Kapitel 2

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Hätte ich gewusst dass es Luanas Plan war, zum Paintball zu gehen, wäre ich doch lieber Zuhause geblieben und hätte einen Netflix-Abend gemacht. Aber sie hatte ein großes Geheimnis daraus gemacht und uns in diese Halle geschleppt. Ich hatte zuvor noch nie Paintball gespielt, was mir etwas Sorgen bereitete, zudem ich auch nicht die sportlichste bin.

Aber man soll ja etwas riskieren im Leben, oder?

Schließlich standen Luana, Mikail und ich im Vorbereitungsraum und ließen uns das Spiel erklären. Wir würden zu dritt ein Team bilden und gegen die anderen Teams spielen. Wer nicht von den anderen getroffen wurde und die meisten abschoss, gewann. Um uns etwas an das Schießen zu gewöhnen, hatten wir eine Vorbereitungszeit von 15 Minuten, in der wir erst einmal ein paar Ziele abschießen sollten.

Wir suchten uns ein Ziel aus und schossen nacheinander und oh Wunder, ich traf sogar. Luana und Mikail hatten schon mal Paintball gespielt, auf einem Wandertag in der 10. Klasse, vor dem ich mich damals gedrückt hatte. In diesem Moment bereute ich meine damalige Entscheidung sogar etwas.

Die 15 Minuten waren vorbei und wir wurden nun in die Halle reingelassen, durften aber 1 Minute lang nicht schießen, damit sich die Teams einen geeigneten Platz suchen konnten.

Ein schriller Ton ertönte, was hieß, dass das Spiel begonnen hatte.

"Okay Canlar (Can: Seele, hier ist es einfach die Mehrzahl), wir machen es so: Wir versuchen uns möglichst nicht abschießen zu lassen, ihr wisst, wenn man 3 Mal getroffen wird, ist man raus. Dennoch werden wir uns bewegen, aber unauffällig. Schießt nicht wild umher, sonst ist am Ende die 'Munition' leer.", Mikail sieht uns angriffslustig an und wir nicken nur zur Bestätigung. Ich wusste, wie sehr ihm solche Spiele gefielen. Sehr viel Zeit zu reden, haben wir ohnehin nicht mehr, denn die ersten Schüsse ertönen.

Wir gehen in Position und Mikail gibt uns ein Zeichen, in welche Richtung wir jetzt laufen würden. Los geht's.

*****

Etwa eine halbe Stunde später sind schon viele Teams rausgeflogen und langsam nähern wir uns auch dem Ende. Wir drei wurden noch nicht getroffen, wir waren wirklich sehr vorsichtig, hatten aber auch schon viele Leute abgeschossen.

Wir liefen schnell und geduckt um keine Aufmerksamkeit zu erregen hintereinander hinter Barrikaden entlang, bis ich etwas weiter rechts eine Person ausmachen konnte. Sofort blieb ich stehen und beobachte den Mann vor mir, der mit dem Rücken zu mir steht. Ich mache mich bereit zu schießen und symbolisiere Mikail und Luana, dass sie schon mal weitergehen sollten, was sie auch taten. Ich drehte mich wieder zu dem Mann, der sich anscheinend nicht bewegt hatte und zielte, kurz darauf schoss ich. Ich traf seinen Rücken und sah noch wie er sich erschrocken umdrehte, rannte aber schnell los, um nicht von ihm getroffen zu werden, denn das sah ziemlich schmerzhaft aus. Holy Moly, eine Sache muss gesagt werden. Der Mann sah auf jeden Fall gut aus, mit seinem ausgeprägten Kiefer und der gebräunten Haut. Länger konnte ich darüber jedoch nicht nachdenken, da ich am Arm hinter eine Barrikade gezogen wurde. Der Arm entpuppt sich als Luanas und sie sieht mich stolz an. "Zemer (Herz),  gut gemacht!", ich lache leise auf und sehe zu Mikail, der mich grinsend mit beiden Daumen nach oben zeigend ansieht.

*****

Wir und das Team vom Mann, den ich abgeschossen hatte, waren die einzigen, die noch übrig waren. Kurz war ich in Gedanken versunken, da wurde ich schon von jemandem getroffen, scheiße, hat das wehgetan. Ich hatte gesehen, wo der Schuss ungefähr herkam und bewegte mich daher in diese Richtung. Dem Typen würde ich es heimzahlen.

Ich lief leise um die Barrikade herum und sah den Mann, den ich vorhin abgeschossen hatte dort stehen. Er war das also. Da ich noch etwas versteckt stand, konnte er mich nicht sehen. Diese Chance nutzte ich und schoss auf ihn, gleich zwei Mal. Nun war er raus. Er sah mich an, hatte aber keine Miene verzogen. Ich musterte ihn, er war mindestens einundeinhalb Köpfe größer als ich, hatte lockiges Haar, welches jedoch sehr kurz geschnitten wurde, sehr dunkle Haut und blau-grüne Augen. Oh mein Gott. Er sah einfach perfekt aus, ich erkannte kein einziges Makel an ihm. Doch lange konnte ich ihn nicht anstarren, denn ich wurde von ihm höchstpersönlich aus meiner Traumwelt gerissen.

"Mach ein Foto, hält länger.", sagte er mit einem emotionslosen Blick, was mich aufschnappen ließ, doch Zeit ihm zu antworten hatte ich nicht, denn er ging an mir vorbei Richtung Ausgang, doch nicht ohne mich anzurempeln. "Arschloch", zischte ich nur, dabei war es mir egal, ob er mich hörte oder nicht. Er quittierte meine Aussage mit einem arroganten Lachen und machte sich endlich aus dem Staub.

**********

Das Spiel war vorbei und wir hatten tatsächlich gewonnen, obwohl es sehr knapp war. Mit einem fetten Grinsen gingen wir in den Vorbereitungsraum um unsere Ausrüstung abzulegen. Dort trafen wir auf das Team des Typen von vorhin. Es waren 3 Männer, die etwas älter schienen als wir, vielleicht so 20 oder 21.

Als sie uns bemerkten, gaben sie Mikail brüderlich die Hand, "Gutes Spiel, Bruder.", "Glückwunsch". Luana und mir nickten sie bloß zu. "Ey Younes Junge, wer von den dreien hat dich eigentlich getroffen?", fragen sie das gutaussende Arschloch, das etwas abseits von uns steht. Younes also,.....schöner Name...warte, was?!

Da Younes keinen Anschein macht, zu antworten, übernehme ich das einfach mal für ihn. "Ich", sage ich und würdige Younes, der mich nun ansieht, keines Blickes. Seine Freunde sehen mich ungläubig an, merken jedoch, dass ich es ernst meine und können sich ihr Lachen nicht mehr verkneifen. "Bruder, dein Ernst? Du wurdest von ihr getroffen? Ich dachte, du wärst besser, man. Nächstes Mal nehmen wir lieber Ali mit.", sagt der Junge gespielt ernst und beide prusten los und auch wir fangen leicht an zu lachen. Younes dagegen ist immer noch todernst, es sieht sogar aus, als würde sich seine Laune verschlechtern. "Los Jungs, yallah lass gehen. Kein Bock mehr hier zu bleiben.", wendet er sich an die beiden anderen und sie nicken nur. Sie drehen sich noch mal zu uns und rufen uns ein "Man sieht sich immer zwei Mal im Leben" zu, bevor sie endgültig verschwinden. Wer weiß das schon? Ja, die beiden Jungs schienen eigentlich ganz nett und lustig zu sein, aber Younes? Er war irgendwie arrogant, egal wie gut er aussah, ich konnte arrogante Menschen nicht ausstehen. Na egal, wir würden uns sowieso nicht noch einmal sehen. Berlin ist groß, da sah man den gleichen Menschen selten zwei Mal. Dachte ich zumindest.

Ich hab irgendwie keine Ahnung von schreiben, aber ich geb mein Bestes.

Wart ihr schon Mal Paintball spielen? Ich würde es voll gerne Mal ausprobieren.

Hoffe das Kapitel gefällt euch.

irem

Hayati  |   Huda & YounesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt