Ich nahm die plumpen Schritte meines Wachhundes war, doch da waren noch andere, sanftere. Es war Karola. Sie war alleine. Natürlich war sie das, den anderen schien ich es wohl nicht wert zu sein sich zu entschuldigen. „Warte Lori", keuchte sie und hechtete mir hinter her, was angesichts ihrer hohen Schuhe und dem sperrigen Kleid ziemlich drollig aussah. Ich hatte nicht vor zu warten, aber meine Füße verweigerten mir den Dienst, also verschränkte ich meine Arme um ihr Zittern zu verbergen und wartete. Sie atmete schwer und ihr Kopf war hochrot angelaufen als sie vor mir zum Stehen kam, die Hand in die Hüfte gestemmt. „Ich b-bin ... das Rennen in diesen Schuhen nicht gewöhnt", keuchte sie. „Falsch. Du bist das Rennen generell nicht gewöhnt". „Ertappt". Sie lächelte, doch es erreichte ihre Augen nicht. „Weißt du, ich kann es nicht ertragen, wenn du traurig bist. Deswegen tu mir einen Gefallen und lächle." Ärgerlich stieß ich die Luft aus. „Ich hoffe du verstehst, dass ich momentan nicht in der Stimmung bin". Karola schien meinen Einwand nicht zu bemerken, stattdessen schnappte sie meinen Arm und hackte sich, ehe ich mich weigern konnte, bei mir unter. „Gehen wir ein Stück". Ich ließ meinen Blick über die prachtvollen Korridore mit ihren schimmernden Kronleuchtern und den kunstvollen Stuckleisten schweifen. Ausnahmsweise konnte ich mich an ihrer Schönheit nicht erfreuen. Meter für Meter wurde es das Licht schummriger und das Ambiente weniger luxuriös. Ein Luftzug umstreifte meine Schultern und ließ mich frösteln. Karola hatte mich in den hinteren Teil des Westflügels geführt, der noch nicht renoviert worden war. Die meisten Zimmer standen leer und nur wenige Menschen verirrten sich in das alte Gemäuer. Abrupt blieb Karola stehen, vor Schreck stolperte ich fast über den Saum meines Kleides. Sie nahm meine Hände in ihren und drückte sie, dann wandte sie sich dem Soldaten zu, der zwei Meter hinter uns zum stehen gekommen war. Seine Haltung war so stolz wie sonst auch. „Könntest du uns ein Stückchen Privatsphäre gönnen?" Ohne irgendeine Regung in Mimik und Ausdruck trat er drei Schritte zurück. Ein genervtes Schnauben entwich Karola. „Mehr können wir wohl nicht erwarten", meinte sie und lächelte mich an. Ich antwortete nicht, stattdessen konzentrierte ich mich auf das Auf und Ab hüpfen ihrer silbernen Creolen. „Ich kann nicht für die anderen sprechen, aber ich für meinen Teil wusste nicht das Sorea dich nicht einladet." Eine ungezügelte Welle Wut schwall in mir hoch, es kostete all meine Macht sie zu bekämpfen. „Schon klar", sprach ich, wobei meine Stimme frostig klang. Karola wich meinen Blick aus, was mich noch mehr erzürnte, zu gern würde ich sie mit meinem Blick taxieren. „Nein wirklich", meinte sie. „Aber nur ein Wort deiner Seitz und ich gehe nicht". Ich löste meine Finger aus ihrer schwitzigen Umklammerung und lockerte sie. Die Schwiele an meinem Finger mahnte mich zur Vernunft. Schnell versteckte ich meine Hände hinter den Falten meines Kleides. „Wer ist sonst noch eingeladen?", fragte ich sie, mit bebender Stimme. Karola schien einen Moment zu zögern, dann antwortete sie mir: „Ich, die anderen drei, Soreas Schoßhündchen Alea, Florin, Janis, Erus und irgendein Baron Korian Galic, der mir bisher unbekannt ist." Überrascht zog ich eine Augenbraue hoch. „Ist mein Bruder nicht geladen?". Nachdem sie mir erklärt hatte, dass zwar eine Einladung erhalten hatte, aber aufgrund einer Besprechung nicht erscheinen kann, fiel mir ein Stein vom Herzen. Der dicke Nebel der meinen Verstand um waberte und keinen Platz für gute Stimme ließ, lichtete sich ein Stück weit. Karola schien mein Schweigen falsch zu deuten. „Weißt du was? Wir holen uns Decken, ein, zwei Karaffen Wein und ein gutes Spiel und machen uns einen gemütlichen Abend im alten Turm. So wie früher". Mit einem warmen, vorsichtigen Lächeln blickte sie mir entgegen. „Nein". „Ich weiß du bist verärgert, aber lass mich - " „Ich sagte Nein, da du zu diesem Picknick gehen mussten. Erus ist da, vielleicht springt er dieses Mal über seinen Schatten und spricht dich an". Ich holte meine Hände hinter meinem Rücken hervor und hielt ihre damit fest. „Wirklich?", fragte sie zögernd. Ihre Nasenflügel zuckten wie immer, wenn sie nervös war. „Aber ja", meinte ich in meiner lieblichsten Stimme und hackte mich bei ihr unter. Sie gehen zu lassen kostete mich unglaublich viel Selbstbeherrschung. Karola schien nicht überzeugt, folgte mir aber den Gang entlang. Schon bald kamen wir wieder in die schöneren Bereiche des Palastes. Vor dem Korridor der zu den königlichen Gemächern führte blieb ich stehen, zog sie in eine kurze Umarmung und verabschiedete mich von ihr. Ich schaffte es jedoch nicht ihr viel Spaß zu wünschen.
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Dem Untergang Geweiht
Historical FictionKremera - ein Reich im Herzen des Kontinents das von Unruhen geplagt wird. Immer öfter kommt es zu Angriffen auf die Königsfamilie und das von ihnen geführte Regime. Während der Großteil der Bevölkerung darum bemüht ist nicht zu verhungern, sorgt si...