Rauchen

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~Sue
2 Monate später

Mein Herz trommelte wie ein Presslusthammer gegen meine Brust, als das imposante Gebäude der Richard Nixon Highschool in meinem Blickfeld auftauchte. Gut 2 Monate war es nun her, dass ich dieses Haus zum letzten mal betreten hatte. Damals war ich schwanger gewesen; schwanger und frisch getrennt von meinem Ex Freund . Bis heute wusste ich nicht, was ich mal an Daniel gefunden hatte - aber ich war froh, dass ich ihn hinter mir gelassen hatte, obwohl ich sein Kind erwartete.

Bei dem Gedanken an Chris musste ich leise seufzen. Den Namen hatte ich mir immer für mein Kind vorgestellt - dann würde es entweder Christian oder Christina werden und ich hätte schon davor immer einen Namen für mein Kind gehabt.

Ein lautes Hupen hinter mir riss mich aus trübsinnigen Gedanken und ich richtete meine Aufmerksamkeit wieder auf die Straße, wo mir eine grüne Ampel fast vorwurfsvoll entgegen leuchtete.

"Himmel, ich fahr ja schon...", brummte ich mehr zu mir selbst, als zu dem Fahrer hinter mir und bog schwungvoll nach links in die kleine Straße, die zu den Lehrerparkplätzen führte, ab.

Mein Blick wanderte automatisch über die größtenteils zimlich teuren Wägen, die alle genau da standen, wo ich sie in Erinnerung hatte. Die Lehrer an dieser Schule waren - wie leider auf viele der Schüler - zimliche Bonzen und alles was mich an dieser Schule noch hielten, waren das privatschulenmäßige Gehalt, der kurze Fahrweg und mein bester Freund Theo.

Ich schmunzelte leicht, als ich sah, dass der vorletzte Parkplatz, auf dem ich eigentlich immer stand, frei war. So wie ich Theo eben kannte, hatte er jeden Kollegen vergrault, der auch nur in Erwägung gezogen hatte, dein Parkplatz von seiner Sushi - wie er mich liebevoll nannte - zu benutzen.

Ich stellte den Motor aus, nahm meine dunkelrote Wildledertasche vom Beifahrersitz und schwang mich aus dem Auto. Kaum war ich ausgestiegen, empfing mich die kühle Mai Luft, die ich mir ehrlich gesagt etwas wärmer erhofft hätte. Ich schlug den Kragen meines schwarzen Mantels hoch und stöckelte auf unsicheren Beinen in Richtung Haupteingang. Es war ungewohnt nun wieder hier zu sein. Ungewohnt - aber trotzdem freute ich mich. Den ganzen Tag nur in meiner Wohnung zu hocken und nachzudenken war irgendwie nicht so hilfreich gewesen, wie die Ärztin, die mir diese Auszeit verschrieben hatte, geglaubt hatte.

"Hallo Sue!!", brüllte mir plötzlich eine Stimme entgegen und ich wandte erstaunt meinen Kopf nach links, wo es normalerweise außer ein paar Büschen und einer dichten, dunkelgrünen Hecke nichts zu sehen gab. Normalerweise. Aber genau in diesem Moment quetschte sich ein Mädchen mit lockigen, hellblonden haaren hinter einem Gestrüpp hervor und rannte wie von der Tarantel gestochen auf mich zu. Ich konnte gerade noch meine Arme ausbreiten, bevor das nur etwa 1,50cm große Mädchen in meine Arme flog und dabei notgedrungen ihr Gesicht an meinen Busen pressen musste.

"Lucy!", keuchte ich erschrocken auf, musste aber grinsen, als die 16 jährige ihren Kopf hob und mich mit ihren blaugrauen Augen aufgeregt anblitzte. "Du bist wieder da!" Mein Lächeln wurde noch etwas breiter und ich strich ihr sanft über die Haare bevor ich einen zarten Kuss darauf hauchte.

Lucy war die Tochter meiner älteren Schwester Rachel und benahm sich auch dementsprechend - trotz der immer wiederkehrenden Moralpredigten, mich in der Schule wie eine Respektsperson zu behandeln. Aber aufgrund ihrer kindlichen und absolut liebenswerten Art, die so gar nicht zu einem Teenager passen wollte, nahm es ihr meistens niemand übel.

"Das bin ich!", meinte ich lachend und löste sanft aber bestimmt ihren Klammergriff von meinem Bauch. "Aber sag mal - was hast du denn da hinten im Busch gemacht?" Der Gesichtsausdruck meiner Nichte wechselte von überglücklich zu zimlich betreten und ich Blick wanderte zu ihren Schuhspitzen.

"Ähm... Also wir... Also ich natürlich! Also ich habe... geraucht." Ich seufzte laut und verdrehte leicht die Augen. Ich hatte mich bereits im Studium von den Glimmstängeln verabschiedet, aber da Rachel immernoch eine regelmäßige Raucherin war, hatte ich mir eigentlich schon denken können, dass meine Nichte - engelhaftes Aussehen und kindliches Auftreten hin oder her - es früher oder später auch einmal ausprobieren würde.

Ich öffnete schon den Mund um Lucy gehörig meine Meinung über das Rauchen zu geigen, als plötzlich eine weitere Stimme aus dem Gestrüpp ertönte und sich ein dunkelblonder Wuschelkopf in mein Blickfeld schob. "Man Luc, das stimmt doch gar nicht! Wenn schon haben wir gepafft, und das auch nur 2 Sekunden!"

Ich hob eine Augenbraue und sah den besten Freund meiner Nichte spöttisch an. "Harry, das glaubst du doch wohl selber nicht! Sei froh, dass ich Lucys Mutter nichts davon erzähle, dass du ihre Tochter zum Rauchen anstiftest!"

Selbst auf die 4 bis 5 Meter Entfernung konnte ich sehen, wie Harry schluckte und mich erschrocken ansah. Ohne mich weiter um ihn zu kümmern wandte ich mich wieder meiner Nichte zu und legte ihr eine Hand auf die Schulter.

"Wir reden später, ja? Ich muss jetzt rein, aber wenn du einen Tipp von deiner alten, erfahrenen Tante haben willst - lass den Mist, okay? Das macht nur Ärger!" "Mit 29 ist man doch nicht alt!", kicherte Lucy, nickte dann aber ernst und schenkte mir einen Estutmirechtleid Blick.

Ich zwinkerte ihr nochmal zu, dann drehte ich mich um, straffte die Schultern und ging so selbstbewusst wie möglich weiter in Richtung Haupteingang, vor dem sich jetzt schon deutlich mehr Schüler tummelten als vorhin.

Okay, alles wird gut. Es gibt keinen Grund zur Panik; das sind alles Schüler die du kennst und es gibt keinen. Grund. Nervös zu sein.

Purple Hair II gxg txsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt