„Tschüss Mama, tschüss Baba", ich gab beiden noch einen Kuss auf die Wange, bevor sie ins Taxi stiegen. Sie werden für 3 Wochen im Urlaub sein. Solange werden ich und mein älterer Bruder alleine sein, aber das ist kein Problem, denn wir waren schon ein paar Mal für eine etwas längere Zeit alleine zu Hause.
Ich hatte mein Abi diesen Sommer bekommen und hatte dementsprechend zur Zeit nichts zu tun, außer meinen Teilzeitjob bei Starbucks am Ku'damm. Ich warte gerade noch auf die Bescheide der Universitäten, an denen ich mich beworben hatte und war sehr aufgeregt. Vor lauter Angst vor einer Absage stand ich ständig unter Strom und versuchte mich einfach so oft wie möglich abzulenken. So wie jetzt auch, wo bleiben Mikail und Luana?
Wenn man vom Teufel spricht, es klingelte schon an der Tür. Ich öffnete die Tür und siehe da waren meine besten Freunde. Sie hatten Brötchen dabei, um zu frühstücken. Mein Bruder war, wie so oft, nicht Zuhause. Ich hatte keine Ahnung, wo Kadeen sich herumtrieb, aber ich wusste, dass er klarkam. Er würde sich bestimmt bald über WhatsApp melden, weil er wusste, dass ich mir trotz Allem Sorgen machte.
„Guten Morgen Hudiiii", Luana sprang mir um den Hals, wir hatten uns ein paar Wochen nicht gesehen, da sie bei ihrer Familie in Albanien war. Ich umarmte sie und musste bei meinem Spitznamen die Augen verdrehen.
„Hey! Ich will auchhh", schmollte jetzt mein bester Freund. Ich musste lachen, weil er seine Stimme so komisch veränderte und umarmte auch ihn fest. Wir hatten uns auch nicht gesehen, weil er bei seinen Verwandten in der Türkei und ich bei meinen in Marokko war.
Wir standen immer noch halb vor der Haustür, deshalb bat ich die beiden schnell herein und wir machten uns auf den Weg in die Küche, wo ich den Tisch, der auf der Terrasse stand schon gedeckt hatte. Ich hatte Pancakes, aber auch Menemen (eine Art türkisches Rührei) gemacht, da die beiden dies sehr gerne mochten.
"Ich liebe dich, Huda", sagten beide beim Anblick vom Tisch gleichzeitig und Mikail gab mir einen Kuss auf die Wange. "Los, lass uns hinsetzen.", sagte ich amüsiert und jeder setzte sich auf seinen üblichen Platz. Jeder hatte über die Jahre seinen eigenen Platz, da wir sehr oft beieinander waren und auch oft einfach Zuhause blieben um einen Filmabend zu machen. Wir fingen an zu essen und redeten über unsere Ferien.
"Leute, ihr glaubt nicht, was mir in Albanien passiert ist.", fing Luana an und ich wusste jetzt schon, dass es eine lustige Geschichte werden würde. "Wir sind halt wie immer in Durres bei meiner Familie und wir haben Besuch bekommen, was natürlich nichts Besonderes ist. Auf jeden Fall waren sie da, es waren wohl alte Freunde von meinem Onkel, und wir haben alle geredet und gelacht. Bis auf ein Mal der Vater anfängt zu reden und meine Eltern um meine Hand bittet!". Mikail und ich konnten uns das Lachen nicht mehr verkneifen, doch Luana blieb ernst. "Ey, Leute. Das ist nicht witzig. Ich hatte wirklich Angst, dass sie es zulassen würden. Aber zum Glück waren sie genau so geschockt wie ich und das Ganze ging gut aus.", erleichtert sah sie uns an, musste aber auch lachen. Ich dachte über das Heiraten nach. Nein, ich war definitiv nicht bereit dazu, fand mich selbst auch viel zu jung dafür, auch wenn es in Marokko manchmal vorkommt.
"Jetzt bin ich dran.", sagte Mikail und wir hörten gespannt zu. "Wie ihr wisst haben wir ja dieses Jahr Urlaub am Meer gemacht, in Antalya.", wir nickten nur und er fuhr fort. "Boa, im Hotel waren so geile Weiber, nur so nebenbei. Aber egal. Im Hotel saß ich ganz entspannt am Pool, auf einmal kam ein Kind zu mir an und pisst mir einfach auf den Fuß, weil es es nicht mehr halten konnte!", angewidert sah er uns an, aber wir lachten ihn nur aus. Das hätte ich zu gern gesehen.
"Und ist bei dir was passiert, Huda?", fragte Luana nun mich. "Oh mein Gott, ja. Sogar gleich auf dem Flieger nach Marokko. Ich saß ganz normal auf dem Platz und hab mir 'Friends' reingezogen, bis ein Kind an mir vorbeikommt und anfängt zu kotzen, voll auf mich drauf!", angewidert verziehen beide ihr Gesicht, lachen aber gleich darauf los.
"Also um unseren Sommer zusammenzufassen: Luana wurde fast zwangsverheiratet, Huda wurde angekotzt und ich angepisst.", sagte Mikail und schüttelte den Kopf. Ich hatte die beiden wirklich vermisst. Wir kannten uns schon seit der 7. Klasse, wo wir am Gymnasium in die gleiche Klasse kamen. Luana und ich verstanden uns schon von Anfang an, Mikail kam erst in der 8. Klasse dazu, weil er in der 7. zu cool war, um mit uns zu reden. Seitdem sind wir unzertrennlich, wir hatten viel durchgemacht.
"Woran denkst du schon wieder?", riss mich Mikail aus den Gedanken. "Daran, dass ich euch echt vermisst habe.", sagte ich und grinse beide an. "Oh, Huda ist süß drauf, womit haben wir das nur verdient?", fragte mich Luana ironisch. Ja, sie hatte recht, ich sagte so etwas nicht oft. Nicht weil es mir nicht einfiel, sondern eher weil ich meine Gefühle eben nicht so gut ausdrücken konnte. Die beiden verglichen mich oft mit einem Stein, aber ich wusste, dass sie es nicht böse meinten. "Ey, ich bin immer süß!", beschwerte ich mich, was Luana mit einem Augenrollen und Mikail mit einem "Jaja, Canim, das glaubst du doch selbst nicht." quittierte. Canim, so nannte er mich schon seit langem und ich mochte es sehr. Wir hatten alle Kosenamen auf unserer Muttersprache füreinander.
"Und habt ihr schon was von der Uni gehört?", fragte ich beide interessiert. "Nein, noch nicht. Ich bin so aufgeregt. Ich hoffe es klappt mit Psychologie.", kam es von meiner besten Freundin. "Ich hab von der HU eine Zusage für Jura bekommen!", erzählt Mikail freudig und ich falle ihm um den Hals. "Glückwunsch!", schreit nun auch Luana und es endet in einem Gruppenkuscheln, was von außen wahrscheinlich sehr merkwürdig aussehen musste, da wir noch halb auf unseren Stühlen saßen.
"Ehh, was soll das werden? Ein Dreier?", kommt es aus der Küche und wir schauen erschrocken auf. Es ist Kadeen, der uns an der Theke lehnend amüsiert betrachtet. Wir quittieren seine Aussage nur mit einem Augenrollen und stehen auf um ihn zu begrüßen. Mein Bruder kennt meine Freunde, weil wir schon seit Jahren befreundet sind. Sie gehören sozusagen zur Familie.
"Yo Bruder, was geht?", Mikail und Kadeen begrüßen sich mit diesem typischen Handschlag. Luana hat auch einen Handschlag mit ihm, der über die Jahre hinweg entstanden ist. Auch ich und Kadeen haben einen Handschlag, aber ich umarme ihn einfach. Auch wenn mein Bruder manchmal etwas strenger sein konnte, hatte ich ihn lieb, wir waren einfach unzertrennlich, auch wenn er zur Zeit etwas beschäftigt war.
"Wo warst du Kadeen? Du hast dich nicht von Mama und Baba verabschiedet.", frage ich ihn. Er sieht mich an und ich sehe an seinem Gesichtsausdruck, dass er mit sich ringt, ob er mir die Wahrheit sagen soll oder nicht. Die Tatsache, dass er immer noch schwieg, machte mich umso neugieriger. Ich wusste, dass Kadeen oft Scheiße baute, es sich aber nicht anmerken ließ, er kriegte es immer irgendwie hin, alles geradezubiegen.
"Hallo? Erde an Kadeen", sagte ich und er wollte gerade anfangen zu sprechen, als ich ihn unterbreche: "Ist okay Kadeen, du musst es nicht sagen, wenn's dir unangenehm ist. Aber wir kommen darauf zurück.", lächle ich ihn verständnisvoll an. Er nickt nur, sichtlich erleichtert. "Ich muss sowieso wieder los.", sagt er nur und geht ohne auf eine Antwort meinerseits zu warten wieder raus.
Ich drehe mich wieder zu meinen Freunden und frage schließlich: "Und Leute, was machen wir heute schönes?". Luana fängt an zu grinsen, "Ich weiß etwas", sagt sie und ich hätte wissen müssen, dass dabei nichts gutes herauskommen würde.
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Yoooo Leute, seid ihr gut drauf oder waaaaaas?
Willkommen bei meinem neuen Buch.
Ich werde versuchen regelmäßig zu updaten.
Mehr habe ich eigentlich nicht zu sagen, außer dass mir wirklich mal ein Kind im Flugzeug auf den Schoß gekotzt hat.
irem
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Hayati | Huda & Younes
Fiksi Remaja"Ich hab schon gedacht du schreibst nie, hayati, war Younes' Antwort. Und schon wieder nannte er mich Hayati." Huda und Younes lernen sich durch eine Reihe von Zufällen kennen und obwohl Berlin so groß ist, treffen sie immer wieder aufeinander. Werd...