🥀Kapitel 33

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JIMIN

Erschrocken riss ich meine Augen auf und erkannte mit der Zeit, die Umrisse einer Umgebung, die ich schon beinahe nicht mehr erkannt hätte. Es war schon so lange her, seit ich hier war und um ehrlich zu sein hatte ich keine Ahnung, wie ich hier gelandet bin, doch ich fühlte mich so seltsam befreit.

Zu meiner Rechten befand sich ein Lichtschalter und diesen betätigte ich kurz daraufhin; tatsächlich erkannte ich daraufhin mein Zimmer und begann mich zu fragen, wie ich hierher gekommen sein konnte. All die Zeit war ich in der Unterwelt und habe keinen Ausweg aus dieser gefunden, wie also kam das jetzt?

Mein Kopf brummte stark und ich begann mich an meinen Streit mit Hoseok zu erinnern - ich hatte ihm eine Fahrt zur Hölle gewünscht und auch sonst konnte ich es dort einfach nicht mehr aushalten. Ich war etwas, das sich nicht als Mensch identifizieren lassen konnte und auch nicht als Dämon - Hoseok nannte mich einen Soul Hunter. Ein Wesen, das anderen Leuten ihre Seele raubt und sie dann zu einem Teil von sich macht, aber trotz meines Mangels an Gefühlen, spürte ich etwas Unangenehmes in meiner Brust, wann auch immer ich eine derartige Tat vollbrachte.

Es waren Skrupel, denn nach wie vor war auch ein Teil meines Daseins menschlich und genau dieser hielt mich auch davon ab, wahllos Menschen zu töten, um meinen eigenen Hunger zu stillen. Denn ich hasste es, mich auf Kosten anderer zu befriedigen; in diesem Fall stillte ich meinen Hunger auf die Kosten anderer Leute Leben.

Eines hatte Hoseok vermutlich nie verstanden und das war die Tatsache, dass die Gefühle eines Menschen stärker waren als er es sich vorstellen konnte. Natürlich, ich würde nicht von einem Dämon erwarten, einen Menschen zu verstehen, aber genau das war auch einer der Gründe, warum es zwischen uns beiden nicht geklappt hatte.

Ich hatte mich in diesen Mann verliebt und kurzzeitig Hoffnung geschöpft, dieser kleine Lichtblick am Horizont des finsteren Loches, in das ich zu der Zeit fiel, hatte mich am Ende nur noch tiefer in mein Verderben gestürzt, als ich realisieren musste, dass diese Hoffnung nur illusorisch und ich gefangen war.

Gefangen in den Klauen eines Dämons, der es liebte mit seinen Opfern zu spielen. Ob er jemals etwas für mich empfunden hatte, ob jemand wie er überhaupt in der Lage war, etwas derartiges wie Gefühle zu verspüren, war mir bis zu dem jetzigen Zeitpunkt noch immer unklar und es war schade, denn ich war für einen kleinen Moment der festen Überzeugung, ich wäre etwas Besonderes in seinem Leben.

Na ja, man konnte sich wohl auch irren, ich war wohl einfach viel zu naiv und trotz dieser erbitterten Realisierung, konnte ich nicht anders, als ein seltsames Brennen in meiner Brust zu spüren, wann auch immer ich auch nur an seinen Namen dachte.

Denn sein Name war verbunden mit seiner Präsenz, seinem makellosen Gesicht und dem tiefgründigen Ausdruck in seinen feurigen Augen; seinen Fingern auf meiner zärtlichen Haut und seinen rauen Lippen auf meinen, wie ich den Tanz mit einem Teufel tanzte und dachte, ich könnte ihn zu einem Engel machen.

Schnell schüttelte ich meinen Kopf, denn ich wollte nicht mehr daran denken, das Ganze würde mich noch in den blanken Wahnsinn treiben. Ich konnte so vieles noch nicht verstehen und vielleicht war das auch besser so, ich befand mich wieder in der Menschenwelt und es konnte sein, dass dies das Beste für uns war. Die Barrikade zwischen Mensch und Teufel hinderte uns letzten Endes daran, zusammen zu funktionieren. Wir waren offenbar zu verschieden, das war mir eigentlich schon klar, als ich seine sadistisch veranlagte Seite kennengelernt hatte.

Ich wusste, mich auf ihn einzulassen konnte niemals eine gute Idee sein und trotzdem tat ich es. Ich hatte es getan, ohne meinen Gedanken eine Chance zu geben, mich daran zu hindern. Und das war der Teil, der mich wie im Himmel fühlen ließ, der Kopf sollte nicht bestimmen was zutun ist, diese Aufgabe sollte das Herz in Dingen von Liebe übernehmen. Auch wenn wir alle Narren waren, was das anging.

Langsam erhob ich mich von meinem Bett und streckte mich einmal ausgiebig, ich warf einen Blick in den Spiegel und das erste, was mir darin auffiel, war meine Haut, die nicht mehr länger von diesem Tattoo beschlagnahmt wurde. Es hieß, Tattoos schienen für die Ewigkeit zu halten, doch dieses Wissen zeigte mir, dass ich meine gewünschte Menschlichkeit wieder zurück hatte. Ich war nun kein Ungeheuer mehr, konnte mein Leben in aller Ruhe weiter genießen, trotz dieser Lücke in meinem Herzen.

Ich ging nach draußen in das Wohnzimmer und wollte mir etwas zu Essen machen, schließlich war es schon Ewigkeiten her, seit ich das letzte Mal richtig gegessen hatte. Doch genau in diesem Moment entdeckte ich einen Brief auf meinem Tisch und eine üble Vorahnung überkam mich, als ich diesen in die Hand nahm und die überraschend schöne Schrift betrachtete, ehe ich anfing, mir die Worte in Gedanken durchzulesen.

»Ich weiß, ich habe vermutlich nicht das Recht, dir noch irgendetwas zu sagen. Mir ist bewusst, dass ich mit dir gespielt habe und mir ist bewusst, dass ich einen Schaden bei dir hinterlassen habe. Und dafür wollte ich mich entschuldigen, denn das hast du nicht verdient. Der Streit zwischen uns hat mir die Augen geöffnet und ich habe gemerkt, dass ich nicht die Person bin, zu der du gehörst. Ich habe dir deine Menschlichkeit wieder gegeben, damit zu dein Leben so weiterführen kannst, wie vor unserer Begegnung. Vergiss mich einfach, das wird das Beste für dich sein. Es tut mir leid und lebe wohl, Jimin. Dein Hoseok.«

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Nächstes Kapitel wird auch das Letzte sein 🔆

Soul Hunter メ JihopeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt