FüNf

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Sie geben nicht auf.

Sie fällt immer weiter, sie versinkt in ihrer eigenen Welt und das macht sie kaputt!

Du kannst ihr nicht mehr helfen!

Ich gebe nicht auf! Sie muss nur noch ein wenig durchhalten!

Falls sie das kann...


Wieder und wieder ziehe ich durch, bis mein Arm vom roten Gut komplett bedeckt ist.
Es befreit mich, es ist mein Ventil.
Ich kann wieder atmen, ich lebe.
Noch.
Es ist wieder Montag.
Ich muss zu ihr.
Sie will, dass ich komme.
Sie will mit mir 'reden', hat sie gesagt.
Ich vertraue ihr, sie ist immer gut zu mir.
Es ist nicht weit, bis ich da bin.
Sie ist in der Schule.
Doch gerade hat sie Unterricht.
Also warte ich.
Es kommen einige Lehrer vorbei, die mich begrüßen.
Und ich grüße zurück.
Mit einem Mal klingelt es, doch niemand stürmt auf die Gänge, ich höre keine Lehrer, die versuchen, noch schnell Hausaufgaben zu erklären.
Ich höre Stimmen, jedoch sind sie weit weg, ich kann sie kaum verstehen.
Aus dem Augenwinkel sehe ich eine Person.
Ich drehe mich zu ihr, doch sie ist weg.
Doch auf der anderen Seite war jemand!
Doch auch diese Person war weg, als ich mich umdrehte.
Wie aus dem Nichts erschienen immer mehr Personen, doch genau so schnell wie sie kamen, verschwanden sie auch wieder im Nichts.
Ich schluckte.
Ich merkte, dass ich nicht allein war.
Gemurmel erhob sich in meinem Kopf, doch ich wusste, es war nicht real.
Oder doch?
In einer Ecke stand eine Gruppe Mädchen.
Aus ihren schwarzen Augen sahen sie mich an, sie machten mir Angst.
Das Gemurmel wurde immer laute und summte wie ein Schwarm wilder Bienen in meinem Kopf.
Wieder schluckte ich.
Ich blinzelte ein paar Mal, doch die Mädchen blieben und starrten mich weiterhin an.
Ich wurde nervös.
Sie schienen auf mich fixiert und kamen langsam näher, jedoch, ohne sich dabei zu bewegen.
Sie schwebten.
Meine Atmung ging immer schneller und mein Puls raste.
Ich wollte aufstehen, doch es war, als wäre ich an dem Tisch festgeklebt.
Ich schloss meine Augen und rieb sie fest, als ich sie wieder öffnete, stand die Gruppe Mädchen nur noch einen Meter entfernt von mir.
Sie alle hatten schwarze Augen und schwarze Haare, welche ungepflegt und verfilzt waren.
Außerdem waren alle fünf sehr blass, beinahe schon blau.
Sie hatten lange, knöcherne Finger und sahen mich ausdruckslos an.
Das Summen in meinem Kopf kristallisierte sich zu klaren Stimmen, die mir zuriefen, dass sie mich holen kämen und ich nirgendwo sicher wäre.
Noch immer konnte ich mich nicht bewegen.
Ich war wie paralysiert, wie gelähmt, wie festgeklebt und versteift.
Auf einmal, wie aus dem Nichts, packte mich von der Seite eine Hand an der Schulter und ich zuckte zusammen.
Die fünf Mädchen waren verschwunden und die Halle war gefüllt mit etliche Schülern und Schülerinnen, auch die Temperatur war gestiegen und es war heller.
Die Stimmen in meinem Kopf waren ebenfalls verschwunden.
Neben mir stand sie.
"Komm mit, wir gehen ins Besprechungszimmer.", sagte sie mit ihrer melodischen Stimme, welche mich immer beruhigte.
Ich stand auf und folgte ihr.

"Wir kommen dich holen. Du bist nirgendwo sicher, niemals, nein, nein, nein!"

SinkingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt