Tanaka und Stoker

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"Bedenkt, das Fanatiker gefährlicher sind als Schurken. Einen besessenen kann man niemals zur Vernunft bringen, einen Schurken wohl."
~Voltaire

Deku stand da, in dem engen, dunklen Korridor und hielt die Luft an. Er wollte hier raus. Aber er wollte warten, warten bis er den Artzt gesehen hatte.
Nach kurzer Zeit erschien Schleimfresse wieder in dem stählernen Türramen. Zusammen mit einer großgewachsenen Frau, die einen ähnlich gepflegten eindruck hinlegte, wie der behörnte Mann. Sie trug einen blütenweißen Artztkittel, hatte sich ihre braunblonden Haare zu einem festen Pferdeschwanz gebunden und rückte jetzt ihre schwaz umrandete Brille zurecht. Den Artztkoffer in der Hand, schritt sie direkt auf ihn zu. "Was kann ich tuhen? Sir Tanaka sagte es gibt ein Problem mit einem Gefangenen." äußerte sie sich. Deku runzelte die Stirn. Diese Frau wirkte zwar rein vom äußerlichen her, als wüsste sie was sie täte, aber sie war doch sehr jung, um eine voll ausgebildete Ärtztin zu sein. Der Mann 'Tanaka' begann zu sprechen. "Das ist Doctor Stoker. Sie ist aus dem örtlichen Krankenhaus hier her gekommen. Auch wenn ich bezweife, dass das notwändig war." schnurrte er und warf Deku aus seinen stechenden, käferähnlichen Augen harsche Blicke zu. "Um wen geht es denn?" fragte sie, voller arbeitseifer. "Ä..ähm, Shigaraki. Er ist... verletzt. Und krank. Also ich weiß nicht wie lange schon, da müssen sie die anderen Insassen fragen, aber als ich herkam, fand ich ihn so vor." begann er zu plappern und wurde von Word zu Word immer leiser. Dr. Stoker's Gesicht war bei dem Namen Shigaraki fast entgleist. Sie mühte sich ihre Gesichtszüge unter Kontrolle zu bringen und nickte dann leicht, mit einem aufgesetzten Lächeln auf den Lippen. "Okay." sagte sie, wobei sie das 'O' und das 'a' merkwürdig in die länge zog. Dann passierte nichts. Sie machte keine Anstalten sich Shigaraki's Zelle zu nähern. "Wollen sie nicht hineingehen und ihn verartzten?" fragte Tanaka in einem merkwürdigen Unschuldstonfall. Er warf der Frau einen vielsagenden Blick zu, und das zweite mal heute, fühlte Deku sich merkwürdig unwissend. "Will sie nicht, das siehst du doch." schallte plötzlich  Dabi's raue Stimme durch den Raum. Stoker wich sofort um die fünf Schritte vor Dabi's Zelle zurück und Deku konnte es ihr nicht verdenken. Tief in sich drinn, hatte er das unterdrückte Verlangen, weit weg zu laufen, welches sich bei jedem jetzt gesagten Satzt weiter nach oben kämpfte. Doch er schluckte es wieder hinunter. Tanaka's stechende, schwarze Augen durchbohrten Dabi, wärend letzterer seinem Wärter den Mittelfinger präsentierte. Tanaka sah aus wie ein Mann, der jeden Moment Amok laufen würde. Deku war sich sicher, dass das ein Nachspiel für Dabi bedeutete.
"Was'n hier aufeinmal los?" murmelte eine verschlafenen Stimme und Mister Compress haselnussbraune Augen blitzten neugierig und verwirrt durch die Gitterstäbe. "Nichts!" fauchte Tanaka mit einer Stimme, die aus der Hölle persöhnlich stammen zu schien. Seine Augäpfel traten hervor und er spuckte ein bisschen, als er Compress anraunzte "Verzieh dich!" angesprochener verzog sich zurück in die hinteren Ecken seiner Zelle, aber nicht ohne ein "Was hab ich denn jetzt wieder verbrochen." vor sich hin zu murmeln. Er kauerte sich auf die Pritsche, die für den großen Compress eigentlich viel zu klein war, und beobachtete die Situation von dort aus. "Ähm, wollen sie anfangen?" fragte Deku unsicher. "Äh...öhm, ja natürlich." nuschelte sie. Tanaka, der immernoch vor Wut kochte steckte den Schlüssel ins Schlüsselloch, und drehte ihn. Das klicken des sich entriegelnden Schlosses ließ Shigaraki aufschrecken. Er öffnete seine Augen und die blutrote Iris flackerte unsicher. Er zuckte zusammen, als die Ärtztin vorsichtig die Tür aufschob. Es machte ein ähnlich schleifendes Geräusch wie die Eingangstür des Zellentracktes. Shigaraki brachte sich mit Mühe und qualvollen Geräuschen in eine aufrechte Position und drückte sich zitternd gegen die Wand. Bis ein hustenanfall ihn wieder auf den Boden beförderte. Er atmete schwer, presste aber ein schwach klingendes "Verzieh dich..." über die Lippen. Deku schluckte schwer. Diese Stimme. Seine Stimme. Es war komisch sie wieder zu hören. Er fühlte sich erneut an diesen einen Tag erinnert. Brennende Gebäude, zusammengestürzte Häuser, Schreie, Tote und ein heiseres Lachen. Sein Lachen. Er steht dort, neben seinem Toten Körper, neben dem besiegten All Might, die Arme ausgebreitet, und lacht. Eine Gänsehaut zog sich über seinen Körper und sorgte dagür, das sich sämtliche kleinen Härrschen aufstellten. Er stolperte ein wenig zurück, schüttelte aber den Kopf und trat wieder vor. "Sind sie okay, Deku?" schleimte Tanaka. "Ja, mir geht es fantastisch." hauchte er die Lüge über seine Lippen. "Dann  beeilen sie sich bitte Dr. Stoker wir haben nicht den ganzen Tag zeit!" knurrte der behörnte Mann. Die Frau nickte und trat entschlossen zu Shigaraki. Er knurrte drohend und versuchte schwach sich zu wehren. Trotzdem erlitt Deku beihnahe einen Herzanfall, als Shigaraki ihr Handgelenk mit fünf Fingern umschloss. "Vorsicht!" schrie er, und war umso überraschter, als nichts passierte. "W...was" murmelte er verstört. Die Ärtztin wichte die Hand des Blauharrigen beiseite wie eine lästige Fliege. "Still halten!" befahl sie. "Warum so verwundert, Sir Deku?", raunte Tanaka in seine Richtung, "Dachten sie etwa, das die Gefangenen ihre Macken frei verwenden könnten? Pha! Dann wären die alle doch längst nicht mehr hier." kicherte er. Deku blickte nachdenklich zu Kurogiri. Ja, das machte Sinn. Aber, wie? Wie schaften sie es, die Macken der Schurken aufzuhalten. Sie waren immerhin Körperfunktionen, soetwas konnte man nicht einfach abstellen.

Shigaraki's schmerzvoll aufzichelnde Stimme holte ihn aus seinen Gedanken. Der ehemalige Leiter der Schurkenliega hatte sich versteift und sein fiebriger Blick hetzte durch den Raum. Stoker murmelte Namen von Muskeln und Organen vor sich hin, wärend sie den vor sich liegenden Mann vorsichtig abtastete. Sie befühlte seine Stirn und hörte seine Lunge und das Herz ab. Shigaraki hatte aufgegeben sich zu wehren. Es brachte ja doch nichts. Stoker zog ihm sein Oberteil mit einem angewiedert Blick über den Kopf und begann seine wunden zu verbinden. Sie verband seine Brust und seinen Bauch, sein rechtes Bein und beide Handgelenke. Und den Hals. Den völlig aufgekratzten Hals, dessen tiefe Striemen sich entzündet hatten und um die Wundränder brennend rot leuchteten. Der 'Verband' stellte sich allerdings als dünner, langer Stoffstreifen heraus, welcher den Namen 'Verband' praktisch nicht verdiente. Ihm fiehl auch auf, dass sie die Verletzungen nicht desinfiziert hatte. Er hatte damals einen Erstehilfe-Kurs belegt und wusste einigermaßen, wie so etwas funktionierte. So wie sie es tat, funktionierte es nicht. Dann, als sie damit fertig war, ihn mit diesem Zeug einzuwickeln, erhob sie sich. Shigaraki hustet erneut und stöhnte erschöpft. Stoker wandte sich ab. Ihr Gesicht war immernoch angeekelt verzogen und sie bewegte sich wieder in Richtung Tür. Er stockte "Miss Stoker? Was ist den mit seiner Krankheit? Wollen sie ihm nicht etwas dagegen geben?" Deku's Hals war unglaublich trocken und ließ seine Stimme heiser und kratztig klingen. Er hasste es, sich für diese Person ein zu setzten. Aber er war jetzt ein Held und ein wahrer Held sorgt sich um alle Menschen. Sie blickte ihm in die Augen, die Abscheu war noch nicht ganz aus ihrem Gesicht verschwunden. "Er ist völlig gesund." beteuerte sie kühl. Er glaubte sich verhört zu haben. Was? Das konnte nicht der Ernst dieser 'Ärztin' sein. Doch bevor er seinen Mund öffnen, bevor er etwas sagen konnte, schallte eine andere wütende Stimme laut durch den dunklen Raum. "Wollen sie mich verarschen? Er hat eine Lungenentzündung! Das sieht ein scheiß Blinder mit Krückstock!" schrieh Kurogiri. Deku hatte den gelbäugigen noch nie so außer sich erlebt. Er blickte geschockt zu dem dunkel waberndem Nebel. Er umklammerte die Gitterstäbe mit seinen Händen und hatte die Augen wütend verängt. "Schnauze!", fauchte Tanaka ", die Ratte ist kerngesund! Wage es ja nicht zu widersprechen du wertloses Stück Scheiße!" "Sie töten ihn! Sie und ihr Pack von Verbündeten!" schrie der Teleporter. Seine Blicke durchbohrten Tanaka wie Dolche. Der Wärter schnaufte vor Wut. Atmete tief ein und aus. "Mister Deku, ich bitte sie diese Einrichtung zu verlassen!" knurrte er. Deku zuckte zusammen. Da war seine Chance. Die Worte, auf die er gewartet hatte. Und er wollte sich keinen Schritt von der Stelle bewegen. "Sie haben bestimmt zu tuhen!" zischte der kleinen Mann mit unterdrückter, unendlicher Wut in der Stimme. Deku merkte garnicht, wie er sich in Bewegung setzte. Seine Füße bewegten sich ohne sein Zutun. Aber es war auch gut so. Er musste hier raus, jetzt. Als er den gang entlang ging hörte er Kurogiri's Stimme, die ihm nachrief "Feigling!" Als er die Eingangstür aufstieß und feiner Nieselregen ihm entgegen schlug, saugte er tief die frische und unverbrauchte Luft ein. Er öffnete die zuvor kurz geschlossen Augen wieder und bewegte sich erneut. Seine Schritte führten weg von dem Gebäude. Er wusste, das es ein riesen großer Fehler war, zu gehen. Aber er brauchte jetzt Zeit. Zum nachdenken. All das, was er gesehen hatte, er musste die Informationen verarbeiten, die Gedanken ordnen. Ein schauder fuhr durch ihn hindurch, als er sich ausmalte, was Tanaka den Schurken jetzt... nein, daran durfte er nicht denken. Er musste schnell auf andere Gedanken kommen.

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