Gemeinschaftsraum ~

3.8K 118 68
                                    


"Ohne euch ist es einfach nicht dassselbe hier! Es ist zwar nicht so schlimm wie ich gedacht hatte, aber ich darf mich nicht einmal außerhalb des Schulgeländes aufhalten!" jammerte ich. "Wir vermissen dich doch auch, aber du wirst dich schon eingewöhnen", antwortete die Stimme aus den Lautsprechern meines Handys, die zu Lilly gehörte. "Ja, das hoff ich einfach mal...", seufzend folgte ich mit meinem Blick den Regentropfen, die mal wieder mein Fenster herunterliefen. "Ach Ava, zur Not brechen wir einfach in dem Internat ein und nehmen dich mit!", lachte sie und obwohl ich wusste, dass das nie passieren würde stimmte ich ihr zu.

Nachdem wir uns noch eine Weile über alle möglichen Sachen unterhalten hatte, legte Lilly schließlich auf, da sie sonntags immer in die Kirche ging. Sonntag bedeutete für mich aber auch, das heute keine Schule war und die Jungs frei hatten. Da mir langweilig war und ich mich in der Zukunft wohl oder übel sowieso mehr mit den "Silverboys" - wie ich sie inzwischen nannte - zu tun haben werde, beschloss ich so mutig (oder auch einfach nur so dumm) zu sein, dem Gemeinschaftsraum einen Besuch abzustatten. Den Namen Silverboys gab ich ihnen nachdem ich herausgefunden hatte dass hier mehr oder weniger die Söhne der reisten Leute des Landes unterrichtet wurden. Ich bin zwar nicht arm, aber als reich könnte ich mich noch lange nicht bezweichnen.

Die Tür des Gemeinschaftsraumes stand offen und ich konnte erkennen, dass dort nur eine kleine Gruppe an Jungs saß, was wahrscheinlich daran lag, dass zu dieser Uhrzeit die meisten noch im Bett waren und ausschliefen. Von den drei Leuten, die auf einem der Sofas saßen kannte ich genau einen - Jonathan. Er war der Blondie vom Aufnahmeritual, dass musste bedeuten das die anderen zwei auch in ihre Klasse gingen, da es für jede Klasse einen anderen Schlafsaaltrakt gab und dieser Gemeinschaftsraum eindeutig zu unserer gehörte.

Es kam mir irgendwie falsch vor, die drei bei ihrer Unterhaltung zu stören. Ich wollte mich gerade unauffällig davon schleichen, als Jonathan mich bemerkte und mich zu ihnen herüber winkte. "Hey Ava, dich hab ich auch schon lange nicht mehr gesehen", bemerkte er und stellte mich dann den anderen beiden vor. Beide reichten mir höflich die Hand und ich tat es ihnen gleich. Der schwarzhaarige und relativ große Junge hieß Asher - ich konnte ihn aber auch einfach Ash nennen - und der Name des anderen lautete Noah, er hatte haselnussbraunes Haar und ein paar leichte Sommersprossen im Gesicht.

Beide wirkten nett und waren der komplette Gegensatz zu dem Augenbrauen-Typ, was mich sehr erfreute. Außerdem starrten sie mich nicht auf diese ungangenehme Art und Weise an, wie die meisten andern in diesem Internat. Caspar war nirgends zu sehen und verbrachte seine Zeit wahrscheinlich damit, nichts zu tun oder sich über irgendetwas zu beschwehren.

Ich setzte mich auf einen Sessel links von dem Sofa und versuchte mir so gut es ging zu merken, was die Jungs über sich erzählten. Jonathan hatte anscheinend einen jüngernen Bruder, der auch auf dieses Internat geht, war im Ruderclub der Schule und zudem konnte er seine Schuluniform nicht leiden. Ash liebte Kampfsport, Essen und Hunde, hatte aber eine Tierhaarallergie und durfte desswegen nie einen haben. Noah war ansich eher schüchtern, laut den anderen beiden ziemlich gut in der Schule und man fand ihn meistens in der Bibliothek. Ich nahm mir vor, der Bücherei demnächst auch einen Besuch abzustatten, aber in drei Tagen fing auch für mich der Unterricht an und bis jetzt bin ich noch kein einziges Mal auf Rain geritten, da ich auf das von Thomas bestellte Reitzubehör warten wollte.

"Pass besonders bei Mr. Ross auf, der geht nicht so sanft mit seinen Schülern um und wir haben ihn in Naturkunde." riet mir Jonathan und Ash fügte ein "Er ist ein Arschloch" hinzu. Noah rollte nur mit den Augen, doch ich merkte mir diese Info auf jeden Fall. "Gibt es noch etwas, dass ich wissen sollte?" fragte ich und sah sie an. "Du solltest wirklich zu den regulären Essenzeiten in den Speisesaal kommen. Wenn du Morgens oder Mittags da nichts isst, kannst du dir auch danach nichts mehr holen, weil wir dann Unterricht haben. Außer du bist scharf daruf zu verhungern", lachte Ash. "Okay, danke für den Tipp. Es ist nur einfach seltsam sich an den Lehrertisch zu setzen und von allen Seiten angestarrt zu werden.", seufzte ich. "Dann setz dich doch einfach zu uns.", schlug Noah schulterzuckend vor. Bei ihm wirkte es aber nichts so als würde er mit mir flirten sondern eher wie ein Freundschaftsangebot. Die beiden anderen stimmten ihm zu und ich bedankte mich nochmal bei allen dreien. Sie fragten mich nach meinem alten Leben und ich beantwortete alle ihrer Fragen, ließ dabei aber die Sache mit meinen Eltern aus. Nach und nach füllte sich der Raum mit mehr Schülern und ich verabschiedete mich von Ash, Jonathan und Noah mit dem Versprechen, ihnen beim Mittagessen gesellschaft zu leisten.

Zurück in meinem Zimmer verkündete ich einer meiner anderen Freundinnen dass ich kurz davor war Freunde zu finden:

Zurück in meinem Zimmer verkündete ich einer meiner anderen Freundinnen dass ich kurz davor war Freunde zu finden:

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.


Bei jeder Unterhaltung schickte sie mir irgendwelche Memes. Man konnte mit ihr nicht schreiben ohne dass sie irgendwelche Bilder in den Chat einbauen musste.

Gerade war ich wirklich auf dem Weg zum Mittagessen und konnte es selbst kaum glauben. Die Jungs hatten mir tatsächlich einen Platz zwischen Ash und Noah freigehalten und Jonathan - der mich mal wieder als erstes bemerkt hatte - lächelte mich über die Tischreihen hinweg an. Am Esstisch angekommen begrüßte ich sie und der vierte Junge am Tisch, mit dem die anderen drei gut befreundet zu sein schienen, hieß Kace und war - wie Ash - Kampfsportbegeistert, hatte braune Haare die aussahen als wäre er gerade aus dem Bett aufgestanden und gehörte zu ihrer "Gruppe".

Zum Essen gab es heute Steak - ich muss wahrscheinlich nicht erklären wie gut es schmeckte - und als ich gerade bei meinem zweiten Bissen war, entdeckte mein Onkel mich und lächelte mir stolz zu. Er schien echt erleichter darüber zu sein, dass ich so etwas wie Freunde gefunden hatte, obwohl ich sie noch nicht ganz als welche bezeichnen konnte, immerhin kannte ich sie erst seit ein paar Stunden.

Das Gespräch am Tisch drehte sich hauptsächlich um bevorstehende Referate und manchmal wurden mir auch Fragen gestellt. Jeder von ihnen sollte am Montag, also Morgen im Englischunterricht ihr Lieblingsbuch vorstellen und soweit ich erkennen konnte war Noah der einzige, der dieses Thema nicht komplett verteufelte, obwohl natürlich niemand Referate leiden konnte. Kace hatte als einzigster noch nicht einmal mit dem Referat angefangen, nahm sich aber fest vor, es heute noch zu beenden. Sein Buch war Harry Potter, obwohl er nur die Filme gesehen hatte.

Nach dem Essen gingen wir zu fünft zurück zu unserem Trakt, ich wurde zwar immernoch angestarrt, aber inzwischen war mir das so gut wie egal. Kace, Ash und Jonathan gingen in ihr Zimmer um am Referat zu arbeiten und Noah war auf dem Weg schon in Richtung Bibliothek abgebogen, sodass ich mich wieder einmal meiner Netflix Serie widmete. Von nun an schwor ich mir - sofern mir nichts dazwischen kam  - zu den regulären Essenszeiten im Speisesaal zu sein.

-------------------------------------------

Sorry für die diesmal etwas längere Wartezeit auf das neue Kapitel 💕

Morgen oder Übermorgen kommt das nächste ^^

Falls ihr Wünsche habt versuche ich sie so gut wie möglich umzusetze! :D


Das Jungeninternat ~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt