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Ich konnte ihn kaum sehen, so schnell war er. Gerade eben stand er noch hier und in der nächsten Sekunde stand er auf der Lichtung. Ich ergriff meine Chance und rappelte mich mühsam auf.

Dann versuchte ich unauffällig näher zu hinken. Hinter einem Baum erspähte ich Keith, der regungslos und mit geöffneter Brust auf dem nassen Waldboden lag und neben ihm ein glänzender, klumpiger brocken.

Ich fuhr zusammen ,verlor das Gleichgewicht und mein gesundes Bein rutschte nach hinten weg. Dabei die ganze Zeit das Bild von ihm vor Augen.

Mein Körper fiel den Hang unter mir hinunter. Immer wieder stieß ich an Steinen oder Zweigen an. Ich gab einen leisen Schmerzensschrei von mir, als sich mein verletztes Bein schmerzhaft um die eigene Achse drehte.

Meine Augen wollten einfach nicht aufhören Tränen zu produzieren, wegen dem Bein wegen Keith. Keith, er war tot! Mein bester Freund! Der mir gezeigt hatte, wie man einem Huhn das Genick bricht , ohne es unnötig leiden zu lassen, wie man Popcorn machte, der mir das Reiten beigebracht hatte, auch wenn ich am Anfang gefühlte tausend Male runtergefallen bin!

Ich fühlte mich innerlich zerschlagen. Als hätte mir jemand zahlreiche Wunden in den Körper gerissen und Salz darüber gestreut.

Als ich einen animalischen Faucher hörte, fuhr ich zusammen. Ich hatte gehofft es wäre Keith. Doch es war er nicht. Nein, Keith war tot. Nie würde er heiraten, Kinder bekommen, alt werden.

Das war alles meine Schuld! Ich spürte, wie ich von dieser Gewissheit, Schuld an seinem Tod zu sein, förmlich erdrückt wurde. Ja, wenn ich die Lampe nicht verloren hätte, lägen wir jetzt vielleicht beide in unseren Betten. Er hätte keine furchtbaren Schmerzen durchleiden müssen und hätte nicht sein Leben gelassen. Und das alles wegen mir.

Ich schluchzte auf. Warum war ich nur so paranoid? Alles war wegen meiner Paranoia, die mich glauben lassen hatte, ein Reh wäre ein Woodler. Die Woodler waren doch sowieso an allem Schuld!

Ihretwegen lag ich hier zum Tode verurteilt, Keith hatte sein Leben ausgehaucht und Keiths Mutter und Schwester musste ich auch noch alles erklären. Dass wegen mir ihr Sohn nicht wiederkehren würde. Was war ich nur für ein Unmensch? Ich war nicht besser, als die Woodler. Es half nicht darübernachzudenken!

Alles,was ihn ausmachte, war verschwunden. Dort oben lag nur noch eine leere Hülle und es war meine Schuld, die Woodler hörten nur auf ihre Instinkte!

„Keith, es tut mir so leid“, flüsterte ich, während Tränen wie kleine Perlen aus meinen Augen kullerten und mein Gesicht benetzten, die wiederum durch den Regen verwischt wurden.

Inzwischen war ich nicht nur bis auf die Knochen durchnässt, sondern auch über und über mit Schlamm und etwas anderem klebrigem beschmiert. Ich versuchte vom Hang wegzurobben, doch ich hatte mich in etwas verhakt.

Verzweifelt riss ich an meiner Jacke, deren Ärmel sich mit einem geräuschvollen Reißen von mir verabschiedete, wobei das Ding, an dem ich mich verfangen hatte, in den Arm schnitt.

Endlich befreit kroch ich mit extrem langsamer Geschwindigkeit über den matschigen Waldboden. Als ich einen Baum erreichte, zog ich mich an ihm hoch und leider konnte ich nicht verhindern zu weinen. Schritt für Schritt kämpfte ich mich voran, weg von diesem Jungen, weg von Keith, fort von den übrigen Woodlern.

Der Schmerz über seinen Verlust zerfetzte mich halb und ich schrie verzweifelt und vor Schmerz auf. Ich hoffte die Woodler hatten mich nicht gehört, und wenn gewährten sie mir einen weniger grausamen Tod, obwohl ich wusste, dass ich genau das verdient hatte. Wie sollte ich noch in den Spiegel schauen können?

Ich hörte hinter mir den Wind laut pfeifen und gleich darauf war er um mich. „ Los tötet mich! Hier bin ich!“ , rief ich mit lauter, kratziger Stimme. Ehe ich mich versah, wurde ich schon von hinten gepackt, mein Mund zugehalten und unsanft gehoben.

Ich sah, wie die Bäume an mir vorbei wischten und drückte mich an die Person. Im Moment schlotterte ich wie Espenlaub und mein Kopf fiel zur Seite. Jegliche Kraft war aus mir gewichen und meine Augen starrten in den Nachthimmel. Mein Bein pochte nur noch taub.

Ich nahm am Rande wahr, dass die Person an Tempo zulegte und mich dann auf den Boden legte. „Wer bist du ?", krächzte ich und meine Stimme drohte zu versagen. „Niemand" , murmelte er kalt.„Was-" -ich schrie auf ,als ich bemerkte, wie die Person mein Bein nahm und mit einem Knacken, die Knochen wieder an die richtige Position brachte.

„Ein Leben so einfach wegzuwerfen" , zischte die Stimme wütend. „Keith", schluchzte ich leise. Etwas Kühles berührte meine Wange und er stand auf. „ Nein! Nicht gehen!", stotterte ich und meine unverletzte Hand presste ich an meine Brust.

Die Person drehte sich um und bunte Augen leuchteten mich an. „Dein Herz gehört mir!", zischte er, ehe er sich umwandte und verschwunden war. Das war das letzte, was ich wahrnahm, ehe ich in die tiefe Dunkelheit gezogen wurde.

So ein neues Kapitel :) Danke nochmal die Kommenatrschreiber und natürlich die übrigen Leser :)) hab mich echt gefreut . Sowas versüßt einem den harten Schultag

Aalso, Serena scheint ziemlich heftig verletzt zu sein. Wahrscheinlich wäre aber jeder so geschockt, wenn so etwas mit seinem besten Freund/ Freundin passieren würde.

Wie findet ihr die Woodler so? Oder Serena? :)

LG Vanessa (:

Woodler [On Hold]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt