Kapitel 7

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Stille

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Stille.
Während ich an den Toten und Trümmern vorbeilief, vernahm ich nichts weiter als Stille.
Wie seltsam es war – in einem Moment war die Luft von Schreien und Zerstörung erfüllt und im nächsten war alles ruhig. Der Tod war laut gekommen und leise gegangen, das schien es gewesen zu sein.
Es fiel mir schwer, zu atmen, nicht nur wegen des Geruchs, sondern auch wegen der stickigen Luft. Asche und Rauch hatte sich in meinen Lungen abgesetzt und verdichtete die Sicht.
Lord Tyrion lief einige Meter vor mir, ebenso schweigend wie ich. Jon wich seit der Flucht nicht mehr von meiner Seite, und auch er sagte kein Wort.
In Königsmund schloss Ser Davos zu uns auf. Rechts und links von uns standen verbrannte, leere Ruinen. Skelette und verbrannte Menschen lagen überall. Ab und an hörte ich das Stöhnen einiger Verletzter. Auf einmal blieb Tyrion stehen und wandte sich zu uns um.
»Ich gehe allein«, sagte er mit belegter Stimme.
Wir erwiderten nichts, doch wussten wir, was er meinte – er hatte seine Familie verloren, und er wollte Zeit für sich, um zu trauern.
Jon, Ser Davos und ich liefen in einer anderen Richtung weiter und trafen auf Grauer Wurm und seine Männer. Vor ihnen hockten einige Goldröcke. Sie sollten hingerichtet werden.
»Grauer Wurm!«, rief Jon und lief zielsicher auf den Mann zu. »Es ist vorbei! Diese Männer sind Gefangene.«
»Es ist vorbei, wenn alle Feinde der Königin besiegt worden sind«, gab der Unbefleckte trocken zurück.
»Wie viel besiegter müssen sie denn noch sein?«, entgegnete Ser Davos ungläubig. »Ihr habt sie doch schon auf die Knie gezwungen!«
»Sie atmen noch!«
»Seht Euch doch um, mein Freund, wir haben gewonnen.«
»Ich befolge allein die Befehle meiner Königin.«
»Und wie lauten ihre Befehle?«, hakte Jon nach.
Mit finsterer Miene sah Grauer Wurm ihn an. »Töte alle, die Cersei Lannister folgen.« Er sah zu den Gefangenen. »Das sind freie Männer, sie haben freiwillig für sie gekämpft.« Er zog seinen Dolch und wollte zuschlagen, doch packte Jon ihn am Arm. Daraufhin zückten die Unbefleckten ihre Speere und auch die Nordmänner zogen ihre Waffen.
»Ruhig, Männer! Ruhig!«, rief Davos.
Voller Abscheu sah Grauer Wurm meinen Bruder an.
»Jon ...«, sagte Ser Davos, »wir sollten mit der Königin sprechen.«
Langsam ließ Jon den Unbefleckten los und wir gingen davon. In meinem Rücken hörte ich, wie die Goldröcke hingerichtet wurden und gurgelnd zusammenbrachen.
Wir mussten uns an den Dothraki vorbei drängen, um zu Daenerys zu gelangen, die in einem Torbogen oberhalb einer Treppe stand. Ich konnte nicht mehr sagen, was das hier einmal gewesen war, so sehr zerstört war alles.
Jon und ich liefen die Treppe nach oben, während uns alle anstarrten. Die Miene meines Bruders war steinhart und voller Wut. Doch anstatt etwas zu sagen, als wir sie erreichten, stellte er sich schweigend hinter sie. Ich warf ihm einen verwunderten Blick zu, doch hob er nur leicht die Hand, als Zeichen dafür, nichts zu tun. Tyrion gesellte sich zu uns. Auch er war von Wut gezeichnet.
Daenerys begann etwas in einer Sprache zu sprechen, die ich nicht verstand, doch dachte ich mir meinen Teil, als ihre Anhänger voller Begeisterung jubelten. Auch ihr Drache brüllte lautstark, als würde er ihr zustimmen.
Langsam gesellte Tyrion sich neben sie und Daenerys warf ihr einen knappen Blick zu.
»Ihr habt Euren Bruder befreit«, hörte ich sie sagen. »Ihr habt Verrat begangen.«
»Ich habe meinen Bruder befreit«, wiederholte Tyrion und wandte sich an sie, »und Ihr eine Stadt ausgelöscht.«
Daenerys drehte sich ihm zu und Tyrion nahm die Brosche der Hand ab und warf sie ihr vor der Füße. Augenblicklich verstummten alle. Zwei Unbefleckte traten vor, die Tyrion fortbrachten. In Daenerys Gesicht spiegelte sich Enttäuschung und Abscheu wider. Nun sah sie zu Jon und sie erkannte, dass er auf Tyrions Seite war. Mit finsterer Miene ging sie davon und ihre Leute zogen ab.
Auf einmal spürte ich, dass jemand neben mir stand und sofort wandte ich meinen Kopf.
Jon atmete vor Schreck aus. »Was machst du denn hier?«, fragte er Arya und zog sie dann wortlos in die Arme. »Was ist passiert?«
Arya löste sich von ihm. »Ich wollte Cersei töten. Deine Königin kam mir zuvor.«
»Sie ist jetzt unser aller Königin«, meinte mein Bruder.
»Nicht, wenn wir etwas dagegen unternehmen«, entgegnete ich und sah ihm in die Augen.
Ich musste nichts sagen - er wusste genau, was ich meinte.

Winter is here || Game of Thrones Staffel 7-8Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt