07.06

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"Jeden Tag dasselbe.
Jeden Tag sagt meine Mutter, dass ich mich nur noch ein bisschen mehr anstrengen muss und alles wie früher werden wird.
Jeden Tag glaube ich ihr nicht.
Jeden Tsg erwidere ich nichts, denn ich kann nicht mehr.
Jeden Tag frage ich mich, wie ich mich denn noch mehr anstrengen soll, wenn mir selbst die Kraft zum Sprechen fehlt.
Jeden Tag stirbt ein weiterer Teil von mir.
Und was tue ich...Nichts...rein gar nichts. Ich stehe einfach da und sehe zu, wie ich in mich zerfalle.
Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich neben Hestia stehe, wir beide auf meinen kraftlosen Körper sehen und den Moment abwarten an dem er zerfällt.
Doch ich glaube ehrlich gesagt gar nicht, dass sie auf diesen Augenblick wartet, denn etwas hat sich verändert.
Sie spricht mich öfter an, versucht zu reden, aber es ist sinnlos.
Genauso gut könnte sie versuchen Kontakt mit einer Wand aufzubauen. Dies ist einerseits dumm und anderseits auch noch hoffnungslos. Niemand spricht mit Wänden, das wäre ich ja zu absurd.
Nein, nicht absurd, einfach komplett dumm. Mein Bruder hätte gesagt: So einer Person hat man ins Hirn geschissen.
Aber mein Bruder ist nicht mehr da. Er ist tot. Der einfachste Weg um seinem Leiden zu entgehen.
Und diesen Weg werde ich auch einschlagen. Wann, wo und wie weiß ich noch nicht, aber ich werde es tun. Es wird mir so einiges ersparen.
Es ist, als würde all saß Wasser aus dem Becken, indem ich gefangen bin, verschwinden. Denn nur so lange ich lebe, habe ich die Chance, wieder an die Oberfläche zu kommen...zurück in mein Leben. Mit meinem Tod gebe ich auch diese Möglichkeit ab. Es ist wie wenn man auf einem wilden Pferd reitet. Sobald du dann absteigst, beendest du deinen Versuch, nur das man in diesem Fall auch wieder aufsteigen kann. Ich kann es nicht mehr.
Wenn das Wasser weg ist, ist alles vorbei. 
Nun könnte man meinen, dass man es nicht tun solle, weil man es ja wieder und wieder versuchen könnte, doch irgendwann will man es nicht mehr probieren. Ich habe es versucht und wie ich das habe, doch alles hat sein Ende. Ich habe es auch."

Während des Lesens haben sich Tränen in meinen Augen gesammelt, die nun ungehindert über meine Wangen fließen. Zärtlich zieht Luna mich in ihre Arme. Ich klammere mich fest an ihren zierlichen Körper.
Dies war das letzte Kapitel, vor dem, das ich bereits gelesen habe. Es ist  vorbei und dennoch fühle ich mich kein Stückchen besser. Jolie hat erreicht, was sie wollte. Ich fühle, wie sie gefühlt hat. Jede ihrer Handlungen kann ich nun verstehen, selbst die, die ihr das Leben gekostet hat. Für Jolie gab es keine andere Lösung. Die gab es im ersten Kapitel schon nicht und nun auch nicht. Alles kam, wie es kommen musste und ich konnte sie nicht aufhalten. Niemand hätte es gekonnt.
Ich weine und weine und weine. Luna hält mich fest in ihrem Arm und lässt mich nicht los.
Es fühlt sich gut an, jetzt nicht allein zu sein, sondern das mich jemand festhält.
Ich hätte so eine Person für Jolie sein sollen. Ich hätte sie fest in meine Arme schließen sollen. Meine Gefühle hätte ich ihr zeigen sollen, anstatt mit ihr zu sprechen.
Nach der ganzen Zeit, in der ich nicht gesprochen habe, habe ich gemerkt, dass Worte nicht so viel bedeuten. Taten sind es, die wir brauchen. Taten, Umarmungen, Beistand und Nähe. Kein Wort der Welt kann dies ersetzten.
Sanft streicht Luna durch mein Haar. Ich lasse mich gegen sie sinken. Mein Herzschlag beruhigt sich langsam.
Ich bin nicht allein. Vielleicht war ich zerstören, in meine Einzelteile zerlegt, doch nun bin ich wieder heil. Ich bin gesund.
Nie wieder will ich mich von allen trennen und mich zurückziehen. Ich brauche die Menschen um mich herum.
Vorsichtig löse ich mich von meiner Freundin und sehe in ihre blauen Augen.
Sie brauchen auch mich. Das hier ist kein nehmen und bekommen. Das ist ein nehmen und geben.
Sie lieben mich, wie ich sie liebe.
Also werde ich auch ihnen helfen, wie sie mir helfen.
Auch wenn wir so verschieden sind, gehören wir zusammen. Wir sind eine Familie und eine Familie hält zusammen. Immer.

[Sorry falls hier viele Rechtschreibfehler sind. Da ich im Urlaub bin, kann ich das ganze nicht durch mein Rechtschreibprogramm jagen. Wenn ihr was sehr könnt ihr mich gerne drauf aufmerksam machen.]

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