Kapitel 1

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Als ich die Türme Winterfells erblickte, schlug mein Herz heftiger als beim letzten Mal

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Als ich die Türme Winterfells erblickte, schlug mein Herz heftiger als beim letzten Mal. Ich würde Arya und Bran wiedersehen; alle meine Geschwister würden vereint sein, zumindest alle, die lebten.
Mit einem lauten Schrei flogen die Drachen über unseren Köpfen hinweg. Daenerys lächelte, trotz des Verlustes, den sie zu verkraften hatte. Doch in letzter Zeit schien sie immer weniger den Anschein zu machen, als würde es sie mitnehmen, dass ihr dritter Drache tot war. Ganz und gar wirkte sie fröhlicher und netter, wenn sie in Jons Nähe war, und ich wurde das Gefühl nicht los, dass sich etwas zwischen ihnen entwickelt hatte. Deswegen hatte ich mich provokant dazu entschieden, neben Gendry zu reiten, nicht neben Jon. Mein Bruder hatte es bemerkt, es hatte ihn auch verwundert und er hatte mich gefragt, was der Grund wäre – ich hatte nur geantwortet: »Du hast ja bereits eine Frau an deiner Seite.«
Wir ritten durch das Eingangstor, die Lords, Ladys, Ritter und Bewohner Winterfells hatten eine Gasse gebildet und bejubelten die Ankunft meines Bruders und die meine. Erneut brüllten die Drachen. Die Anwesenden duckten sich vor Schreck oder schrien auf.
Als wir den Hof erreichten und ich Sansa erblickte, lächelte ich. Sie erwiderte es freundlich. Dann fiel mein Blick auf Bran, der in einem Rollstuhl saß, und sofort sprang ich vom Pferd und rannte auf ihn zu, um ihn in eine feste Umarmung zu schließen.
»Oh, Bran!«, flüsterte ich, und ich konnte die kommenden Tränen nicht unterdrücken. Es waren Freudentränen. Ich war so voller Glück erfüllt, ihn lebend zu sehen, dass ich zunächst nicht bemerkte, wie angespannt und emotionslos er war. Mir fiel es erst auf, als Jon er in die Arme schloss und ich sah, wie starr Bran nach vorne sah.
»Wo ist Arya?«, fragte ich hoffnungsvoll, als ich zu Sansa ging und sie ebenfalls begrüßte.
»Sie läuft ihr irgendwo herum. Du kennst sie doch.«
Ich kannte sie, das traf es eher. Woher wusste ich, dass sie jetzt noch genauso war wie früher?
Tatsächlich beruhigte es mich etwas, ihr noch nicht gegenüberzustehen. Während Bran selbst dafür gesorgt hatte, ihn nicht weiter zu begleiten, hatte ich Arya im Stich gelassen – und es gab nichts, was mein Handeln entschuldigte.
»Königin Daenerys, aus dem Haus Targaryen«, stellte Jon vor und deutete auf Sansa. »Meine Schwester, Sansa Stark, die Lady von Winterfell.«
Die Drachenkönigin trat hervor. »Ich danke Euch für Eure Gastfreundschaft. Der Norden ist so schön, wie Euer Bruder behauptet hat – und ihr auch.«
Sansa sah ihr tief in die Augen, dann ließ sie den Kopf sinken und knickste leicht. »Winterfell ist Euer, Euer Hoheit.«
Daenerys lächelte zufrieden.
»Wir haben keine Zeit für so was«, sagte Bran auf einmal mit seltsam monotoner Stimme. »Der Nachtkönig hat Euren Drachen. Er ist jetzt einer von ihnen. Die Mauer ist gefallen. Die Toten marschieren gen Süden.«
Sofort war Daenerys Lächeln verschwunden, und Jon und ich sahen nicht minder entsetzt aus. Unsicher blickte ich zu meiner Schwester, die eine gemischte Miene aus Wissen und Angst im Gesicht trug.
»Wir sollten eine Versammlung einberufen«, entschied ich.
»Willst du dich nicht erst ausruhen?«, fragte Sansa mich.
»Nein. Bran hat recht. Wir haben keine Zeit für so was.«

»Sowie wir von der Mauer gehört haben, habe ich all unsere Banner nach Winterfell gerufen«, verkündete Sansa in der Großen Halle. Meine Geschwister und ich hatten an der langen Tafel Platz genommen, an der wir früher mit unseren Eltern gesessen hatten, während die Lords, Ladys und Ritter vor uns saßen. Daenerys selbst stand hinter uns vor dem Kamin und hatte den Anwesenden zur Hälfte den Rücken zugedreht. »Lord Umber, wann können wir mit Euer Gefolgschaft rechnen?«
Der kleine Junge erhob sich und stellte sich vor uns. »Wir brauchen noch mehr Pferde und Wagen, wenn ich bitten darf, M'ladies … und M'lord … und meine … Königin.«
»Ihr bekommt so viele, wie wir entbehren können. Kehrt zum Letzten Herd zurück und bringt alle nach Winterfell.«
Lord Umber verbeugte sich und verließ die Halle.
»Wir müssen auch Raben zur Nachtwache schicken«, erklärte Jon, und Daenerys ließ sich neben ihm nieder. »Es ist sinnlos, die Festen zu bemannen. Wir stellen uns ihnen hier.«
»Sofort, Euer Gnaden«, sagte der Maester, verbeugte sich und ging.
»Euer Gnaden?«, entgegnete Lyanna Mormont fragend und erhob sich. »Seid Ihr das denn noch? Ihr habt Winterfell als König verlassen und kommt zurück als … ich bin nicht sicher, was Ihr jetzt seid. Ein Lord? Oder gar niemand?«
»Das ist nicht wichtig«, gab Jon tonlos zurück.
»Nicht wichtig? Wir erwählten Euch zum König des Nordens!«
Zustimmende Rufe erklangen. Erst als Jon sich erhob, verstummten sie.
»Das habt Ihr, und das war die größte Ehre, die mir jemals zuteil wurde. Doch als ich Winterfell verließ, sagte ich, dass wir diesen Krieg nicht alleine gewinnen können. Wir brauchten Verbündete, und diese Verbündeten hatte ich mitgebracht und sie werden an unserer Seite kämpfen. Ich hatte die Wahl – die Krone zu behalten oder den Norden zu beschützen, und ich entschied mich für den Norden!«
Unglücklicherweise, schoss es mir durch den Kopf, und als ich zu Sansa sah, wusste ich, dass sie dasselbe dachte. Doch wir schwiegen. Wie so oft.
Da erhob Tyrion sich und stellte sich in die Mitte der Halle. »Sollten wir irgendwie den Krieg überleben, verdanken wir das Jon Schnee. Dank seines Mutes haben wir die größte Armee vereinigt, die die Welt je gesehen hat. Wir haben zwei ausgewachsene Drachen mitgebracht und bald wird die Lannister-Armee nach Norden reiten und sich uns anschließen.«
Rasende Wut und Empörung kam auf. Die Leute fluchten und schimpften, und sofort hob Tyrion die Hand und versuchte die Menge zu beruhigen.
»Ich weiß, ich weiß, wir waren in der letzten Zeit nicht die besten Freunde, aber jetzt müssen wir zusammen kämpfen, sonst sterben wir.«
»Wenn ihr die Frage erlaubt«, begann Sansa, »wie sollen wir die größte Armee verpflegen, die die Welt je gesehen hat. Als ich sagte, die Vorräte reichten für den Winter, hatte ich nicht mit Dothraki, Unbefleckten und zwei ausgewachsenen Drachen gerechnet. Was fressen Drachen überhaupt?«
Sie hatte Daenerys nicht angesehen, dennoch antwortete diese: »Wonach ihnen der Sinn steht.«
Die beiden Frauen wandten ihre Köpfe um und sahen sich einander in die Augen. Ich konnte die Kälte förmlich spüren. Weder Freundlichkeit noch Akzeptanz spiegelte sich in ihren Blicken. Sansa sah es genauso wie ich – Daenerys als Königin von den Sieben Königslanden war keine gute Idee.

Ich sah Gendry aus der Entfernung dabei zu, wie er mit einigen Männern das Drachenglas von den Karren hievte und zur Schmiede brachte. Ich hatte mit ihm nicht wirklich viel geredet bisher, nicht einmal auf dem Weg nach Winterfell, trotz dessen dass wir nebeneinander hergeritten waren.
Ich musste mich zwingen, den Blick abzuwenden, und das Erste, was mir ins Auge fiel, war Sansa, die oben auf der Balustrade mit Tyrion sprach. Ich wusste, dass die beiden einmal verheiratet gewesen waren. Ein höchst seltsames Bild. Eine höchst seltsame Vorstellung.
Ich bemerkte aus den Augenwinkeln einen Schemen und abrupt wandte ich mich um. Zwei braune Augen starrten mich an. Das weiße Fell hob und senkte sich durch das Hecheln des Schattenwolfes, welcher so groß war, dass er mir mit erhobenem Kopf bis zur Brust reichte.
»Ylenia«, flüsterte ich und keuchte erschrocken auf, ehe ich auf die Knie fiel und die Arme auffordernd ausbreitete.
Zunächst rührte sich meine weiße Wölfin nicht, doch dann lief sie langsam auf mich zu, bis die schwarze feuchte Nase meine Wange berührte.
»Du hast sie im Wald zurückgelassen«, erklang eine Stimme, die mein Herz für einen Moment aussetzen ließ.
Abrupt erhob ich mich und wirbelte herum. Arya stand vor mir – links und rechts von ihr warteten Lady und Nymeria, die mich aus großen Augen ansahen.
Meine kleine Schwester musterte mich ebenfalls eindringlich. Ihre Haare waren länger als vorher. Sie trug ein Wams aus Wolle und einen Schwertgurt mit ihrem Schwert Nadel, sofern ich es richtig erkannte. Etwas lag in ihren Augen, was mir einen Schauer den Rücken herunterlaufen ließ. Etwas Kaltes.
»Du hast dich verändert«, stellte sie fest und ihre Stimme war dabei sehr gefasst, aber auch nüchtern.
»Du dich auch«, meinte ich ohne die Spur eines Lächelns im Gesicht.
Ich wusste nicht, wie ich mir ihr gegenüber verhalten sollte.
Vor diesem Augenblick hatte ich Angst gehabt. Sie zu sehen, mit ihr zu sprechen.
»Du siehst aus wie eine Lady.«
»Du siehst aus wie eine Kämpferin.« Ich deutete auf das Schwert. »Und? Hast du es schon einmal benutzt?«
»Ein paar Mal«, gab Arya tonlos zurück. »Und du? Hast du jemanden umgebracht?«
Ich stockte. So leicht, wie es Arya von den Lippen kam, fiel es mir nicht. »J-Ja«, sagte ich schließlich und ich spürte, wie meine Stimme heiser wurde.
»Hätte ich nicht von dir gedacht. Ich dachte, du wärst eher jemand, der vor dem Kampf wegläuft.«
Und da war es. Arya wusste ganz genau, dass ich sie damals im Stich gelassen hatte, und trotz dessen dass weder ihr Blick noch ihre Stimme verriet, dass sie es mir vorwarf, wusste ich, dass sie es tat – sie warf mir vor, sie zurückgelassen zu haben.
Obwohl ich wusste, dass ich schuld war und dass ich mich falsch verhalten hatte, versetzte es mir einen Stich im Herzen. Immerhin war Arya die Schwester gewesen, die mir am nächsten gewesen war.
Ich antwortete nichts auf ihre Aussage hin, und da deutete sie auf die Wölfe, als wäre nichts gewesen.
»Ich habe sie im Wald gefunden. Bran sagte mir, du hättest dich um sie gekümmert.«
»Das habe ich«, gab ich mit trockener Kehle zurück. Ich hatte Mühe, meine Tränen zurückzuhalten. Aryas Distanz und Kälte verletzte mich.
»Ich wollte sie im Wald zurücklassen, da wären sie wahrscheinlich besser aufgehoben gewesen. Aber sie wollten mitkommen. Sie gehören dir.« Sie wandte sich ab.
»Nymeria war deine Wölfin«, entgegnete ich.
»Ja, das war sie«, sagte Arya noch im Gehen und kurz darauf war sie zwischen den Soldaten verschwunden.

1631 Wörter

Nach einigen Monaten Pause bin ich zurück - ich habe in den letzten Wochen die Geschichte fertig geschrieben und werde die Kapitel in den nächsten Tagen nach und nach hochladen.

Was haltet ihr von dem Zusammentreffen von Arya und Sienna? Glaubt ihr, die beiden werden sich jemals wieder vertragen? Und versteht ihr Aryas Sichtweise?

Winter is here || Game of Thrones Staffel 7-8Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt