Kapitel 5

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Kapitel 5

Meine Güte,was hatte der Kerl nur für traumhafte Muskeln! Ich dachte,ich wäre gegen eine Tür gelaufen und nicht gegen so einen Waschbrettbauch.

„Sorry,ich hab dich nicht gesehen.“ Renés Augen blitzen belustigt auf,während seine Stimme den Raum erfüllte, und musterten mich eindringlich.

„Dann mach doch einfach mal die Augen auf.“ Genauso unfreundlich,wie ich ihm geantwortet hatte,quetschte ich mich an ihm vorbei und stolzierte erhobenen Hauptes davon. Naja,sagen wir es anders,es war so geplant,doch meine Schuhe machten mir einen Strich durch die Rechnung,denn ich knickte um und flog nicht gerade sehr anmutig auf die Nase.

Ein tiefes Lachen ertönte hinter mir. Verärgert drehte ich mich zu René um und funkelte ihn böse an.„Das war alles geplant. Ich wollte nur testen,ob der Boden weich genug für einen Sturz auf High Heels ist. Test bestanden.“

„Ja natürlich. Ich habe mir schon so etwas in der Richtung gedacht.“

Ein Lächeln schlich sich in mein Gesicht. „Du weißt nicht zufällig,wo mein Zimmer ist?“

„Möchte die Dame aus dem Irrgarten gerettet und zu ihrem Zimmer geleitet werden?“

„Ich nehme mal an,dass soll heißen,du weißt wo mein Zimmer ist.“

Erneut entfuhr ihn ein Lachen.

„Komm,ich helfe dir hoch.“ Nur wenige Sekunden später stand er neben mir und bot mir seine Hand an.

„Hände weg,einen feuchten Dreck wirst du tun. Ich schaff das auch alleine.“

Abwehrend hielt René die Hände vor seinem Oberkörper und lachte erneut.

„Schon gut,ich wollte ja nur helfen. Tu,was du nicht lassen kannst.“

Anmutig stand ich auf und sah ich herausfordert an.

„Worauf wartest du eigentlich? Bring mich auf mein Zimmer.“

„Da hat wohl jemand noch nie von so etwas wie 'Höflichkeit' und dem kleine Wörtchen 'Bitte' gehört“

René murmelte das zwar vor sich hin,doch ich verstand jedes einzelne Wort. Wortlos drohte ich ihm mit Hilfe eines giftigen Blickes.

Der Rest der Weges verlief erstaunlich ruhig,sodass ich endlich in Ruhe nachdenken konnte.

So schlecht ist der Tag doch gar nicht verlaufen,oder? Ich hab mich mit meiner Mentorin angelegt,bin in einen Haufen aufgeblasener Machos gestolpert,hab mich verlaufen,werde für einen kranken Stalker gehalten und ich hab mich vor René blamiert.

Na,wenn das kein gelungener Tag war! Frustriert seufzte ich. Perfekter Start in ein beschissenes Leben!

Plötzlich fasste mir jemand an den Arm und riss mich dadurch brutal aus meinen Gedanken.

„Wir sind da.“

Nicht gerade freundlich entriss ich René meinen Arm,ging ohne ein weiteres Wort in mein Zimmer und knallte die Tür hinter mir zu. Ein modriger Geruch stieg mir in die Nase und Kälte hüllte mich ein. Schnell lief ich zum Fenster und öffnete es,um den Geruch los zu werden.

Erschöpft schmiss ich mich auf mein Bett,kuschelte mich in meine Decke,um der Kälte zu entfliehen, und schloss die Augen. Doch leider nur für wenige Sekunden,den der modrige Geruch nahm zu. Genervt öffnete ich die Augen und blickte Gerade Wegs in schwarze,leblose Augen. Mit einem Aufschrei setzte ich mich auf und fauchte das Mädchen an.

„Himmel noch mal,hast du noch nie was von anklopfen gehört? Allison ist nicht da,also kannst du dich direkt wieder verziehen!“

Stumm und ausdruckslos drehte sich die Fremde um und verschwand durch die Tür. Mit gemischten Gefühlen sah ich ihr nach. Modegeschmack ist wohl nicht im Alles-perfektioniert-sich Set enthalten. Das herunter gekommene schwarze Kleid kann doch unmöglich jemanden gefallen! Außerdem sah sie alles andere als perfekt aus. Die Aschblonden Haare hingen zerzaust und verfilzt an ihr runter und schmeichelten nicht gerade ihrem müdem Gesicht. Von Deo oder Dusche hatte das Mädchen wohl auch noch nie gehört,denn mit ihr zusammen war auch der modrige Geruch verschwunden.

Im selben Moment bemerkte ich,dass die Kälte ebenfalls verschwunden war. Für einen Augenblick blieb ich verunsichert und vor allem verwirrt sitzen,doch dann beschloss ich,etwas gemütlicheres anzuziehen. Schnell schlüpfte ich aus meinen Jeffrey Campbell und genoss dieses erleichterte Gefühl an den Füßen. Nachdem ich meine enge Hose gegen eine gemütliche Jogginghose ausgetauscht hatte,legt ich mich erneut auf mein Bett und schloss erschöpft die Augen.

Im selben Moment ließ mich ein lauter Knall wieder Hochfahren.

Himmel,die Leute hier haben es wohl nicht so mit Privatsphäre.

„Nur weil ich mein Zimmer teilen muss,gebe ich nicht meine Privatsphäre auf. Im Zukunft wird geklopft und erst nach dem 'Herein' wird das Zimmer betreten.“

Genervt sah ich Allison,die die Augen verdrehte.

„Was denn für eine Privatsphäre? Hast du angst,dass ich dich beim rum knutschen mit deinem Teddybär erwische?“

„Ich hab vor nichts Angst! Aber das ist nicht der Hauptgrund. Ich will nicht,dass deine herunter gekommenen Freunde plötzlich im Zimmer stehen und mich beim schlafen stalken.“

„Ich weiß nicht,von wem du redest. Wenn du beim Essen aufmerksam gewesen wärst,hättest du bemerkt,dass meine Freunde gepflegt sind.“

„Himmel,ich hab jetzt echt kein Nerv für diese Diskussion. Können wir uns drauf einigen,dass wir in Zukunft klopfen und nach zehn Sekunden rein kommen?“

„Von mir aus. Aber bevor du dich wieder hinlegst und dich deinem Schönheitsschlaf hingibst,möchte ich dich über den Plan für die nächsten Tage informieren und dich darauf hinweisen,dass es bequemer ist im Pyjama zu schlafen.“

Zu meinem bedauern musste ich zugeben,dass Alli Recht hatte. Während ich in meinem Schrank etwas suchte,was mir noch passen könnte,erzählte sie mir von ihrem Plan.

„Morgen können wir in Ruhe ausschlafen. Frühstück gibt es bis 12 Uhr,von daher sollte das kein Problem darstellen. Zwischen Frühstück und Mittag zeige ich dir die Schule,vor allem deine zukünftigen Unterrichtsräume und gebe dir deinen Stundenplan,mit einem Plan von diesem Haus. Nach dem Mittagessen gehen wir shoppen. Falls du dir sorgen ums Geld machst,die Academy bezahlt den ersten Einkauf nach der Verwandlung,also schlag ordentlich zu. Übermorgen fängt dein erster Schultag an. Um 8 Uhr triffst du dich mit deinen neuen Klassenkameraden im Gemeinschaftsraum und danach beginnt dein neuer Schulalltag.“

Überfordert mit diesen ganzen Informationen ließ ich mich in mein Bett fallen.

„Wie soll ich mir das denn alles merken?“

„Macht dir darüber keine Sorgen,Vampire haben ein sehr ausgeprägtes Gedächtnis. In der Regel vergessen so gut wie gar nichts“

Himmel,diese Fähigkeit hätte ich ruhig schon früher haben können. Lernen fiel also somit weg. Überglücklich kuschelte ich mich in mein Bett und genoss die Dunkelheit,die sich um mich bildete. Schnell gewann die Müdigkeit die Oberhand und entführte mich ins reich der Träume.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 15, 2014 ⏰

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