2

96 10 0
                                    

„Hallo ,Serena!“, begrüßte mich Scarletts Mutter fröhlich und ich lächelte sie freundlich an. Jedoch verdüsterte sich ihr Blick, als sie mich genauer musterte.

„Alles in Ordnung, Serena?“ ,fragte sie mich besorgt. Ich nickte. „ Mom ,sie hatte mal wieder einen Paranoia –Anfall“ Ich setzte mich auf einen Stuhl und schloss die Augen, ehe ich ansetzte.

„ Ich habe etwas knacken gehört und ich weiß nicht. Es hat sich definitiv nicht nach einem Tier angehört. Dann bin ich gleich losgerannt.“ „Das war auch richtig so“, Scarletts Mom, Breva, strich mir leicht über den Rücken. Sie war wie eine ältere Version von Scarlett.

Dann erhob sie sich und murmelte „Ich mache euch jetzt mal einen Kakao“, damit verschwand sie und ließ uns allein.

Wir redeten und redeten und so merkte ich nicht, wie es draußen begann zu regnen. Das Problem war , dass die Wolken den Himmel so schon verhingen und man so schwerer erkennen konnte, wie spät es war.

Scarletts Dorf war zwar etwas reicher und hatte einen Strahler, aber ihre Familie, seit ihr Vater gestorben war, eher arm und zu allem Überdruss war ihre Uhr kaputt gegangen und sie konnten sie noch nicht reparieren lassen.

"Ich glaube ich sollte mal los, sonst muss mich Keith mal wieder holen“, grinste ich und suchte eilig meine Sachen zusammen. Meine beste Freundin nickte und reichte mir meine Tasche. Ich nahm sie und tastete nach der Lampe.

Sie war nicht da. Weg. Ich spürte, wie mir der kalte Schweiß ausbrach und so schloss ich die Tasche unauffällig wieder. „ Also ich geh dann mal wieder“, lächelte ich nervös und ging zur Tür.

„ Serena ,sei vorsichtig“ Ich wandte mich um und fühlte mich an die Worte meiner Mutter erinnert. Ich zog die Kapuze meiner Wolljacke über den Kopf und nickte, ehe ich hinaus in den Regen  stapfte.

Je mehr ich mich vom Haus entfernte ,desto mehr nahm meine Angst zu. Ohne Lampe war ich sprichwörtlich ein gefundenes Fressen. Doch wann hatte ich sie verloren? Egal!

Ich konnte nicht einfach Scarlett fragen, ob sie mir ihre borgen könnte, da sie diese ebenso benötigten, wie ich . Das wäre egoistisch. Ich atmete tief ein und ging weiter, während sich der kalte Regen durch meine Jacke fraß und unablässig an mir nagte.

Der Wald hatte sich von einer kleinen Feuerpracht mit bunten Blättern in einen Geisterwald verwandelt. Die Bäume schwangen unruhig umher und sangen ein Lied vom Tod, wie es mir schien.

Ich blieb kurz stehen, schloss die Augen und betrat den unheimlichen Wald, in dem schon so viele gestorben waren. Jetzt gab es kein zurück mehr. Ich musste nach Hause und meiner Mutter helfen ,die mit zwei Kindern schon genug Arbeit hatte. Zudem musste ich ihr auf dem Acker zur Hand gehen, denn Keith ging für uns zum Jagen und Amber war noch zu jung zum arbeiten. Sie ging noch zur Schule.

Meine Gedankengänge wurden jäh unterbrochen, als ich Schritte hörte. Ich rannte los. Das war kein Tier, das war ein- ich spürte den kaltem Atem der Bestie in meinem Nacken und als mich das Vieh an der Schulter packte trat ich nach hinten aus.

Ein Stöhnen erklang. Woodler stöhnen nicht. Sie fühlen keinen Schmerz, die Rezeptoren werden nach der Umwandlung nämlich nicht mehr vom Gehirn aktiviert. Ruckartig fuhr ich herum und meine Augen wurden groß.

„Keith?“ ,fragte ich entsetzt. Mein bester Freund lag am Boden zusammengesunken und sah mich mit schmerzverzerrtem Gesicht verärgert an. Ich biss mir auf die Lippe und blickte ihn zerknirscht an. „ Tut mir Leid. Ich dachte du wärst ein Woodler! „

Er nickte nur und sein Blick wurde sofern ich das in der Dunkelheit erkennen konnte, weich. „Machen wir ,dass wir von hier verschwinden. Wo ist denn die Taschenlampe?“ Meine Augen wurden groß. Hatte er denn etwa keine dabei?

„Serena!“, fuhr er mich gereizt an. Ich sah zu Boden und murmelte: „ Ich habe sie heute Mittag verloren“ „ Du hast WAS?“ „Ich dachte ein Woodler wäre hinter mir her“, verteidigte ich mich und blickte ihn wütend an.

Er dachte jetzt wahrscheinlich dasselbe ,wie ich: Allein in einem Wald ,bei Dunkelheit und fünf Kilometer von unserem Dorf entfernt. Scarletts Dorf war jetzt nicht mehr betretbar, da sie einen Zaun um das Dorf gebaut hatten ,der in der Nacht geschlossen wurde.

Ich hörte, wie er scharf einatmete und dann flüsterte „Lauf! Lauf!“ Ich gehorchte auch wenn ich mich vor Kälte kaum noch bewegen konnte. Ich drehte mich zu Keith um, doch da war keiner. „ Keith?“ ,rief ich ängstlich.

„Serena, lauf! Kannst du nicht hören?“, nahm ich seine Stimme von weiter weg wahr. „Ich gehe nicht ohne dich!“, brüllte ich schon fast ,wobei sich meine Stimme fast überschlug und kehrte um. Ich würde ihn nicht allein lassen.

Meine Beine trugen mich so schnell über den Boden, dass ich meine Umgebung nur sehr schlecht wahrnehmen konnte und das Adrenalin gab mir Kraft.

Ich wusste, dass etwas nicht stimmte und sackte auf dem Boden zusammen, als ich an der Lichtung angekommen war. 

„Keith wo bist du?“, schrie ich und dass sah ich seine braunen Haare im Blitzgewitter aufleuchten. Doch er war nicht mehr allein.

Woodler [On Hold]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt