Ruhig saß Jeanne vor dem Spiegel und ließ sich von ihren Bediensteten schminken, nachdem sie bereits angekleidet wurde. Weder setzte sie die anderen unter Druck, noch erhob sie die Stimme und das musste sie auch nicht. Ein einziger starrer Blick genügte, um auszudrücken, dass sie keine Lust mehr hatte noch mehr Zeit damit zu verbringen, den anderen beim Herumhuschen zuzuschauen. Zeitverschwendung. Wenn es etwas gab, dass sie auf den Tod nicht leiden konnte, dann war es Zeitverschwendung. Als Prinzessin Frankreichs hatte sie es auch nicht nötig sich damit aufzuhalten, denn dafür hatte sie andere, die sich für sie um die unangenehmen Angelegenheiten kümmerten, die sie definitiv nicht interessierten.
»Herrin, es ist Zeit«, hörte sie die Stimme ihres Haus- und Hofmeisters, der den Raum gerade betreten hatte. Sie sagte nichts, sah kurz zu ihm und wandte sich dann Lumière zu, der bereits mit einem Kerzenleuchter neben ihr stand, um für besseres Licht zu sorgen, wenn sie sich im Spiegel betrachten wollte. Ihr längeres, blondes Haar wurde streng nach hinten gekämmt und mit einem Band zusammen gebunden. Puder sorgte dafür, dass ihr Teint makellos war. Mit einem Pinsel hatte man den Bereich um ihre Augen mit blauer sowie weißer Farbe derart geschminkt, dass es wirkte als würde sie eine Maske tragen. Es wirkte beeindruckend, hervorstechend, genauso wie sie es haben wollte.
Farblich war an ihr alles abgestimmt. Ihr Gewand für den heutigen Abend bestand aus einem Anzug im dunklen blau. Ihre schwarzen Stiefel reichten bis zum Schienbein und saßen über der gleichfarbigen Hose. Über ihrer weißen Bluse, trug sie eine dunkelblaue, geschlossene Weste und zu guter Letzt einen Mantel, welcher ihr bis zu den Kniekehlen reichte. Zwar war die Weste bereits mit goldenen Verzierungen geschmückt, doch der Mantel, welcher von der Farbe her an ein Mitternachtsblau erinnerte, war prächtig. Der Rücken war mit goldenen Punkten versehen, die einem das Gefühl vermittelten, man würde in einer klaren Nacht die Sterne am Himmel bewundern. Entlang der Knopfleiste waren ebenfalls goldene Verzierungen, die am unteren Ende des Mantels einen größeren Teil für sich einnahmen. Sich als Prinzessin derart zu kleiden und nicht in einem Ballkleid zu einer von ihr veranstalteten Festlichkeit zu erscheinen war höchst unkonventionell. Sicher tuschelte man in den umher liegenden Dörfern, doch gab es niemanden, der ihr das verbieten konnte. Ihre Eltern waren bereits beide vor Jahren verstorben und sie konnte mit ihren siebzehn Jahren durchaus eigene Entscheidungen treffen.
Als sie den großen Ballsaal betrat, fing ihr Maestro an am Klavier zu spielen. Um die fünfzig jungen Frauen waren in weißen Kleidern versammelt, verbeugten sich vor ihr und fingen daraufhin an zu tanzen. Jeanne ging an den Damen vorbei und genoss es ihnen zuzusehen. Sie hatte veranlasst ihr Schloss nur mit den schönsten Dingen und den schönsten Gästen zu schmücken. Ihre Einschränkung, dass sie keine männlichen Tanzpartner wünschte, sorgte sofort für fragende Blicke und sie konnte sich auch denken, was man über sie sagte. Nur war es ihr egal. Niemand traute sich ihr das ins Gesicht zu sagen und das war auch gut so, für ihre Untertanen. Derartige Respektlosigkeiten würde sie ihr gegenüber nicht dulden.
Sie achtete auf den Takt und entschloss sich im richtigen Moment sich dem Tanz anzuschließen. Gekonnt bewegte sie sich zu Musik und erinnerte sich ohne Anstrengung an die Schritte dieses Hoftanzes. Alles sah wunderbar choreographiert aus, jede wusste genau, wie sie zu tanzen hatte, während die Prinzessin sich eingliederte und sich inmitten der Damen wieder fand. Sie liebte diesen Teil der Festlichkeit. Wenn es nur darum ging sich zu amüsieren, ohne sich mit ihren Untertanen unterhalten zu müssen oder bevor sie dazu kamen sie um etwas zu bitten. Jeder wollte immer irgendwas, es war ermüdend. Doch das hier nicht. Das hier liebte sie.
Noch ehe sie dazu kamen den Tanz zu beenden, klopfte es plötzlich an den großen Fenstern des Saals. Überrascht und gleichzeitig irritiert blieb sie stehen, ebenso wie die anderen. Dass man das Klopfen überhaupt hören konnte, war im ersten Moment schwer zu glauben, da draußen ein Sturm herrschte. Verärgert blickte sie zur Quelle der Störung.
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Beauty and the Beast (wlw)
FanfictionBelle lebt in einem Dorf, in dem sie sich wie eine Außenseiterin fühlt und auch so behandelt wird. Als ihr Vater geschäftlich kur verreisen muss und ihm etwas widerfährt, macht sich Belle auf die Suche nach ihm. In einem düsteren Schloss trifft sie...