Heilende Wunden

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Für die nächsten Tage folgte Belle einem bestimmten Rhythmus, den sie, ohne es direkt beabsichtig zu haben, angenommen hatte. Nachdem sie aufgestanden war, sah sie nach Jeanne, pflegte ihre Wunden, verbrachte Zeit mit ihr, aß etwas und erkundete das Schloss, bis sie wieder zurück zu Jeanne ging, um sich um sie zu kümmern. Es überraschte sie, dass sie mit ihr nicht so schlecht auskam, wie sie zuerst angenommen hatte. Sie hatte sich einige Biss- und Kratzwunden zugezogen. Die einen waren schnell verheilt, die anderen benötigten noch etwas Zeit. Da auch ihre Beine nicht verschont wurden, war sie die ersten Tage ans Bett gefesselt, da es zu sehr geschmerzt hatte auf eigenen Beinen zu stehen, doch mittlerweile waren auch diese soweit verheilt, dass sie nicht mehr im Bett liegen musste.

Belle hatte sich bemüht vorsichtig zu sein, denn obwohl die Hausherrin aussah als würde ihr nichts etwas anhaben können, war sie wehleidiger, als Belle an ihren schlimmsten Tagen.

»Wie lange bist du schon verflucht?«, fragte Belle sie irgendwann neugierig. Bisher hatte sie es vermieden sie direkt darauf anzusprechen, weil sie gemerkt hatte, dass das ein sensibles Thema war. Jeannes Mundwinkel zuckte kurz, doch statt scharf angefahren zu werden, wie Belle gerade erwartet hatte, verhielt sich Jeanne ruhig.

»Ein paar Jahre. Ich versuche nicht darüber nachzudenken wie lange das nun so geht.«

»Und es gibt nichts, was man dagegen unternehmen könnte?«, wollte sie wissen. Madame Pottine hatte zwar gesagt, dass sie das nicht kümmern sollte, doch sie hatte Jeannes Meinung dazu noch nicht gehört und war interessiert mehr darüber heraus zu finden. »Es gibt nichts, was du tun könntest. Dieser Fluch ist meine Bürde, nicht deine. Ich würde es vorziehen nicht darüber zu sprechen.«

Belle nickte und würde sie nicht mehr drauf ansprechen. Vorerst jedenfalls. Es gab sicher mehr darüber zu erzählen, sie wollte sie nur nicht einweihen. Vielleicht vertraute sie ihr auch einfach noch nicht und das konnte sie ihr nicht übel nehmen. Sie kannten sich erst seit wenigen Tagen und der Umstand, wie sie sich kennen gelernt hatten war nicht zwingend der Grundstein für eine blühende Freundschaft gewesen. Wenn Belle darüber nachdachte, warum sie eigentlich hier war, wurde sie nur wieder wütend und spürte den Drang in sich zu fliehen. Allerdings hatten sich seit ihrem Aufenthalt in diesem Schloss zwei Dinge geändert. Jeanne hatte sie gerettet und sie wusste nun über diesen Fluch bescheid. Auch, wenn die Bediensteten es nicht direkt gesagt haben, glaubte Belle nicht, dass es nichts gab was sie tun könnte. Sie wollte helfen, sie wusste nur noch nicht wie.

»Gut, worüber möchtest du dann reden?«

Jeanne sah sie an, überlegte, aber sagte nichts oder fand nichts worüber sie sprechen könnte.

»Dir fällt kein Thema ein?«, fragte Belle überrascht.

Jeanne rutschte von ihrem Bett, stand auf und zog sich den Mantel an. In einer Hose und einem Hemd, wirkte sie nicht mehr so zügellos wie in den zerrissenen Sachen, als Belle sie das erste Mal gesehen hatte. »Für Gewöhnlich führe ich keine Gespräche über meine Interessen mit Bauer- mit anderen«, kam es von ihr mit einem Räuspern. Ihr Verhalten hatte sich vielleicht etwas geändert, aber Belle erkannte in ihr noch immer die erwachsene Version eines verzogenen, arroganten Görs.

»Wenn du mehr Zeit mit Bauern verbracht hättest würde es dir sicher nicht so schwer fallen nicht so eingebildet und oberflächlich zu sein.« Auch Belle stand von ihrem Stuhl auf, ein Buch in der Hand, welches sie zuvor noch, während Jeanne schlief, gelesen hatte.

Diese drehte sich sofort zu ihr um, offensichtlich unzufrieden über ihre Worte. »Was fällt dir ein!«, es vergingen nur wenige Sekunden, da hielt sie inne und setzte erneut an. »Wie dir vielleicht aufgefallen ist bin ich die Hausherrin in einem Schloss. Mein Stand ist weit über dem von einfachen Landleuten, ich hab es nicht nötig mit ihnen zu reden.«

Beauty and the Beast (wlw)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt