Kapitel 42

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Romans Sicht

Ich laufe aus dem Wasser und wische mir die Wassertropfen aus meinem Gesicht. Wenn es eins gibt, was ich mehr hasse als die Kälte, dann ist es Salzwasser im Gesicht! Es brennt in den Augen und immer hast du diesen widerlichen Salzgeschmack im Mund. Durch den heißen Sand laufe ich zu meinem Handtuch und lasse mich auf dieses fallen, um mich mit Hilfe der Sonne zu trocknen. Mein Blick gleitet über den Strand, weißer Sand, türkis farbendes Wasser und viele Menschen mit guter Laune! Mir geht es gut. Es kann einem bei diesem geilen Wetter und der hammer Aussicht auch nur gut gehen! Ich habe keine Verpflichtungen, kann die Seele baumeln lassen und endlich einen klaren Kopf bekommen. Über eine Woche bin ich nun auf dieser schönen Insel und ich genieße die Zeit mit meinen besten Freunden und meinem Bruder. Marco fährt leider schon morgen zurück, dann steht sein Familienurlaub an. Stimmt, für mich sind es auch nur noch wenige Tage, bis ich in den Flieger steige und in die Schweiz fliege. Ich richte mich auf, meine Arme stütze ich auf die angewinkelten Knie und schaue auf das Wasser. Ich freue mich nicht auf die Schweiz, dort wartet die bittere Realität auf mich, mit der ich nicht konfrontiert werden will. Es geht mir so gut wie schon lange nicht mehr, dieses Gefühl möchte ich nicht hergeben. Seufzend gehe ich mir durch das Gesicht. Ich schnappe mir mein Handy und halte es in meiner Hand, eine Weile starre ich auf dieses. Schließlich entsperre ich es und gehe auf WhatsApp, um auf meinen und Aiyanas Chat zu gehen. So lange wir getrennt sind haben wir auch nichts voneinander gehört. Mir fällt ihr neues Profilbild auf, neugierig tippe ich auf dieses.

Einen Augenblick lang schaue ich es mir an

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Einen Augenblick lang schaue ich es mir an. Sie wirkt befreiter und sieht sehr glücklich aus. Ein leichtes Lächeln huscht mir über die Lippen, doch es verfliegt schnell, als ich an den Kuss nach dem Derby denken muss. Abstand wollte und will ich immer noch, doch ihre Nähe hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht. Als ihre Lippen auf meinen lagen, wollte ich auf einmal mehr von diesem Gefühl. Ich habe es bekommen, es fühlte sich gar nicht so schlecht an, aber auch nicht richtig. In mir schrillten sämtliche Alarmglocken und mir wurde klar, ich bin mal wieder zu weit gegangen. Ich weiß was Aiyana möchte, ich weiß es schon lange, aber ich kann und werde es ihr nie geben. "Hat da jemand Sehnsucht nach seiner Perle?" Nico lässt sich in den Sand fallen und grinst mich an. Daniel setzt sich neben ihn und sieht mich genervt an. "Was willst du mit der? Such dir hier etwas Spaß!" Ich schaue Daniel nur an, Marco taucht hinter Daniel auf und verpasst ihm einen Schlag auf den Hinterkopf. "Vergebene Männer zum fremd gehen verleiten! Wie wäre es, wenn du dir mal eine Freundin suchst?" Daniel ist ziemlich angepisst, nuschelt etwas vor sich hin und geht mit Nicolas zurück ins Wasser. Marco setzt sich kopfschüttelnd zu mir und schaut auf mein Handy. "Sie sieht glücklich aus" sagt er lächelnd und deutet auf Aiyanas Bild. Ich nicke ihm zu, "ich tue ihr nicht gut", ich drehe mich zu Marco, der mich entgeistert ansieht.

Marco: So wie du dich im Augenblick verhältst, tust du das auch nicht.

Roman: Es wird nicht besser werden.

Marco: Was soll das heißen?

Roman: Ich überlege, den Vertrag zu beenden.

Marco: Bist du von allen guten Geistern verlassen?! Ne mein Freund, das wirst du nicht tun!

Roman: Schau sie dir doch an, sie ist zu Hause bei ihrer Familie und glücklicher als in Dortmund. Ich werde ihre Wünsche nie erfüllen Marco. Besser ich beende alles, als wenn sie sich Hoffnung macht und sich quält.

Marco: Du willst ernsthaft aufgeben, ohne es vorher probiert zu haben? Du möchtest deine Liebe loswerden, nur weil du zu feige bist, deine Gefühle zu zulassen? Das ist unfair und egoistisch Roman!

Roman: Ich liebe sie nicht.

Marco: Und ob du das tust! Du willst es dir nur nicht eingestehen! Aber weißt du was? Renn in dein Unglück! Bitte heule mir später nicht die Ohren voll, wie sehr du alles bereust!

Marco steht auf, nimmt seine Sachen und verlässt wütend den Strand. Einen Moment schaue ich ihm hinterher, bis ich meinen Blick wieder zum Display richte. Sie ist glücklich dort, warum nimmt sie mir die Entscheidung nicht ab und bleibt in Schweden?

Es ist sehr spät geworden. Wir haben uns dazu entschieden, einen Club zu besuchen und etwas feiern zu gehen. Aber so wirklich Lust habe ich nicht, mir hängt die Auseinandersetzung mit Marco noch im Magen. Den restlichen Tag hat er nicht mit mir geredet oder mich beachtet. Ich hasse es, mit meinem Bruder zu streiten, doch er muss sich aus meinen Angelegenheiten raus halten. Ich sitze an der Bar und knibbel an dem Etikett meines Bieres rum. "Es tut mir leid Roman." Mein Bruder setzt sich neben mich an die Bar, ich nicke kurz. "Warum scheint jeder besser zu wissen, was ich fühle? Es ist mein Leben." Mein Blick geht zu Marco, der mich nur ansieht, "ich möchte dich vor einem großen Fehler bewahren" sagt er schließlich und legt seine Hand auf meine Schulter. "Aber es ist dein Leben und du allein bestimmst, welche Personen in diesem eine Rolle spielen." Er lächelt mich kurz an und lässt mich dann alleine zurück. Marco hat es endlich eingesehen, es ist mein Leben und ich entscheide, wer eine Rolle in diesem spielt. Für Aiyana und das Kind sehe ich keine. Wüsste Marco, dass Aiyana schwanger ist, würde er endlos lange auf mich einreden. Es würde ihm dennoch nichts bringen. Ich nehme den letzten Schluck meines Bieres und möchte den Club verlassen, ich muss hier raus und nach denken. Den Jungs sage ich bescheid und mache mich auf den Weg nach draußen. Die frische Luft tut einfach gut, die stickige Luft dort drinne war kaum noch auszuhalten. Gerade als ich los laufen wollte, werde ich sanft am Arm gepackt und umgedreht. Vor mir steht eine junge Frau, ich schätze sie Anfang zwanzig. "Ich habe dich beobachtet. Du siehst unglücklich aus." Ihre langen Fingernägel fahren langsam meinen Arm hoch und halten am Kragen meines Hemdes. "Vielleicht kann ich dir deinen Kummer nehmen." Von meinem Kragen gleiten ihre Finger Richtung Knopfleiste und öffnen den ersten Knopf. Dabei sieht sie mich verführerisch an, ihre Augen spielen mit mir. Ihr Gesicht kommt meins näher, bis sich unsere Lippen zaghaft berühren. "Lass mich machen" flüstert sie, meine Hände legt sie an ihren Hüften und drückt sich enger an mich. Ihre Hände legt sie in meinen Nacken und küsst mich fordernder. Wir sind mitten in einer wilden Knutscherei und ich weiß nicht, ob es richtig ist. Einen Moment schließe ich meine Augen, um in mich hinein zu horchen. Statt nach einer Antwort zu suchen, sehe ich Aiyana vor meinen Augen. Sofort löse ich mich von der jungen Schönheit, die nicht gerade erfreut wirkt. Ohne ein Wort zu sagen drehe ich mich um und laufe zu unserem Hotel. Warum denke ich bei diesem Kuss an Aiyana? Warum schwirrt sie mir heute ständig in meinen Gedanken? Wie gerne möchte ich die letzen Tage noch einmal erleben, wo sie kein Teil meiner Gedanken war. Ich weiß wirklich nicht, was ich tun soll. Alles fühlt sich falsch an, irgendwie nicht richtig. Aber nicht richtig wäre es, Aiyana in Dortmund festzuhalten, wenn sie nicht glücklich ist. Keiner von uns ist in der momentanen Lage glücklich. Ach keine Ahnung, ich will mir darüber jetzt keinen Kopf zerbrechen, ich möchte einfach nur ins Hotel und schlafen.

Ein gezwungenes Leben mit Roman BürkiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt