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neapel, 1 jahr später

Nervös schmiss ich die Tür meines Autos zu. Mein Vater redete nie mit mir, außer vielleicht ein "Buon Natale!" zu Weihnachten. Meine Schicht im Bistro war zu Ende, Vorlesungen hatte ich erst morgen in der Früh wieder. 

Die Mittagssonne prallte mir auf den Hinterkopf und ich atmete tief durch. 

Das Anwesen meines Vaters, wo ich aufgewachsen war, mit dem Haus, mit dem ich nicht viel verband, war ein krasser Gegensatz zu den bunten Slums vom Rest von Neapel. Nachdem ich meinen Wagen abgesperrt hatte und die Gesichtserkennung des Sicherheitssystems mich erkannt hatte, wurde ich reingelassen - nicht ohne dass einer der Bodyguards meines Vater mich komisch anschaute. 

So viele Schulden mein Vater auch hatte, auf seinen Luxus konnte er nie verzichten. Es ekelte mich an, doch den Fiat den ich einmal zu meinem Geburtstag bekommen hatte, konnte ich aus taktischen Gründen nicht ablehnen - die da wären dass ich sehr oft zu meiner Tante nach Salerno fuhr, und die Strecke über die Amalfiküste wesentlich schöner war als der langweilige Weg vom Zug. 

Ich seufzte, klingelte ein paar Mal ungeduldig, bis Mattheo, einer der Angestellten meines Daddys, mir aufmachte.

"Buongiorno signorina Vittoria." (Guten Tag, Fräulein Vittoria)

Ich schenkte ihm ein halbherziges Lächeln und machte mich auf den Weg.

"La tua padre è a il soggiorno." (Dein Papa ist im Wohnzimmer)

Ich nickte, und ging ins Wohnzimmer.

Meine Schuhe klackerten auf dem sauberen Boden, die Gemälde meines Vater schauten mich noch immer wie vor 10 Jahren an. 

"Willkommen zuhause."

Ich zuckte zusammen und hielt mir augenblicklich die Hand auf die Brust. Die Stimme meines Vaters klang ruhig. Viel zu ruhig. 

"Könntest du mir vielleicht einen kleinen Gefallen tun, picina?"

Ich sah ihn fragend an und sagte nichts.

"Einen klitzekleinen...du weißt doch..."

Er machte eine Kunstpause, und ich wurde immer misstrauischer.

Ließ mir aber nichts anmerken. 

"Seit ein paar Jahren läuft es nicht mehr ganz so gut mit der Firma."

"Deshalb habe ich mir ein bisschen Hilfe geholt."

Ich gab mir mental einen Schlag auf die Stirn und malte mir die komischen Sachen aus. Ich auf dem Strich, ich als illegale Hafenarbeiterin die Waren aus China mit "Made in Italy" beschriftete, ich, wie ich Leichen in einen Keller brachte und ich, wie ich an Autos herumschraubte. 

"Und ich möchte, dass du morgen Abend jemanden kennenlernst."

Natürlich landete ich am Strich, es war mein Vater. 

Jetzt rollte ich mit den Augen. 

"Und warum sollte ich das tun?"

"Nur zu deinem Besten - unserem Besten..."

Er wollte mir etwas näher kommen, ich fing jedoch an durch den Raum zu gehen.

Ich starrte meinen Vater an. Tiefe Augenringe zierten sein eingefallenes Gesicht.

Minuten vergingen.

"Ich brauche das Geld."

Flüsterte er.

"Verstehst du das?"

Nun schaute er direkt in meine Augen, ein flehender Blick seinerseits.

"Ich weiß nicht, warum er genau dich will, Vittoria."

Er zitterte ein bisschen. 

"Mamma mia, was willst du von mir?"

Meine Stimme klang noch immer sanfter als ich es wollte. 

"Du sollst ihn heiraten."

Ich fing an zu lachen. Und konnte nicht mehr aufhören. 

Ich wurde wie in einer Harry Styles Fanfiction von meinem Vater wegen seinen Schulden verkauft. 

"Fick dich."

. . .

"Und wer zur Hölle ist dein Zukünftiger?"

"Ein Raphael."

Ich rollte mit den Augen und trocknete weiter die Teller ab, während Lucia mich eindringlich musterte.

"Ah, jetzt weiß ichs. Eher so Mitte 60 und komplett pädophil oder junger knackiger unterer Soldat."

"Ersteres, zu jung hätte nicht das Geld, das mein Vater in der Woche für Nutten und Koks ausgibt."

"Dann bereit dich darauf vor einen alten Sack auf Viagra zu reiten."

Nun war ich kurz davor meinen Kopf gegen eine Wand zu schlagen. 

Lucia schaute mich nur mitleidig an und trocknete weiter die Teller ab. 

"Hör zu, cara, wir könnens jetzt nicht ändern...siehs positiv, scheiße reicher Typ und wenns ist vergifte ihn."

"Ja hört sich schon bisschen an wie in einem schlechten Bollywood Film..."

"Bisschen..." lachte sie

Kurz war es leise, Lucia legte ihr Geschirrtuch beseite, kam zu mir hinüber und umarmte mich kurz. 

"Ich wollte doch nur leben, weg von dem Ganzen."

Ich war kurz davor zu weinen - okay ich war so nah am Wasser gebaut, dass man sagen konnte, dass ich im Wasser stand.

"Ist okay, cara...kannst du dich erinnern, wie wir 14 oder so waren, da wollten wir immer einen Sugar Daddy."

Ich grinste.

"Wir sind immer durch die Schule gerannt und haben irgendwas von 1500 pro Treffen gelabert, ganz schlimm."

"Willst du jetzt damit sagen, dass sich unser Traum endlich erfüllt hat?", lachte ich.

"Kann man so sagen - sieht positiv, du musst nie wieder hier" sie löste sich von mir, drehte sich kurz und zeigte auf die bisschen dreckige Küche. "arbeiten."

Ich lachte, Lucia schaute mich ein bisschen mitleidig an. 

Gerade als sie ansetzen wollte etwas zu sagen, hörte man, wie die, eigentlich verschlossene Tür aufging. 

Wir rissen beide die Augen auf, bis eine tiefe Stimme schrie: 

"Signorina Ebbasta, dove sei?" (Fräulein Ebbasta, wo sind Sie?)

Es wurde nun Zeit meinen Zukünftigen kennenzulernen nahm ich an.

. . . 

long time no see, just wanted 2 say hi :)

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