o9.

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So lief ich also den Weg hinter die Bühne und wartete, da ich durch meine Flucht vor Tae natürlich viel zu Früh dran war, bis Jimin mit seiner Probe fertig war. Das ganze dauerte auch nur gut 10 Minuten, da er auch in unserer 'Pause' immer für sich trainiert hatte, und die Show an sich perfekt saß. Nachdem also die Beleuchtung und der Sound angepasst wurden, konnte ich auf die Bühne gehen. Der Blick von Jimin lag auf mir, während ich die ersten Noten von Euphoria sang. Zuerst arrangierten wir die Musik und das Licht, den Teil mit dem 'Fliegen' würde ich erst im Nachhinein üben.

"Pass auf dich auf, Jungkook." lächelte mir Jimin noch entgegen, ehe er sich zu Namjoon an den Bühnenrand setzte. Die beiden beobachtetem mich, wie ich meine Solo Performance ablieferte, wie ich es schon immer tat. Der Song bedeutete mir sehr viel, denn mein Herzblut und Liebe war in ihn hinein geflossen. Meine Euphorie, mein positiver Einfluss und meine kleine Hoffnung auf das Gute, all das war nur eine Person. Kim Taehyung. Während ich also meinen Song weiter sang, und die ganze Zeit das makellose Gesicht des Blauhaarigen vor meinem inneren Auge hatte, bewegte ich mich auf die Plattform zu, auf der ich durch die Halle fliegen würde.

Mir wurde schon ein wenig mulmig als die Staff Mitarbeiter mich an den Gurt festmachten, während ich einfach meine Zeilen sang, und an den Mann dachte, den ich liebte. Zumindest meine Gedanken konnte mir keiner verbieten. Niemand konnte es mir verbieten, an den einzigen Kuss zu denken, den ich jemals bekommen hatte. Ja, das im Krankenhaus war mein erste Kuss, und ich hatte ihn dem Menschen geschenkt, der mir so viel bedeutete.

Mein Herz schlug schneller, als ich merkte dass ich mich erhob, und automatisch griff ich mit beiden Händen nach der Stange, auch wenn ich sonst nicht so viel Angst hatte. Ich schloss meine Augen. Doch nach wenigen Sekunden ließ ich eine Hand los und hielt sie an mein Herz. Mit allen Gefühlen, die ich in mir angestaut hatte sang ich mein Lied, und ich sang es nur für ihn. Als ich meine Augen wieder öffnete, sah ich ihn. Taehyung stand auf der Bühne nicht weit unter mir und schaute mich aus glasigen Augen an. Er blickte zu mir hinauf und ich sah, dass sich die ersten Tränen ihren Weg über seine perfekten Wangen suchten, und mein Herz zog sich zusammen. Taehyung sollte nicht weinen, niemals. Erst recht nicht, wegen mir. Wer war ich schon, dass ich eine seiner Tränen wert war?

Langsam wurde ich wieder auf die Bühne gelassen, die Staff befreiten mich aus der Konstruktion und sang die letzten Strophen, während ich meinen Blick nicht von Taehyung lösen konnte. "When I'm with you, I'm in Utopia..." sang ich, während ich auf ihn zuging. Sein Blick lag noch immer auf mir, doch etwas mir noch unbekanntes lag in ihm.

"Kookie.." hauchte er und überbrückte die letzten Meter zu mir und fiel mir schluchzend in die Arme. Überfordert schaute ich mich nach Jimin um, der sich gerade ebenfalls ein wenig unsicher erhob. "Kookie... Ich ... es tut mir alles so leid. Ich wollte es dir schon so lange sagen. Ich liebe Dich. Ich liebe dich schon so lange, ich habe mir geschworen, wenn ich noch ein einziges mal die Chance bekommen würde, wenn ich noch einmal mit dir reden könnte..." sprach er schnell, und ich verstand es nur schwer.

"Tae..." fing ich an, doch er klammerte sich in meinen Pullover, ließ mir nicht die Möglichkeit ein wenig Abstand zwischen uns zu bringen. "Kookie, es tut mir leid, wenn ich unsere Freundschaft zerstöre. Aber ich liebe dich. Ich wollte es dir nach der Show sagen, als der Unfall geschah.. Und jetzt stehe ich hier und habe endlich die Chance dazu." endete Taehyung und ließ nun ein wenig von mir ab. Moment mal. Hatte er mir gerade gesagt, dass er mich liebt?

Taehyung:

Mein Kopf schmerzte, doch ich hatte wohl eine so klare Sicht, wie schon lange nicht mehr. Als Jungkook dort oben flog und dieses Lied sang, durchzog ein stechender Schmerz meinen Kopf und wie in einem alten Film schlugen mir sämtliche Erinnerungen, die ich verdrängt hatte wieder entgegen.

Die ganzen Nächte, die ich neben Kookie gelegen und ihn betrachtet hatte. Jeder Moment, in dem ich ihm meine Gefühle fast gebeichtet hatte, in denen ich mich einfach nur unendlich wohl in seiner Nähe fühlte und am Ende doch nicht den Mut hatte, ihm meine Liebe zu gestehen.Wie oft hatte ich mit Jimin über meine Gefühle geredet, er hatte mich immer ermutigt, es Jungkook zu gestehen, da er sich sicher war, dass er so fühlte wie ich. Doch ich zweifelte, ich zweifelte einfach an mir. Was hatte ich schon an mir, dass einen Mann wie Jeon Jungkook anziehen würde? Klar, er sagte mir sehr oft, dass ich Hübsch war, doch das sagten wir uns untereinander häufiger.

Die letzte Erinnerung, die ich an Kookie hatte, war der Tag, an dem er mich dazu überredet hatte, eine Runde auf dieser Plattform zu fliegen. An sich reizte mich die Vorstellung, denn wer wollte schon nicht das Gefühl zu fliegen mal erleben? Und dass ich mich vor ihm irgendwie beweisen wollte, musste ich wohl nicht erwähnen.

Doch als ich dann in die Luft gezogen wurde, hatte ich Angst. Meine Knie zitterten und ich wollte einfach wieder runter. "Schau einfach zu mir, dann wird alles gut." sprach er beruhigend auf mich ein, und ich konnte ihn nur anlächeln. "Na gut.." antwortete ich ihm und versuchte den restlichen Mut zusammen zu kratzen. Tatsächlich beruhigte ich mich, doch das lag nur an dem stetigen Blickkontakt, den wir nicht abbrechen ließen.

Ein merkwürdiges Knacken allerdings zerstörte unsere kleine Seifenblase, und alles was ich dann noch wirklich wahrnahm, war der erschrockene, fast schon panische Gesichtsausdruck Jungkooks. Dann spürte ich einen Schmerz, den ich so noch nie gespürt hatte. "TAE!!" hörte ich die Stimme meiner Liebe noch dumpf, ehe ich meine Augen schon fast geschlossen hatte. Da wurde ich angehoben, und das letzte was ich sah, bevor mich die Dunkelheit komplett empfing, war Jungkooks panischer Gesichtsausdruck, Tränen die sein Gesicht hinabliefen und Angst. Ich wollte ihn beruhigen, doch ich konnte nicht.

All diese Erinnerungen prasselten auf mich ein, und ich konnte sie nicht wirklich verarbeiten. Alles, was ich in diesem Moment aber mit Sicherheit wusste, war dass ich ihn liebte. Mehr als ich je irgendjemanden geliebt hatte, und das musste ich ihm sagen, sofort. Denn das hatte ich mir selbst vorgenommen an dem Abend, nach dem Konzert. Doch dazu kam es ja leider nicht."When I'm with you, I'm in Utopia..." sang er, und kam auf mich zu. Seine Stimme klang wie die eines Engels, zumindest stellte ich mir so die Stimme eines Engels vor. Ich fixierte seine wunderschönen Augen, und er konnte sich ebenfalls nicht abwenden.

"Kookie.." brachte ich nur raus und überbrückte die letzten Meter zu ihm und schmiss mich direkt in seine Arme. "Kookie... Ich ... es tut mir alles so leid. Ich wollte es dir schon so lange sagen. Ich liebe Dich. Ich liebe dich schon so lange, ich habe mir geschworen, wenn ich noch ein einziges mal die Chance bekommen würde, wenn ich noch einmal mit dir reden könnte..." ich schrie ihm meine Worte fast entgegen, denn ich wollte, dass er es endlich wusste. Jungkook sollte wissen, dass ich ihn so sehr liebte, egal was er davon halten wird.

Mir war bewusst, dass ich so unsere komplette Freundschaft zerstören könnte. Aber meine letzten Wochen hatten mir deutlich gezeigt, dass das Leben viel zu schnell vorbei sein kann, weshalb man auch keinen einzigen Tag vergeuden sollte, und dies würde ich ab sofort auch umsetzen.

"Tae..." hörte ich ihn, und mir war klar, dass er mich nun abweisen würde. In den letzten Tagen hatte ich ja gemerkt, dass er es sogar irgendwie gut hieß, dass ich mich nicht mehr an ihn erinnern konnte und so ein wenig Abstand zu ihm nahm. Annäherungsversuche seinerseits waren mau gewesen. Außer diese eine wundervolle Nacht, in der es einfach alles perfekt war. "Kookie, es tut mir leid, wenn ich unsere Freundschaft zerstöre. Aber ich liebe dich. Ich wollte es dir nach der Show sagen, als der Unfall geschah.. Und jetzt stehe ich hier und habe endlich die Chance dazu." entschuldigte ich mich direkt und wollt eigentlich wieder von ihm weg treten, denn ich hatte gesagt, was ich sagen wollte.

Nun lag es ganz alleine an ihm, ob er mich noch als seinen besten Freund wollte, oder ob ich ihn ein für alle male verloren hatte.

Angel  ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt