Kaptitel 2

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Elias

"GUTEEEN MOORGEEN FRAUU SICHEEEL."
"Guten Morgen liebe Klasse 11c. Setzt euch bitte! Heute sprechen wir über euer soziales Praktikum in den nächsten drei Wochen. Jeder wird erzählen wo er sein Praktikum macht und weshalb er es sich ausgesucht hat. Emy fang bitte an."
"Ich mache mein Praktikum im Kindergarten, weil..."

Ich   bin    so   unfassbar   müde! Wozu nicht nur Frau Sichels langweiliger Unterricht beiträgt sondern auch, dass ich gestern bis halb vier mein Lieblingsbuch gelesen habe. Ich kenne nicht viele Jungs die lesen. Meine Mutter hat mir früher viel vorgelesen. Als ich älter wurde hab ich begonnen selber zu lesen. Meine Mutter hat tonnenweise Bücher aus der Bücherei ausgeliehen und ich hab alle nacheinander verschlungen.
Als meine Eltern sich trennten hab ich angefangen E-Books zu lesen, weil ich zu faul war, mir Bücher selbst auszuleihen.
Mein Vater, bei dem ich lebe, hält nichts von Bücher. Er meint ich soll mehr Computerspiele spielen. Jedes Jahr schenkt er mir welche zu Weihnachten und zum Geburtstag und jedes Jahr rühre ich sie nicht an und Räume sie in irgendeine Schublade.

"Elias? Halloo! Du bist dran."
Ich schrecke hoch. Ich war vollkommen in Gedanken versunken und hab gar nicht gemerkt wie Frau Sichel mich auffordernd anschaut.
"Ich.. ähm.. Also ich mache mein Praktikum in einem Kinderheim in Eintege"
"Und warum?", stöhnt meine Klassenlehrerin.
"Weil mein Vater mich schon öfter in ein Kinderheim stecken wollte und es mich interessiert wie es sich dort lebt."
"Danke Elias. Und du Emma?"

Ich versinke wieder in Gedanken. Wann darf ich endlich nach Hause? Auf meiner Schule sind nur Arschlöcher. Die einzige ehrenhafte Person ist mein bester Freund Alan. Er führt seid drei Jahren eine Beziehung mit Emma. Eine blonde Tussi, die aber eigentlich auch ganz nett sein kann.
Alan und ich sind Nachbarn und wir sind schon ewig beste Freunde. Ich befinde mich wahrscheinlich öfter bei ihm zuhause als bei mir. Aber seid der Trennung ist mein Vater unerträglich. Er versucht auf dating Websites seine Liebe des Lebens zu finden und läd jede Woche um die fünf Typen zu uns nach Hause ein. Ja, Typen.
Mein Vater ist schwul... Ich hab damit kein Problem, aber irgendwie finde ich das ziemlich belastend für meine Mutter. Sie hat acht Jahre eine Beziehung mit ihm geführt ohne zu wissen das er eigentlich auf Männer steht.
Nach seinem Outing hat sie die Scheidung eingereicht und ist für immer verschwunden. Natürlich vermisse ich sie, aber ich hab mich an die Situation gewöhnt und bin eigentlich glücklich wie es ist.

Als es klingelt, verlassen alle den Raum und ich werfe meine Sachen in meinem Rucksack und verlasse so schnell wie möglich das Gebäude.

You are (not) aloneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt