George hob den Kopf ein wenig. May. Ein schöner Name. Sie hatte wirklich eine schöne Stimme. Er ließ den Kopf wieder zurück in seine Hände sinken.
Aber das spielte alles doch sowieso keine Rolle mehr. Fred war nicht mehr da. Tränen quollen aus seinen rotgeschwollenen Augen. Er war nie der Typ zum Heulen gewesen. Immer einen frechen Spruch auf den Lippen, ja, das waren die Weasley Zwillinge. George musste hart schlucken. Es würde nie wieder so wie früher sein. Fred würde nie wieder neben ihm stehen und auf seine Schulter klopfen. Er wusste nicht, wie viele Tage seit der großen Schlacht und Freds Tod vergangen waren. Tage, Wochen, Monate? Zu lange. Seitdem hatte sich George nicht mehr in den Laden getraut. Zu viel Fred. Er hatte Ron gebeten, ein Schild mit ,, vorübergehend geschlossen" vor die Ladentür zu hängen. Auch dachte er seitdem nicht mehr an Streiche oder sein Lebensziel. Unwichtig. Wie alles seit Freds Tod. Das Essen kam ihm überflüssig vor, in der Nacht hatte er Albträume, seinen Zauberstab hatte er seitdem es passiert war nicht mal mehr in die Hand genommen. Wozu auch, wenn Fred, sein Zwillingsbruder, seine zweite Hälfte, sein Ein und Alles, nicht mehr neben ihm stand.
,,Früher habe ich ,,Der kleine Lord" mindestens hundert Mal gelesen.", George hörte die Begeisterung in Hermines Stimme, endlich eine Gleichgesinnte gefunden zu haben. ,,Echt, du auch?"
Toll. Noch so eine besserwisserische Leseratte. Obwohl, ob sie alles besser wusste, wusste er ja noch nicht. Noch nicht. Als ob er sie bald kennenlernen würde. Völliger Schwachsinn. May war wohl von der Sorte Mensch, die man einmal sah, ein nettes Gespräch führte und dann gleich wieder vergaß. Noch dazu war sie ein Muggel. Nicht, dass ihn das stören würde, nur, wenn sie ein Muggel war, verringerte das die ohnehin schon geringe Chance noch, sie irgendwann wieder zu treffen. George selbst hatte sich geschworen, nicht mehr zu zaubern, bis Fred zurück sein würde. Aus diesem Grund apparierten sie auch nicht zu diesem Psycho-Typen. George weigerte sich strikt zu zaubern oder irgendwas zu tun, was mit Zauberei in Verbindung stand. Daher war auch Hermine mitgekommen, um ihnen mit der U-Bahn zu helfen. Sonst hätten sie sich bloß verirrt. May war schlussendlich auch nicht viel anders als er. Ob man nicht zaubern konnte oder nicht zauberte war schließlich kein großer Unterschied.
Die beiden kicherten. Ein Fünkchen Wut flammte augenblicklich in George Weasley auf. Wie konnte man Lachen, wenn Fred nicht mehr auf diesem Erdball wandelte? George konnte Lachen und Frohsinn nicht mehr ertragen. Er empfand es als persönliche Beleidigung Freds.
Mays Stimme ließ ihn dennoch abermals den Kopf heben. Aber diesmal aus einem anderen Grund. ,,Ihr wollt zu Dr. Newman? Der am Shakespeare Place?" Woher wusste sie, wo sie hinwollten?In diesem Moment sah er May zum ersten Mal richtig. Die mittellangen, dunkelbraunen, verwuschelten Haare, die vollen Lippen, die freundlichen Augen, die wie flüssige Schokolade aussahen. All das entlockte George ein kleines, schüchternes Lächeln. Auch wenn es eher der Hauch eines Lächeln war, war es da und das war es, was zählte. Es war ein Anfang.
Mrs. Weasley schaute ihren Sohn ungläubig an. Seit wann lächelte er wieder? George spürte den bohrenden, mütterlichen Blick und fühlte sich sofort, als hätte er ein schweres Verbrechen begangen. Er hatte gelächelt. Gelächelt, obwohl Fred nicht mehr da war! Ohne ihn war kein Mädchen einen Pfiff, kein Comedian einen Lacher und kein Scherzartikel die Produktion wert. Ein Teil von ihm fehlte! Da konnte er doch nicht einfach so weiterleben, als ob nichts passiert wäre. Menschen, die einen Arm verloren hatten, taten das schließlich auch nicht.
,,Aussteigen!", rief Hermine plötzlich und Mum zog ihn hoch, aus der Bahn und an die frische Luft. Oben angekommen kramte Hermine einen Stadtplan aus ihrer Handtasche, doch May winkte ab und führte sie eine Straße hinunter. Ein paar Häuser weiter standen sie vor einem weiß getünchten Neubau.
May fiel Hermine zum Abschied um den Hals, dann winkte sie noch einmal und verschwand in einem Café auf der anderen Straßenseite. Nun war wohl das Zusammentreffen mit May vorbei. Er würde sie nie wiedersehen. Er wollte die Mappe May endgültig schließen, doch er schaffte es nicht, sie zuzuklappen, so als läge ein Zauber darauf. Schließlich ließ George sie einfach geöffnet auf seinem Gedankenschreibtisch liegen.
Hermine fragte Mrs. Weasley etwas, diese nickte und dann verschwand auch sie in dem Café. Hermine konnte ihre May-Akte noch auf ihrem Schreibtisch behalten. Warum dachte er eigentlich so viel über dieses unbekannte Mädchen nach? ER kannte sie doch nicht mal. Er sollte ihre Akte echt ins Archiv verfrachten.
Mrs. Weasley strich ihm aufmunternd über den Rücken, dann drückte sie die Klingel.
,,Dr. John Newman", stand mit schwarzen Lettern auf die Klingel geschrieben. Ehrlich gesagt hatte er gar keine Lust auf diesen Psycho-Typen. Auch der konnte Fred nicht zurückholen. Das konnte nur ein Wunder. Aber was tat man nicht alles, um seine Mutter glücklich zu machen. Seufzend trat George in das weißgetünchte Haus am Shakespeare Place ein.
Dieser Tag würde sein Leben verändern. Und es würde garantiert nicht an Dr. Newman liegen...
Hey Leute! Ich kann's immer noch nicht fassen, dass Leute meine Geschichte freiwillig lesen. Ganz lieben Dank an alle da draußen.❤️
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Wie Mays magischer Traum Wirklichkeit wurde... [HP]
FanficPAUSIERT. Was wäre, wenn es die Wizarding World wirklich geben würde? Was wäre, wenn May ihre Lieblingscharaktere plötzlich in der U-Bahn treffen würde? Und was wäre, wenn ein rothaariger Trauerkloß ihr Herz einfach mitnehmen würde? Eine Harry Pott...