Thomas' POV:
Mit schnellen Schritten lief ich die Gänge zu Ava's Zimmer entlang und als ich schließlich vor ihrer Tür stand klopfte ich an. Nachdem sie mir auch nach dem zweiten und dritten Klopfen nicht geöffnet hatte, schlussfolgerte ich, dass sie gerade dabei war sich ihre Ohren mit Musik vollzupumpen, sodass sie mich wohl erst bemerken würde, wenn ich die besagte Tür einschlug.
Seufzend nahm ich eine meiner Visitenkarten aus meiner Hosentasche und einen Stift, welcher aus der linken Brusttasche lugte, beschrieb die Karte und schob sie unter ihrer Tür hindurch. Wenn, - Falls - sie aus ihrem Bett aufsteht, würde sie die Visitenkarte schon bemerken.
Ich drehte mich auf dem Absatz um und auf dem Weg zurück in meine Räumlichkeiten grüßten mich vier Schüler mit einem im Chor aufgesagten: "Guten Tag Mr. Carter!". Höflich nickte ich ihnen zu und zog mich anschließend in meine Zimmer zurück.
Ava's POV:
Der einzige Nachteil an lauter, sehr lauter Musik war, dass einem danach die Ohren weh taten. Um eben diese zu schonen drückte ich auf meiner sorgfälltig zusammengestellten Playlist auf STOPP und schnappte mir mein Buch von der Kommode, als ich eine beschriebene Visitenkarte auf dem Boden meines Zimmers entdeckte, die wohl jemand darunter geschoben haben musste. Ich hob sie auf und erkannte sofort die ordentlich geschwungene Schrift meines Onkels daruf:
𝓛𝓲𝓮𝓫𝓮 𝓐𝓿𝓪, 𝓴𝓸𝓶𝓶 𝓭𝓸𝓬𝓱 𝓫𝓲𝓽𝓽𝓮 𝓼𝓸 𝓫𝓪𝓵𝓭 𝔀𝓲𝓮 𝓶ö𝓰𝓵𝓲𝓬𝓱 𝔃𝓾 𝓶𝓲𝓻.
𝓣𝓱𝓸𝓶𝓪𝓼
Mein erster Gedanke war: Bitte lass ihn nichts über die Aufnahmeprüfung erfahren haben! Wenn einer von den Typen gepetzt hat, bringe ich sie alle höchstpersönlich um! Natürlich konnte es auch andere Gründe dafür geben, dass mein Onkel mich zu sich rief aber ein ungutes Gefühl hatte ich trotzdem im Bauch und dass den ganzen Weg bis zu seinem Zimmer. Als ich schließlich angeklopft hatte, öffnete er mir fast sofort, aber zu meiner Erleichterung sah er mich freundlich an. Er hatte also nichts herausgefunden - puh, nochmal Glück gehabt!
"Hallo Ava, ich würde gerne mit dir über ein paar Dinge reden.", begrüßte er mich und bedeutete mir, einzutreten. Seine "Wohnung" kannte ich bis jetzt ja nur im dunkel, doch auch bei Tag war das Zimmer perfekt ordentlich, so als käme es geradewegs aus einem Katalog für Einrichtungshäuser. Ich setzte mich auf sein Sofa und er wählte einen Sessel gegenüber von mir.
"Ich hoffe für dich ist es bis jetzt nicht allzu langweilig?", fragte er mich und sah dabei fast etwas entschuldigend aus. "Nein, nein dank dir habe ich ja WLAN Zugang, wie soll mir da langweilig sein? Außerdem gibt es ja auch noch Bücher und oh! Ich war vorhin bei den Pferdeställen! Ich wusste garnicht, dass es hier Pferde gibt.", entgegnete ich. Thomas schmunzelte: "Wenn du willst, darfst du dir ein Pferd aussuchen, bei uns gibt es sowieso nicht so viele Pferdeinteressierte Schüler." Erstaunt fragte ich ihn ob es sein Ernst wäre und daraufhin erwiederte er nur, dass er sich noch daran erinner kann, wie ich früher jede freie Minute auf einem Pferd verbracht hatte und er mir damit eine Freude machen wollte. "Hat dir eines von ihnen besonders gut gefallen?", fragte er mich. "Der Rappe ist hübsch!" "Rain, sein Name ist Rain", entgegnete er.
Thomas erklärte mir, dass Rain von jetzt an mein Pferd wäre und er mir die nötige Reitkleidung und dementsprechenes Zubehör besorgen würde. Natürlich musste ich ihn dafür einfach umarmen! Früher hatte ich mir immer ein eigenes Pferd gewünscht, doch meine Eltern hatten mir nicht einmal ein Pflegepferd erlaubt, mit der Begründung ich wäre zu sprunghaft und hatte nach zwei Wochen etwas neues, besseres gefunden und Pferde würden mich dann nicht mehr interessieren.
Kurz bevor ich den Raum verlassen und die Tür geschlossen hatte, rief mein Onkel mir noch etwas zu. "Ach Ava und noch etwas. Falls du Freunde finden solltest, wäre es toll, wenn du dich zu ihnen an den Tisch setzen würdest. Es ist doch bestimmt uncool, mit alten Leuten wie uns Lehrern zu essen!", lachte er und ich versicherte ihm, dass ich das tun würde, sobald ich hier Freunde gefunden habe, was ich jedoch bezweifelte, da ich im Moment auf Mission: Ich-gehe-hier-allen-so-gut-es-geht-aus-dem-Weg war.
Zurück in meinem Zimmer zog ich mir schnell eine längere und vor allem wärmere Hose an, holte dann noch eine wasserdichte Jacke aus meinem Kleiderschrank heraus und rannte schließlich den Weg zu den Ställen entlang, den ich mitlerweile auswendig kannte. Diesmal kümmerte ich mich nicht einmal um den Regen sondern nur darum, zu meinem Pferd zu kommen.
Er stand immer noch in seiner Box und sobald er mich sah, streckte er seine Schnauze zu mir hin. Wahrscheinlich hoffte er auf eine erneute Streicheleinheit, die ich ihm mit Vergnügen gab. Fast alle Pferde waren in der großen Sandbox am Ende des Stalles und nur Rain und ein Andalusier waren im Monment in ihrer eigenen Box untergebracht. Ich nahm mir vor, bald nach jemanden vom Personal zu suchen und mir von ihm alles Nötige erklären zu lassen was Futter und so weiter anging. Ich wollte ja nichts falsch machen bei so einem Pferde wie Rain.
Meine Armbanduhr zeigte mir an, das ich gerade dabei war das Mittagessen zu verpassen doch es kümmerte mich gerade kein bisschen. In Gedanken schickte ich ein Dankesgebet an Gerry und die anderen Leute, die dafür sorgten, dass ich trotz meinem bescheidenen Essensrhytmus nicht verhungerte. Später würde es zwar nichts warmes mehr zu essen geben aber solange wenigstens etwas in meinem Magen war, hatte ich ja nichts zu befürchten.
Der Striegel, welcher neben der Box des Andalusiers lag, lud nahezu dazu ein, Rain damit zu striegeln und genau das tat ich dann auch. Ich schob die Tür zur Seite und fing an sein weiches und tiefschwarzes Fell damit in kreisenden Bewegungen zu bürsten. So vergingen bestimmt zwanzig Minuten und als ich mich schließlich von Rain verabschiedete, der mich noch einmal mit seinen Nüstern anstupste, machte ich mich auf den Weg zurück um zu duschen. Der einzigste Nachteil an Pferden war, dass man anschließend auch wie eines roch.
Es mag lächerlich sein, aber mir war es viel lieber alleine zu essen - auch wenn es nicht einmal ansatzweise so gut schmeckte wie zu den regulären Zeiten - als durchgehend angestarrt zu werden. Ich hatte zwar noch ein bisschen Zeit, bis ich in den Unterricht und damit leider auch zu den Essenszeiten der anderen essen musste.
Heute Mittag, beziehungsweise eigentlich schon eher Nachmittag kam Gerry nicht, um sich mit mir zu unterhalten also verdrückte ich meine kalte Pizza ziemlich schnell und verzog mich wieder zurück in mein Reich das andere auch als Zimmer bezeichnen würden.
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In diesem Kapitel hab ich mal versuch aus einer anderen POV zu schreiben. Ist das gut so, oder soll ich lieber nur bei Ava's bleiben? Gibt es noch eine POV die ihr gerne haben wollt?
Veränderungsvorschläge und/oder Wünschen sind hier immer willkommen! 💕
Danke für's lesen und danke an Nora_hmr für die tollen Pferdenamen! 💕
xoxo Sarah
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Das Jungeninternat ~
RomanceWas passiert einem Mädchen auf einem Jungeninternat? Die 16-jährige Ava Beaufort hat so ziemlich alles verloren, doch wird ihr der Neuanfang auf einen Internat für junge Männer gelingen? Und wird sie es schaffen, sich den Respekt von diesen Jungen a...