teufelskreis

271 34 11
                                    

du läufst neben mir her in deiner verwaschenen grauen hose und dem hellblauen shirt, das so sehr nach weichspüler riecht, dass ich es selbst gefühlte zehn meilen gegen den wind riechen könnte.

denke ich zumindest.

ich denke an vieles während ich so neben dir her laufe.
zum beispiel, dass unsere hände, meine linke und deine rechte, so alleine sind, durch wenige zentimeter und ein ganzes stück mut, an dem es uns beiden fehlt, getrennt.

einige meiner gedanken fangen mit z an und hören mit ukunft auf.
dieses wort schwebt über uns und es fühlt sich verdächtig nach gewitterwolken an, aber vielleicht auch nur, weil wir ins kalte wasser springen und weil ich nie jemand war, der überraschungen liebte.

es ist der letzte sommer davor, so heißt es und ich kann wirklich nicht sagen, ob es nach einer verheißung oder einfach nur grauenvoll klingt.
stets fallen wörter wie ernst des lebens und fragen wie was ist dein plan? und ein komisches gefühl macht sich breit.
das gefühl, dass das hier, wir beide, du, ich, die zarte hülle, eine schutzschicht aus gemeinsam erlebtem sich unweigerlich auflöst. vielleicht sogar in ein paar monaten oder jahren teil dessen sein wird, was wir gedanklich in unserer hintersten, knarzenden schublade verschließen und nur gelegentlich, wenn überhaupt, an der oberfläche unseres gedächtnisses auftauchen lassen werden.

mein kopf schwirrt wie die mücken über das feld, meine gedanken fahren karussell und werden nicht müde.
du siehst mich an mit deinen rehbraunen augen und ich würde dir auf der stelle alles glauben, aber du sagst nichts.

da sind nur die grillen, die zirpen, da ist nur das gras, das wir platt treten, die spur, die wir hinterlassen.
auf dieser wiese, in diesem leben, in deinem und meinem.

da ist nur die metallene coladose in meiner rechten hand. das geräusch des letzten bisschen warmer brauner brühe, das hin und her schwappt, hin und her. an kohlensäure hat es längst verloren.
nur die zigarette in deiner linken, die im orange des abendhimmels glimmt, leise vor sich hin.

da sind nur die zentimeter, die uns trennen und über die wir uns in ein paar jahren vielleicht ärgern werden.
ärgern, weil wir zu feige waren.
ärgern, weil es anders hätte sein können.

wir laufen nebeneinander her und doch beide getrennt und das nicht nur durch die zentimeter, sondern auch durch unsere pläne.
du willst dorthin und ich weiß noch nicht wohin.
mit mir.
meinen gefühlen und gedanken.

du willst weg und ich, dass du bleibst, aber das sage ich dir nicht.

all diese unausgesprochenen worte und ungetanen dinge laufen zwischen uns, nehmen uns fast unmerklich an die hand, aber wenn wir sie verdrängen, und darin sind wir unangefochtene meister, dann gibt es sie nicht mehr, dann gibt es nichts zu spüren.
dann gibt es nichts, was zwischen uns läuft.

und da läuft ja auch wirklich nichts, denn im grunde laufen wir doch beide im kreis.

jeder in dem seinen,
nebeneinander,
aber immer knapp
am anderen vorbei.

was wir dachten zu seinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt