt sich nach hinten kippen.

Manu: Lass uns über was anderes reden. Wann kommen die anderen? Ich hab keine Ahnung, was ich denen erzählen soll.

Tim: Was meint denn Kat?

Manu: Weiß nicht.

Tim setzt sich auf einen Küchenstuhl und rückt an den Wohnzimmertisch.

Tim: Willst du den anderen von ihr erzählen?

Manu schweigt kurz, dann schüttelt er den Kopf.

Manu: Nein. Eigentlich nicht.

Tim: Die kommen um zwei. Der Rest, mein ich.

Manu: Wie spät?

Tim: Halb zwei.

Manu (erschöpft): Halb zwei.

Tim: Halb zwei.

Manu: Was machen wir jetzt?

Tim: Naja, Morice könnte-

Manu setzt sich gerade hin und fährt sich einmal durch die Haare. Er sieht entschlossen aus.

Manu: Okay, gut, wir müssen irgendwas machen. Jetzt. So sieht's aus. Was machen wir? Du wolltest doch gerade irgendwas sagen, oder?
Sag das mal.

Tim (verwirrt): Ach so, also ich...Ich wollte eigentlich nur sagen, dass Morice mir vorhin geschrieben hat, dass er schon eher kommen kann.
Eine Viertelstunde vielleicht.

Manu: Eine Viertelstunde.

Tim: Genau. Vielleicht weiß er was.

Manu: Das kann gut sein.

Tim: Wollen wir auf ihn warten?

Manu: Schaden kann's nicht. Hast du vielleicht Hunger?

Tim: Bitte?

Manu: Ich hab Pizza dabei. Und ne Packung Kekse. Ich weiß auch nicht, wie ich vorhin noch an Essen denken konnte.

Tim (glücklich): Pizza klingt super.

Manu holt zwei Schachteln aus seiner Tüte, während Tim den Wohnzimmertisch freiräumt und
Servietten aus der Küche holt.
In dem Moment hört man Schritte im Flur. Die beiden halten inne.

Morice' Stimme: Hallo? Ist hier jemand? Die Tür stand offen, und da bin ich einfach-

Manu öffnet schwungvoll die Wohnzimmertür.
Morice, der im Flur steht und seinen grünen Regenmantel trägt, zuckt zusammen.

Morice: Ich- Oh, hi, Manu.

Manu: Hi.

Morice blinzelt kurz.

Morice (stockend): Sorry, aber das ist irgendwie immer noch komisch, dich zu sehen, also so plötzlich und jetzt hier und überhaupt-

Manu (unterbricht ihn): Ich weiß. Ich seh scheiße aus.

Morice: Nee, das nicht, aber... Egal. Ich hatte eine Idee, heute Morgen schon, aber ich hatte noch keine Zeit, euch zu schreiben. Vielleicht könnt ihr damit ja was anfangen...

Ehe er ausgeredet hat, umarmt Manu ihn ganz kurz und erwidert Morice' überrumpelten Blick mit einem Schulterzucken, bevor er ihm die Tür zum Wohnzimmer aufhält.

Manu: Sorry, das ist die Gehirnerschütterung. Bin sonst kein Kuscheltyp. Willst du reinkommen?
Wir haben Pizza und Kekse.