Es waren wenige Leute anwesend. Ray hatte keine Familie. Seine Mutter war schon tot, sein Vater hatte er nie gekannt und die einzigen Freunde die er gehabt hatte waren Jake und Flynn, die erstaunlicher Weise beide hier waren. Mit Ivy, dem Pfarrer und den Leuten aus dem Beerdigungsinstitut machte das sechs Leute. Wie gesagt, nicht viel. Aber Rays Fall war von den Medien zerrissen worden, sodass keiner um solch einen Menschen trauern wollte.
Sie haben ihn nicht so gekannt, wie Ivy es einst getan hatte.
„Er war kein böser Mensch. Das wissen wir", hatte Jake gesagt und Flynn hatte genickt, als sie ihr ihr Beileid ausgesprochen hatten.
Jetzt stand Ivy alleine vor seinem Grab und dachte an all die vergangene Zeit. Die guten, wie die schlechten Tage. Ray war einst ihr alles gewesen. Sie hatte ihm so viel zu verdanken und sie würde es nicht vergessen. Egal was geschehen war, Ivy würde Ray so in Gedanken behalten, wie er einst als junger Teenager gewesen war. Wild, witzig und leidenschaftlich. Er hatte Ivy ins Leben geholt und das würde sie ihm nie vergessen.
Es fing irgendwann zu regnen an. Ivy war die einzige, welche noch am Grab stand. Unter seinem Namen und den Daten war ein einziger Satz eingemeisselt worden: Du bleibst uns in Erinnerung, so wie du warst. Sie drehte sich um und verliess den Friedhof.
Hier endete ein wichtiger Teil ihres Lebens. Sie wusste nicht, wie es weiter gehen würde, aber es würde ohne Ray weiter gehen und dieser Gedanke machte sie traurig, ängstlich und liess sie Erleichterung fühlen. Ivys Inneres war ein Chaos und es würde noch eine lange Zeit brauchen, bis sie wieder einen Weg einschlagen konnte, mit klaren Gedanken und einem offenen Herzen.
Jenny wartete am Eingang der Kirche. Sie hielt Ivy den Regenschirm entgegen und gemeinsam gingen sie den Weg zu Ivys Wohnung schweigend. Ivy hatte mit dem Gedanken gespielt die Wohnung zu verlassen. Es waren zu viele Erinnerungen darin um auch nur einen Tag dort drinnen verbringen zu können.
Jenny hatte ihr vorgeschlagen gemeinsam eine WG zu gründen. Sie war dabei.
Ihr Umzug würde jedoch erst im nächsten Monat stattfinden. Im Moment hatte sie einfach zu viele Dinge, die erledigt werden mussten, bevor sie mit einem Umzug klar kommen konnte.
Da waren beispielsweise ihre Eltern.
Sie hatten in den Medien von Ray erfahren. Es hatte keinen halben Tag gebraucht und sie waren in die Stadt geflogen. Keine Stunde und sie waren vor Ivys Tür gestanden.
Ivy konnte sich noch genau an ihre Gesichter erinnern. Es war als hätten die Jahre Schweigen nicht existiert. Als sie ihre Eltern vor sich stehen sah, waren die Tränen wieder hochgekommen und sie hatte sich in die Arme ihrer Mutter gestürzt. Wie ein Kind, das sich am Knie geschürft hatte, suchte sie den Schutz und die Geborgenheit in ihnen.
„Es tut mir so leid", hörte sie ihren Vater flüstern. Kein: Ich habe es dir gesagt, oder wieso hörst du nicht auf uns.
Nein, einfaches Verständnis. Etwas was sie schon lange in ihren Eltern gesucht hatte.
Sie hatte viel mit ihren Eltern aufzuholen. Es gab vieles was ausgesprochen werden musste, aber die ersten Schritte wurden eingeleitet und sie wusste, dass sie dieser einen Person zu danken hatte.
Sie wusste jedoch nicht wie. Denn Charles Hastings schien es nicht zu geben.
Sie erinnerte sich daran, dass sie nach dem fürchterlichen Albtraum in einem Krankenhaus aufgewacht war. Sie war in Schock gewesen und hatte das Bewusstsein verloren, hatte ihr eine Krankenschwester gesagt.
Sie hatte sofort nach Ray gefragt. Der Arzt hatte sofort seinen Tod bestätigt. Zwei Schüsse in die Brust. Ivy hatte Mühe gehabt nicht wieder in einen Schock zu verfallen. Als sie jedoch nach Charles gefragt hatte, hatte sie nur Schweigen erhalten.
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Future Man
عاطفيةWas tun, wenn man von einem Typen verfolgt wird, der einen besser zu kennen schien, als man sich selber? Ivy war gerade in dieser Lage und sie konnte sich nicht erklären, weshalb dieser Charles-Typ ihr so hinterher schnüffelte. Sie wusste ja nicht...