Feared love~ (MINSUNG~)

*18*

Jisungs POV.~

Er starrte die Farbe auf seinem Nachttisch  an. Sein Kissen war mittlerweile durchgeweicht von seinen Tränen und langsam kamen keine mehr raus. Er hatte so lange geweint bis er nicht mehr weinen konnte. Jetzt fühlte er sich nur noch leer. Alles schien sinnlos. 

Jisung starrte die Farbe weiter an und seufzte. Er schloss die Augen. Felix hatte Recht. Er konnte sich nicht ewig in seinem Bett verkriechen und Minho, der Welt und seinem Vater aus dem Weg gehen. Er musste sich allem stellen. Er musste stark werden. Und das musste er ohne Minho schaffen. Er wollte sich verändern. Er wollte jemand anderes werden. Jemand, dem nichts und niemand etwas anhaben kann. 

Entschlossen stand er auf, nahm die Farbe in die Hand und schloss die Badezimmer Tür hinter sich.

Als Jisung in der Schule war, starrte ihn jeder an. Und nicht, weil er seit Tagen nicht da gewesen war, sondern wegen seines Äußeren. Er lächelte verlegen, doch fühlte sich gleich darauf selbstbewusster denn je zuvor.

"Felix", er tippte auf die Schulter des Jüngeren. Felix Augen weiteten sich, doch sein geschocktes Gesicht wurde sofort von einem breiten Lächeln ersetzt. "Wow! Sieh dich an! Du hast es also doch gemacht", strahlte er und klopfte Jisung auf die Schulter. Neben ihm stand Changbin und schaute ihn überrascht an. "Eine etwas gewagte Haarfarbe, nicht?", sagte er und lächelte. "Sieht gut aus." "Danke", lächelte Jisung. Er fühlte sich gleich besser bei seinen Freunden, als alleine in seinem Bett. "Ich muss ins Büro. Felix kommst du mit? Du musst mir noch berichten, was in den letzten Tagen los war." Felix nickte, gab Changbin einen Abschiedskuss und ging mit Jisung mit.

"Also an sich ist nichts vorgefallen?" Felix schüttelte den Kopf. "Keine Vorfälle, keine Prügeleien." "Mein Vater war auch nicht hier?", fragte Jisung nervös nach. "Nein." Der Ältere seufzte. "Ich wette, er hat nicht einmal bemerkt, dass ich Zuhause war die ganze Zeit." Felix lächelte sanft. "Naja, deine neue Haarfarbe wird er wohl kaum übersehen können", sagte Felix beruhigend. "Ja, er wird ausrasten", lachte Jisung und vergnügte sich bereits bei dem Gedanken. Für einen kurzen Moment schoss Minho in seinen Kopf. "Und...Minho? Was war bei ihm die letzten Tage?", fragte Jisung leise, mit Schmerz in seiner Stimme. Felix seufzte und schaute runter. "Er...war die letzten Tage ebenfalls nicht in der Schule." Jisung nickte und stützte sein Kinn auf seiner Hand.

"Glaubt ihr er kommt wieder?", fragte Seungmin ernst. "Ich weiß nicht...ich hoffe er kommt bald wieder", sagte Changbin. 

Jisung hörte sie von weitem reden, als er dazu kam. "Worüber redet ihr?" Stille. "Ähmm...Nichts wichtiges", stotterte Hyunjin. Jisung seufzte und setzte sich neben Felix und Changbin. "Also über Minho", sagte er, "Das ist in Ordnung, wirklich. Ihr müsst keine Rücksicht auf mich nehmen. Er ist immerhin euer Freund. Also, worum gings?" Jisung konnte nicht lügen. In Wahrheit wollte er unbedingt wissen, wie es Minho ging und wo er war. Er machte sich Sorgen, weil er Minho rausgeschmissen hatte. Aber die Sorgen wurden von seiner Wut und seinem Schmerz verdrängt. "Also...wir haben uns nur gefragt, wann Minho wieder in die Schule kommt.  Er geht auch nicht an sein Handy und antwortet auf keine Nachricht", gab Seungmin zu. Jisungs Brust durchzog kurz ein stechender Scherz und er nickte. "Verstehe...", sagte er leise, aber mehr konnte er nicht sagen. Ein Teil von ihm war froh, dass er nicht in die Schule kam. Dass er ihn nicht sehen musste. Felix musterte Jisung besorgt, während dieser seinen vollen Teller nur anstarrte. "Jisung, du musst was essen." "Ich...habe keinen hunger", seufzte er und stach mit seiner Gabel in seinem Reis herum. 

Die Konversationen wurden nach einer Weile immer leiser, bis sie endgültig verstummten. Verwirrt von der Stille folgte Jisung den Blicken seiner Freunde. Er folgte ihnen bis zu einem Jungen mit etwas schmutzigen Klamotten und zerzaustem Haar. Jisungs Augen weiteten sich und er schaute schnell runter, um die Tränen abzuhalten. Minho. Er sah furchtbar aus. Er trug eine schwarze Hose und einen übergroßen Pulli, der etwas zerlumpt und schmutzig war. Er trug eine Kapuze, dennoch konnte man sehen, dass das bisschen Haar, was zu sehen war, zerzaust und wirr war. Sein Gesicht...Man konnte ihm ansehen, dass er keinen Schlaf bekam. Dunkle Augenringe schmückten sein Gesicht und Falten seine Wangen. Sein Gesicht und seine Mundwinkel fielen schlapp hinab und er sah um einiges gealtert aus. Jisung schmerzte dieser Anblick.