New York Songs

Kapitel.1

Ich schau nervös auf die Uhr, schon Viertel nach zehn. Ich schmunzelte innerlich, schon wieder ist sie zu spät. Wäre auch mal was Neues, wenn es nicht so wäre. Ich sitze im Café Crump und warte jetzt schon seit 10 Minuten vergeblich auf meine beste Freundin Clara.

Na ja, wie soll ich sagen, das ist bei ihr normal Zustand. Clara ist wirklich immer zu spät, egal, ob sie zu einem Vorstellungsgespräch muss oder einen Arzttermin hat. Sie schafft es nicht mal pünktlich zu einem Date. Clara ist in dieser Hinsicht echt ein hoffnungsloser Fall. Ein "Lia" lässt mich hochschrecken.

Ich sprang auf und vor mir stand eine grinsende Clara. "Du, musst dich meinetwegen doch nicht so erschrecken", sagt sie mit einem schmunzeln und nahm mich in Arm.
Ich kenne Clara schon, seit ich vierzehn Jahre alt bin. Wir haben uns in der Schule kennengelernt und waren ab diesem Zeitpunkt beste Freunde. Sie ist die Person für mich, bei der ich mich öffnen und ich selbst sein kann. Ein Leben ohne sie kann ich mir schon gar nicht mehr vorstellen. Clara ist eine erfolgreiche Künstlerin in New York und sehr gefragt, was leider dazu führt, dass wir uns nicht mehr so oft zu sehen bekommen. Aber dafür lebt sie ihren Traum.

"Und was macht dein neuer Loverboy so?", fragte ich Clara.
Sie eine von diesen Frauen die sich nicht lange binden kann und sich ständig in einen Neuen hat. Außerdem gerät sie meistens an die falschen Männer. "Naja ich hab ihn gestern den Laufpass gegeben, es hat einfach nicht gepasst". "Oh das tut mir leid", sag ich schon aus Reflex. "Lia das muss dir nicht leidtun ich habe mit im Schluss gemacht und er nicht mit mir, außerdem war er gar nicht so toll, klar er sah gut aus, war aber ein totales Arschloch". Ich weiß zwar das es ihr innerlich dennoch wehtat aber wechselte lieber schnell das Thema.

"Was macht eigentlich dein neues Bild". ,,Es geht voran, obwohl ich ziemlich unter Zeitdruck stehe, der Kunde will das Bild schon Übermorgen haben das heißt für mich dann wohl, dass ich morgen viele Überstunden machen muss aber was solls, der Kunde hat viele Kontakte, das wird sich für mich auszahlen hoffe ich".
"Du hast dir den Job ausgesucht, ich habe dich vorgewarnt", erwidere ich mit einem schmunzeln. "Ja ich weiß", gab sie gespielt genervt zurück. Wir quatschen noch eine weile bis Clara wieder an die Arbeit musste.

Ich fuhr wie immer mit der U-Bahn nach Hause. Die U-Bahn ist in einer Stadt wie New York ziemlich praktisch ,weil man mit der U-Bahn überall schnell hinkommt. Am späten Nachmittag sitze ich erneut in der U-Bahn und höre Musik einer Boyband, die momentan total beliebt ist.

Normalerweise hasse ich schnulzige Boybandmusik aber ich muss zugeben diese ist gar nicht so schlecht. Ihre Texte sind echt gut und man hat das Gefühl, das sich die Band echt Gedanken gemacht hat. Ich kann in der Regel zwar keine Boybands leiden aber Clara besteht darauf, das ich sie mir mal anhöre, damit sie nicht immer alleine schwärmen muss. Außerdem habe ich das ungute Gefühl, dass sie mich überreden möchte das ich sie auf eines dieser Konzerte begleiten soll. In New York soll die Band bald auftreten und gefühlt ist die ganze Stadt zu gekleistert mit Plakaten. Ich glaube mittlerweile weiß jeder, New Yorker Bürger, dass diese Band bald hier auftritt. Ich sehe mich jetzt schon zwischen Tausenden von kreischendem Teenagern stehen. Warum kann ich Clara auch nie einen Wunsch ausschlagen? Und sind wir nicht eigentlich zu alt für sowas?

Ein Piepen ertönt und die U-Bahntüren öffnen sich. Scheiße, hier muss ich raus. Ich nehme die Kopfhörer raus und springe gerade noch so durch die Tür bevor diese sich schließt.

Ich kaufe mir noch ein Donut, um mein Zuckerbedarf zu stillen. Clara meint immer ich sei verfressen, aber ich habe nicht gegen diesen Titel so lange ich soviel essen darf wie ich will. Ich stieg die Treppen nach oben, weil die Rolltreppe wie immer nicht funktionierte, ich frage mich, warum es die Dinger überhaupt gibt, wenn sie sowieso nie laufen.