Kapitel 4: Lügen

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Und schon wieder saß Hermine in Londons U-Bahn. Da fuhr man Jahre nicht mit dem Teil und dann zwei Mal in einem Monat. Schon komisch. Sie seufzte. George könnte sich echt mal wieder dazu bewegen lassen, Magie zu gebrauchen. Sie meinte, wenn man schon apparieren konnte, warum musste man dann noch mit so einem langweiligen Teil wie einer U-Bahn fahren? Andererseits hätte sie ohne Georges strikte Verweigerung jeglicher Magie May nie kennengelernt. Hermine seufzte abermals.

Mit May war das so eine Sache. Sie war total nett, hilfsbereit, konnte super trösten und man konnte echt gut mit ihr reden. Eben das typische Mädchen von nebenan. Seit ihrem Gespräch im Café waren sie so etwas wie Freundinnen. Sie unternahmen hin und wieder was miteinander oder trafen sich um einfach mal nur zu reden. Nicht, dass Hermine etwas gegen May oder die Freundschaft zu ihr hatte, im Gegenteil. Sie war froh, sich auch mal mit einem echten Bücherwurm austauschen zu können.

Sie bezweifelte inzwischen, dass Ron jemals ein Buch zu Ende gelesen hatte und Ginny und Harry lasen zwar hin und wieder mal, aber es war nicht dasselbe. Wenn sie von ihrem neusten spannenden Buch erzählte, verstanden die nur Bahnhof. May allerdings wusste immer sofort, was sie meinte. Sie hatte mindestens genauso viel Bücher wie Hermine gelesen, wenn nicht noch mehr. Das Problem war nur, dass sie immer kurz davor war, sich zu verplappern und May von der magischen Welt zu erzählen. Nicht, dass es schlimm wäre, aber sie hatte Angst. Ihre neue Freundin hatte alle Bücher über die Abenteuer über Harry und den Zaubererkrieg gelesen. Sie kannte sich so gut in der Wizarding World aus, manchmal kam es ihr so vor, als hätte man Mays Hogwartsbrief vergessen. Was würde also passieren, wenn sie erfahren würde, dass ihre magischen Träume Realität waren und dass sie mit einem von ihr vergötterten Buchcharakter befreundet war? 

Hermine hatte Angst, dass sie nicht mehr mit ihr um des Freundschafts Willen befreundet sein wollte, sondern einfach nur, weil sie eine berühmte Kriegsheldin war und die beste Freundin des Auserwählten. So etwas war ihr seit alles vorbei war schon öfters passiert. Menschen kamen auf sie zu, spielten ihr eine Freundschaft vor, aber gaben hinter ihrem Rücken eigentlich nur an, mit der berühmten Hermine Jean Granger Zeit zu verbringen. Es kam den Menschen gar nicht mehr auf ihre Persönlichkeit an, sondern einfach nur auf ihren bekannten Namen. Hermine Granger.

Deswegen hatte sie auch gezögert, May ihren richtigen Namen zu verraten. Schließlich hatte sie einfach behauptet, sie heiße Hermia, was dem Original gar nicht mal so fern war. Vor einiger Zeit hatte sie Nachforschungen über ihren Namen betrieben. Der Name Hermine kam aus dem Althochdeutschen und bedeutete so viel wie die Kriegerin oder Frau des Heeres. Dabei war sie auch auf Namen gestoßen, die ihrem ähnlich waren, wie Hermanna oder eben Hermia. Sie hatte May gesagt, ihr Name wäre Hermia, weil ihr in diesem Moment einfach nichts anderes eingefallen war. Andere Leute kamen da auf gewöhnliche Namen, wie Anne oder Mary. Aber ihr fiel natürlich nur ein seltener Name ein, der ihrem gar nicht mal so unähnlich war. Vielleicht wollte ihr Unterbewusstsein ja auch, dass May herausfand, wer sie wirklich war.
Auch Morgane war kein hundsgewöhnlicher Name. Aber es war egal, welche Namen sie May vorspielte, so lange diese es ihr glaubte. Nur war sie im Café so im Redefluss gewesen, dass sie gar nicht bemerkt hatte, dass sie May Georges richtigen Namen verraten hatte. Wenn sie jetzt eins und eins zusammen zählte... Nein, daran wollte sie gar nicht erst denken. Und Hermine konnte es sich nicht verkneifen noch einmal zu seufzen. Es war wirklich nicht schön, eine Freundin zu belügen, aber hatte sie eine Wahl?

Eine Durchsage ertönte, Hermine sprang auf und zog George mit sich. Sie schaute auf ihre Armbanduhr. 10 vor 14.30 Uhr. Um 17.00 Uhr hatte George den Termin beim Psychologen. Also hatten sie noch gut 2 Stunden Zeit bei May. Molly hatte heute selbst einen Arzttermin und da Hermine erstens U-Bahn fahren konnte und zweitens wusste, wo sie hinmussten und außerdem an diesem Tag selbst nach London wollte, hatte es sich angeboten. Sie hatte George gefragt, ob es in Ordnung wäre, etwas früher zu fahren und dafür noch May zu besuchen, doch der ehemalige Scherzkeks hatte nur in die Luft gestarrt und nichts erwidert. Das hatte sie einfach mal, frech wie sie war, als Zustimmung aufgefasst und nun standen sie vor einem Mehrfamilienhaus, nur wenige U-Bahn-Stationen von Georges Psychologen und dem Café, in dem May arbeitete, entfernt.

Hermine drückte die Klingel bei ,,Parker" und ihre Freundin ließ sie ein. Schnell sprang sie die Treppen hoch und May in die Arme, die schon am zweiten Treppenabsatz auf sie wartete, während George noch damit beschäftigt war, die Treppen hinaufzuschlurfen. 

,,Hey Hermia", sagte sie, ,, schön dich zu sehen!" Dann fiel ihr Blick auf George und sie meinte vorsichtig: ,,Hi George" George, der inzwischen bei ihnen angekommen war, nickte nur kurz mit gesenktem Kopf und blieb stehen. ,,Kommt", meinte sie fröhlich und führte sie ins Wohnzimmer. Dort ließ May sich auf das Sofa fallen, Hermine setzte sich gegenüber von ihr in den Sessel. ,,Wollt ihr was trinken?", fragte ihre Gastgeberin dann. ,,Wasser wäre nicht schlecht... Für George auch Wasser.", antwortete sie schnell auch für ihn, da er nichts erwiderte. Während May die Getränke holte, sah ,,Hermia'' vorsichtig zu George, der sich ebenfalls auf das Sofa gesetzt hatte. Als ihre Freundin das Wasser gebracht und sich wieder hingesetzt  hatte, herrschte eine angespannte Stimmung. Während die beiden Mädchen sich mal wieder über Bücher (über was denn sonst?!) austauschten, schaute George nur bedrückt zu Boden. Das konnte ja witzig werden...

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Wie Mays magischer Traum Wirklichkeit wurde... [HP]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt