Fünf

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"Hey, Steve, baby!", grüßte Bucky am nächsten Tag genau in der Minute, in der Steve von der Schule nach Hause kam. Steve ließ seine Mappe neben seinem Bett fallen, lief auf ihn zu und schenkte ihm ein schmales Lächeln.

"Hey Buck." Er sah gestresst aus. Bucky legte den Kopf schief und zog die Augenbrauen zusammen.

"Was ist los?"

Steve atmete stark aus und zuckte mit den Schultern:

"Meine Eltern haben eine Familie eingeladen. Die Parkinsons, glaube ich."

Bucky verzog das Gesicht:

"Gemein. Solche schicken Leute?"

Steve lächelte über seine Reaktion und ließ seine Beine zwischen den Balken baumeln: "Joa. Ich kann keine Kultur mehr aushalten."

Bucky dachte nach und eine Idee begann sich zu formen.

Er lächelte ihn an, so, als ob er ihm versichern würde, daß er das nicht alleine durchstehen musste. "Wann heute Abend?"

"Halb Sieben.", sagte Steve und sah seine stürmischen Augen aufleuchten.

Bucky schenkte ihm das übliche Grinsen, welches nur ihm galt.

"Komm schon! Ich bin ein Experte für Nichtkultur.", flötete Bucky und kam auf die Füße. Steve stand ebenfalls überrascht auf. Er war noch nie bei Bucky zu Hause - er nahm an, daß es heute dazu kommen würde.

Bucky stand in seinem Zimmer bevor Steve überhaupt reagieren konnte. Der Braunhaarige wurde ein Profi darin sicher zu landen ohne daß es knackte. Emma hatte sich seit Wochen nicht beschwert.

"Buck?", sagte Steve besorgt während er unbeholfen auf sein Geländer stieg. Er machte sich Sorgen darüber, was wohl seine Eltern sagen würden. Ein Knoten aus Furcht bildete sich in seinem Bauch. Auf dem Rand seines Balkon's war schon genug. Das Haus der Barnes's betreten? Sie würden es als Verrat ansehen.

Steve hatte das Gefühl, daß das nicht übertrieben war.

Bucky zeigte ihn ein schnelles Lächeln und bot ihm seine Hand dar. "Nur ein winziger Sprung, Steve." Er nickte ihm zu und versicherte ihm somit, daß alles okay war. "Vertrau mir, okay?"

Steve atmete tief ein, er hatte Schmetterlinge im Bauch. Er sprang und Bucky griff nach seiner Hand.

Der Sprung war kleiner, als Steve erwartet hatte - er prallte gegen Bucky's Brust und taumelte rückwärts. Bucky hielt ihn an den Armen fest und zog ihn in sein Zimmer, dabei stolperte er über seine Hacken.

Steve rang nach Atem und Bucky war sich seiner Hände auf seiner Brust bewusst.

Er ließ ihn los und Steve ging einige Schritte zurück.

"Ähm.", sagte er nervös. "Äh, danke."

Bucky nickte und wartete bis Steve sich gesammelt hatte.

Dann schaute Steve sich um und Bucky konnte aufatmen, als die Stille verschwand. "Willkommen ich meiner extrem bescheidenen Unterkunft.", rief er aus und hob seine Arme in die Luft nur um sie kurz darauf gegen seine Beine klatschen zu lassen. "Es ist nicht viel, aber-"

"Ich finde es nett.", hielt Steve dagegen und sah ihn wieder an. Bucky grinste und beäugte sein Zimmer.

"Danke, aber er ist Mist.", sagte er und stemmte die Hände in die Hüften.

"Immer noch.", seufzte er. "Aber besser als obdachlos zu sein."

Das schien Charlie in den Raum zu führen. Er war ein paar Zentimeter größer als Steve. Steve sah zu ihm auf. Charlie warf Bucky einen amüsierten Blick zu.

"Das ist also der Junge, von dem du uns erzählt hast, huh?" Charlie schüttelte Steve's Hand.

"Steve Rogers.", sagte Steve und lächelte. Charlie grinste zurück und nickte.

"Freut mich." Er schaute zu Bucky. "Ich bin Charlie. Bucky hat uns alles über sich erzählt."

Bucky wurde rot, als er an die letzten Wochen dachte. Er erzählte, was Steve in der Schule machte. Erzählte Charlie, wie er aussah. Vermied die unaufhörlichen Fragen seines Vaters, wie: 'Magst du diesen Jungen?', 'Was wird sein Hauptfach sein?' 'Wie viele Geschwister hat er?' und natürlich: 'Wird er später als Anwalt arbeiten?'

(Steve hasste den Gedanken, ein Richter, ein Anwalt oder ein Arzt zu sein. Seine Mutter war bereits eine Chirurgin - er interessierte sich nicht dafür)

Steve wurde ebenfalls etwas rot. Er sah auf die Dielen und plötzlich tat er so, als würde der halbzerstörte RubiksCube auf dem nächstgelegenen Bett das Interessanteste überhaupt sein.

Bucky sah Charlie wütend an. "Charlie.", zischte er. Charlie grinste und verdrehte bloß die Augen.

Bucky führte sie an Charlie vorbei und schrie innerlich.

"Ignorier' ihn. Er ist ein Idiot.", lachte er nervös.

"Oh, er schien ziemlich nett zu sein.", flötete Steve und Bucky verdrehte die Augen.

"Genau.", dröhnte Bucky.

Steve konnte nicht anders, als ihn anzugrinsen während sie nach unten liefen.

Es war nicht das, was Steve erwartet hatte. Es war nicht unordentlich oder sauber - es war einfach 'eingelebt', etwas, was Steve lange nicht mehr gesehen hatte.

Als Bucky ihm seine vielen Geschwister vorstellte, versuchte er, das Wesentliche im Auge zu behalten, um sie zu identifizieren:

Teddy war einfühlsam; Becca war.... Becca; Charlie war sehr cool; Christopher war schlau.

Sie gingen in die Küche und rannten in Emma hinein.

"Bucky, führst du schon wieder Selbstgespräche?"

Er verdrehte die Augen und sah zu Steve: "Emma denkt, daß, seit Mom krank ist, sie ihr Ersatz ist.", murmelte er. Emma drehte sich zu ihnen um und lächelte, ihre strengen Züge wurden sofort weicher. "Das ist mein Kumpel Steve."

"Freut mich, dich kennenzulernen.", sagte Emma und wandte sich wieder an den Braunhaarigen:

"Dad ist in einer Stunde zu Hause und dann gibt's Essen."

"Geht klar." Er drehte sich wieder zu Steve und sah ihn erwartungsvoll an. "Also?".

"Also?"

Bucky lächelte: "Willst du ein bisschen rumhängen? Kuchen machen, Fernseh gucken, Spazieren gehen?"

Steve lächelte dankbar:

"Liebend gern."

Gegensätze ziehen sich an! Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt