JIMIN
"Wie geht es dir, Jimin?", vernahm ich die rauchige Stimme Hoseoks in mein Ohr flüstern und bekam wie so oft eine Gänsehaut, wann auch immer er meinem Körper so nah war. Tief atmete ich durch und betrachtete meine Hände, die ineinander verschränkt auf meinem Schoß lagen. "Wie soll es mir schon gehen?", erwiderte ich schmunzelnd.
"Das erwarte ich von dir zu wissen", antwortete er und ich konnte mir schon erahnen, dass ich mit keiner Gegenfrage um die Antwort auf seine Frage herum kommen würde. Deshalb begann ich für einen Moment zu überlegen und öffnete dann den Mund zu einer weiteren Antwort.
"Wir haben erst noch miteinander geschlafen und es war wunderschön, aber Hoseok, ich bin ein Mensch und gehöre hier nicht hin", fing ich ihm an zu erzählen und spürte seinen Blick regelrecht auf mir brennen. "Du bist schon lange kein Mensch mehr", unterbrach er mich, doch ich konnte keinerlei Stimmung aus seiner Stimme deuten.
"Und genau das macht mir zu schaffen. Ich weiß nicht, was ich will und ich weiß nicht, was ich bin. Ich bin ein Mensch, der lieben möchte und wurde zu einem Monster, das nicht lieben sollte", entwich es unsicher meinen Lippen und ich biss mir auf die Unterlippe.
"Du liebst mich doch oder, Jimin?", wollte er dann von mir wissen und ich schluckte schwer. Nach allem, was ich hier gesehen und erlebt hatte, konnte ich sagen, dass dieses rasende Herzklopfen keine andere Bedeutung als die Liebe hatte. Deshalb nickte ich mit dem Kopf und bejahte seine Frage somit.
"Dann komm hierher, vergiss die Menschenwelt, denn sie sind die wahren Monster. Sie töten einen, ohne dass du es bemerkst", versuchte er mich dann von seinem Vorhaben zu überzeigen, aber wenn die Entscheidung wirklich so einfach wäre, hätte ich sie schon längst getroffen. "Nichts anderes tut ihr, um eure Lust und euren Hunger zu stillen."
"Möchtest du mich etwa mit den Menschen vergleichen? Das ist eine Beleidigung." Vollkommen entrüstet über meine Antwort wurde er lauter, seiner Stimme folgte ein leichter Beihauch von Wut. Ich hätte es mir denken können und es war egal, welche Entscheidung ich treffen würde, denn letzten Endes war mein Leben in dem Moment beendet, als ich dem Dämon das erste Mal begegnet war.
"Du hast dich auf einen Menschen eingelassen, so schlimm können sie ja wohl nicht sein", war meine Antwort auf seine Reaktion und ich konnte sehen, wie seine Stirn sich in Falten legte und er sich Mühe gab, nicht jeden Augenblick auszurasten.
"Ich habe mit einem Menschen gespielt, vergiss das nicht", erwiderte er dann und selbst wenn ich mir das nie eingestehen wollte, war das genau die Antwort, die ich mir erhofft hatte. Denn letzten Endes gab es nichts, das mich noch an diesem schrecklichen Ort hielt.
"Du hast mich nie geliebt, nicht wahr?" Auf meine Frage bildete sich eine erdrückende Stille und diese war schon Antwort genug. Ich erhob mich von meinem Platz und wollte davon gehen, konnte das Gefühl in meinem Körper nicht deuten, aber ich wollte einfach nur weg von hier.
Allerdings wurde ich an meinem Vorhaben gehindert, als sich auf einmal eine kalte Hand um mein empfindliches Handgelenk legte und mir das Weiterlaufen nicht ermöglichte. "Was willst du noch von mir? Du hast doch alles, was du brauchst", blaffte ich ihn an und entriss mich wieder aus seinem Griff.
"Jimin, hör mir zu", sagte er dann, doch ich wagte es noch nicht einmal den Augenkontakt zwischen uns weiter zu erhalten. Was er jetzt sagen würde, hatte ohnehin keine Bedeutung für mich, denn er hatte mir bereits alles gesagt, das mir die Entscheidung abgenommen hatte.
"Ich habe mit dir gespielt und das wollte ich bis zum bitteren Ende durchziehen", fing er dann wieder an und wartete offenbar dann darauf, dass ich eine Reaktion zeigen würde. "Möchtest du mir jetzt sagen, dass es sich dann anders entwickelt hat, als du dir vorgestellt hattest? Falls ja, das kenne ich schon."
An seinem Zögern bemerkte ich, dass er mir wohl genau so eine Story auftischen wollte und das machte mich wütend. Nicht einmal mit der Wahrheit konnte er mich in einer Situation wie dieser konfrontieren, er wollte mir einfach nur eine schöne Lüge zeigen und dachte, ich würde darauf hereinfallen.
Damals wäre ich das auch, denn ich hatte mich immer an die Hoffnung geklammert, ein Gefühl wie Liebe zu spüren. Doch dieses Gefühl konnte zu einer der schlimmsten werden, wenn es nicht von der richtigen Person kam. Und Hoseok war offenbar nicht die richtige Person für mich, denn er sah mich nur als eine Marionette in seinem Spiel.
"Du musst mir glauben, wenn ich dir sage, dass du anders als die ganzen anderen bist. Etwas an dir hat mich närrisch werden lassen, ich wollte immer mehr von dir und deswegen habe ich das auch so lange durchgezogen", erklärte er mir dann und es klang, als wollte er wirklich, dass ich ihm Glauben schenken würde.
"Durchgezogen bis zum bitteren Ende. Du hast eine Fassade aufgesetzt und mir falsche Gefühle übermittelt. Du hast mir gezeigt, wie schön es sein kann, aber gleichzeitig zeigtest du mir auch die Schattenseite dieses Gefühls", entwich es meinen Lippen und ich konnte nicht bestimmen, ob da gerade die Wut, die Trauer oder der Schmerz sprach.
"Jimin, bitte! Geh nicht weg!", drang seine Stimme in mein Ohr und ich stellte noch ein letztes Mal Augenkontakt her. Doch dieses Mal verlor ich mich nicht in der Finsternis, die seine ausstrahlten. Ich spürte mein Herz schlagen und begann mich wieder wie der zu fühlen, der ich einst war. Und ich wusste, dass dies der letzte Schritt war, meine Menschlichkeit wieder zu erlangen.
"Fahr zur Hölle, Hoseok."
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Plottwist¿
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Soul Hunter メ Jihope
Fanfiction❝Ich werde dir ein kleines bisschen Himmel und ein großes Meer der Verzweiflung zeigen.❞ Park Jimin, ein junger talentierter Tänzer, ist bitterlich in seinen Hyung Min Yoongi verliebt. Er konnte es nicht mehr ertragen, er wollte ihn unbedingt verges...