Kapitel 39

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Romans Sicht

In der Kabine herrscht ein reges Treiben, morgen ist das vorletzte Spiel der Saison und das wird gegen unseren Rivalen stattfinden. Alle sind heiß auf den Derby-Sieg, wir liegen drei Punkte hinter den Bayern und hoffen noch auf ein Wunder. Stillschweigend ziehe ich mir meine Trainingssachen an, ich habe nicht wirklich Lust mich an den Gesprächen zu beteiligen. "Roman, ist alles in Ordnung bei dir?" Jule stellt sich vor mich und sieht mich besorgt an. "Klar, alles bestens. Mein Leben könnte nicht besser laufen." Mit einem gefakten Lächeln schnappe ich meine Handschuhe und verlasse die Kabine. Vor wenigen Monaten war mein Leben perfekt, ich war frei, glücklich und wurde nicht mit der Vergangenheit konfrontiert. Doch das hat sich alles geändert. Ich habe das Gefühl, alles noch einmal zu durchleben, wieder hintergangen und verletzt zu werden. Aiyana habe ich ehrlich gesagt nicht so eingeschätzt, sie wirkte ruhig, natürlich und einfach, irgendwie anders eben. Da sieht man mal, wie einen das Gefühl täuschen kann, wie die Frauen einen mit ihren Spielchen um den Finger wickeln. Wieder einmal wurde mir gezeigt, dass man niemanden vertrauen kann. Auch nicht den jenigen bei dem man glaubt, sie seien vertrauenswürdig. Es macht mich einfach wütend, dass mal wieder ich der Dumme bin! Angespannt laufe ich über den Platz, wo Matthias schon mit Marwin und Eric auf mich wartet. "Da ist ja der Herr! Nicht in guter Stimmung?" lacht Matthias und lehnt sich an das Tor. "Nein und lass uns jetzt anfangen." Ich ziehe mir meine Handschuhe an und stehe bereit im Tor.

Es ist ziemlich warm geworden, weshalb wir am Rand sitzen und eine große Trink Pause machen. Durch das Training konnte ich meine angestaute Wut endlich raus lassen. Ich fühle mich etwas besser und kann mich nun entspannen, schließlich ist morgen ein wichtiges Spiel. Nach der Pause trainieren wir nicht mehr lange, "geht nach Hause und ruht euch für morgen aus" waren Luciens Worte. Gesagt, getan - Nach dem ich geduscht und mich fertig angezogen habe, verlasse ich die Kabine und möchte schnell einkaufen fahren. Doch soweit komme ich nicht, als Jule und Marcel mich wie immer an meinem Auto abfangen.

Roman: Was gibt's?

Marcel: Ist alles in Ordnung mit dir? Du wirktest ziemlich geladen.

Roman: Alles bestes.

Ich habe keine Lust, zu meiner gerade wieder gefundenen guten Laune Ade zu sagen. Ohne ein weiteres Wort drehe ich mich um und möchte die Autotür öffnen, als Jule sie wieder zu drückt.

Roman: Was soll das!

Jule: Wir merken doch, dass dich etwas bedrückt! Das kannst du uns nicht verschweigen! Mensch Roman Wir sind deine Freunde! Du kannst uns doch alles erzählen.

Roman: Aiyana hat mir gestern gesteckt, dass sie schwanger ist!

Einen Moment ist es still, meine Arme verschränke ich vor der Brust und schaue in den blauen Himmel. Da ist sie wieder, meine scheiß Wut.

Jule: Glückwunsch Bruder! Das ist doch eine tolle Neuigkeit! Unser Roman ein Papa, das ist doch was!

Roman: Eine super Neuigkeit.

Marcel: Wieso freust du dich nicht? Kinder sind etwas wundervolles.

Roman: Weil ich dieses Kind nicht will! Das hat doch Aiyana alles geplant! Ich sollte sie schwängern, damit sie mein Geld kassieren kann!

Jule: Das hast du ihr nicht ernsthaft gesagt oder? Die Krönung wäre ja noch, dass sie abtreiben soll!

Mein Blick geht zum Boden, ich sage dazu einfach mal nichts.

Marcel: Nicht dein Ernst Roman! Du hast ihr ernsthaft gesagt, dass sie Abtreiben soll?!

Roman: Na und!

Jule: Du bist eindeutig zu weit gegangen! Denkst du auch einmal an Aiyana, wie sie sich vielleicht fühlen könnte? Nein, das tust du nicht, weil du ein egoistisches Arsch bist! Du hast doch dein Ding versenkt, also musst auch du die Verantwortung tragen! Was ich dir bereits sagte, Aiyana ist nicht wie Elena!

Marcel: Komm endlich zur Vernunft Roman.

Die beiden drehen sich um und machen Anstalten zu gehen, als Jule sich noch einmal zu mir umdreht. "Ich finde es übrigens super, dass Aiyana das Kind behält und dir somit die Stirn bietet" und mit diesen Worten dreht er sich um. Ich beobachte die beiden, wie sie sich immer weiter entfernen. In mir kocht es, Aiyana hier und Aiyana da! Niemand fragt auch nur einmal, wie ich mich fühle! Aber gut, ich bin eben ein egoistisches Arsch. Wütend drehe ich mich zu meinem Auto, steige ein und fahre mit Vollgas zum nächsten Supermarkt.

Mit dem Einkaufswagen laufe ich durch die Gänge und versuche mich zu beruhigen. Aber so ganz klappt es nicht, das Gespräch mit den Jungs habe ich immer noch im Hinterkopf und dann kommt noch der Druck wegen des Spiels dazu. Seufzend biege ich in den nächsten Gang, entgegen kommt mir eine schwangere Frau, die glücklich über ihre Kugel streicht. Ihr Mann, Freund, was auch immer legt seine Hand ebenfalls auf den Bauch und strahlt richtig. Ich verdrehe die Augen und laufe schnell in den nächsten Gang. Gedankenverloren laufe ich durch diesen und überlege, was ich denn heute Abend kochen kann? In meinen Gedanken gehe ich die verschiedensten Gerichte durch, bis ich neben mir ein Wimmern war nehme. Ich schaue zu meiner rechten, neben mir steht ein Vater mit seinem Baby, dass er in der Trage hin und her wippt. Ganz ehrlich, was soll das? Wieso muss ich jetzt überall Schwangere oder Eltern mit ihrem Säugling begegnen? Genervt packe ich meinen Wagen und laufe zur Kasse, die Lust nach einkaufen ist mir vergangen. Zurück zu Hause ist es still, mit dem Einkauf laufe ich in die Küche, wo mir ein Zettel auffällt.

Bin mit Jenny und Sarah unterwegs

Gott sei Dank, dann habe ich noch etwas Ruhe. Ich verstaue den Einkauf und mache mir erstmal einen Kaffee, den brauche ich jetzt. Mit meinem fertigen Kaffee setze ich mich an die Theke und nehme einen großen Schluck aus meiner Tassen. Mein Blick fällt auf das Heftchen, welches neben mir liegt. Lange starre ich auf den Mutterpass, in meinen Augen viel zu lange. Ich ringe mit mir, ob ich diesen nehmen soll und einen Blick hinein werfe. Eigentlich will ich es nicht, doch wie von selbst greift meine Hand danach und schon halte ich es in den Händen. Mit zitternden Fingern öffne ich langsam den Mutterpass, wobei mir das Ultraschallbild in die Hände fällt. Ich nehme das Bild in meine Finger und betrachte es, man erkennt nicht viel, nur einen kleinen schwarzen Fleck. Mein Daumen streicht vorsichtig über das Bild. Lang ist es her, dass ich das letze mal ein Ultraschallbild in den Händen gehalten habe. Die Erinnerungen an die Vergangenheit tun immer noch sehr weh, Tränen bilden sich in meinen Augen. Ein Grund, warum ich das Kind nicht will, ich will mit der Vergangenheit nicht konfrontiert werden! Schnell wische ich mir die Tränen weg und packe das Bild zurück in den Mutterpass und schmeiße das Ding zurück auf den Tisch. Ich will das Kind nicht! Nichts und niemand wird mich je umstimmen können!

Ein gezwungenes Leben mit Roman BürkiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt