Kapitel 3

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Marla

Es klopft an der Tür. Isi springt auf, um sie zu öffnen und stößt sich auf dem Weg ihren Zeh am Bett. Sie schreit kurz auf und öffnet die Tür. Elliot steht etwas beschämt vor der Tür. "Ähm, hallo? Darf ich reinkommen?", fragt er schüchtern.
Elliot, schüchtern? Das hab ich ja noch nie erlebt.
Er schaut mich an. Ich spüre wie meinen Wangen sich rosa färben.
"Natürlich! Komm rein. Ich muss dann auch los. Tschühüüs!", erwidert Isi.
Nein.. Das kann sie mir nicht antun. Sie darf ich mich nicht mit ihm alleine lassen. Ich will gerade Isi sagen, dass sie bleiben soll, doch da war sie schon in den langen Fluren des Kinderheims verschwunden.

Eine peinliche Stille entstand. Ich bin stur genug um nicht den Anfang zu machen. Das wär ja noch schöner. Ich wollte nicht mal, dass er kommt, dann kann er auch reden.

"Tschuldigung..", murmelt Elliot.
Ist das sein Ernst?? Das ist jetzt alles? Ich werde wütend. Sehr wütend.
"Elliot! Du hast hast mich betrogen. Du hast mein Vertrauen missbraucht. Du hast mich hintergangen und belogen. UND DAS EINZIGE WAS DU DAZU ZU SAGEN HAST IST TSCHULDIGUNG?!?" Fassungslos lasse ich mich ins Bett fallen. Ich möchte, dass er geht.
"Also.. Es tut mir leid.. Das war ein Unfall... Ich hab nichts gefühlt... Sie hat mich zuerst geküsst... Das wird nie wieder vorkommen.", stammelt er.

Nein das wird wirklich nicht wieder vorkommen, weil er nicht länger mein Freund sein wird.
"Es ist aus mit uns! Ich möchte, dass du jetzt gehst. Bitte." Nachdem ich diese Worte ausgesprochen habe, bereue ich sie etwas.
Nein, es war die Beste Entscheidung.
Elliot geht zur Tür, öffnet sie und dreht sich nochmal um. Er schaut mir mit seinen blauen Augen tief in die Augen. Ich muss mich beherrschen ihm nicht in die Arme zu springen. Er dreht sich wieder um, geht raus und schließt leise die Tür.

Ich bin alleine. Er hat mich alleine gelassen. Meine Eltern haben mich alleine gelassen. Meine Wut hat sich aufgelöst und ich bin nur noch traurig.
Als es leise klopft, setzte ich mich aufrecht hin. Wenn das Elliot ist, muss ich ihn leider wieder raus schmeißen. Die Tür öffnet sich und mein Siebenjährige Schwester Olivia kommt weinend herein. Ich springe auf, nehme sie auf meinen Arm und setzte mich mit ihr auf mein Bett.
Ich streichel sie über ihren Arm und sie beruhigt sich langsam.
"Was ist los, Livi?", frage ich sie. Ich hasse es wenn sie weint. Ich bin die einzige die sie noch hat. Mein Vater war bei der Bundeswehr und ist im Krieg umgekommen, als unsere Mutter gerade mit Olivia schwanger war. Nachdem Tot unseres Vaters bekam unsere Mutter Depressionen und begann zu trinken. Sie war nicht mehr in der Lage ein kleines Baby groß zuziehen und das Jugendamt nahm meine 2 Monate alte Schwester mit ins Heim. Ich lebte noch ein halbes Jahr bei ihr, doch als sie mich begann zu schlagen, weil ich mich weigerte für sie Medikamente zu klauen, wurde ihr auch die Vollmacht für mich entzogen und ich kam zu meiner Schwester ins Heim. Es ist schön hier. Auf jeden Fall besser als bei unserer Mutter.

"Ich vermisse Mami.", schluchzt Olivia und reißt mich aus meinen Gedanken. Mama darf uns alle zwei Wochen für zwei Stunden besuchen kommen, aber auch nur, wenn sie nüchtern ist und das kommt nicht so oft vor. Am Anfang war sie öfter hier, aber jetzt hat sie uns schon seit einem Monat nicht mehr besucht.
"Ich weiß Livi. Ich auch. Aber ich bin froh, dass du da bist."
"Ich bin auch froh, dass du da bist. Du bist die tollste große Schwester der Welt."
Mein Herz wird warm. Sie ist einfach ein Engel!
"Du bist viel toller!", sage ich und beginne sie zu kitzeln. Sie kichert und kullert über das Bett. Ich schaue auf die Uhr. 17:50. In zehn Minuten gibt es Abendbrot im Speisesaal.
"Du Livi, wollen wir zum Essen gehen?", frage ich sie. Sie nickt, ich nehme sie an die Hand und wir gehen gemeinsam zum Essen.

You are (not) aloneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt