K A P I T E L 3

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Amüsiert beobachtete Ariene, wie Micheal Lovac angerempelt wurde.

Ihr Lächeln dauerte nur wenige Sekunden.

Micheals ganze Mannschaft, einschließlich Rony waren versammelt. Mit einem falschen Grinsen, bot er dem neuen Student die Hand an.

Dieser elende Heuchler, dachte Ariene.

Sie drückte den Rucksack fester an ihre Seite.
Fast hätte ich dich gehabt.

Unter den strohblonden Fransen ihres Ponys lugte sie in den weitläufigen Innenhof.
Die meisten Studenten hatten sich träge in den Schatten gerretet, die wenigen Neuen erkannte man sofort, an ihren hilflosen Gesichtern.

Gespannt wie eine Feder, hob sie den Kopf, hoffte, das niemand sie sehen würde und konzentrierte sich mit aller Macht auf das grüne Trikothemd das Rony trug.
Doch je länger sie das satte Grün anstarrte, desto mehr Kopfschmerzen bekam sie.

Verdammter Mist, aber auch.

Normalerweise hätte sie etwas gesehen. Ein Bild, eine Erinnerung.
Irgendetwas.

Aber sie sah nur Grün.

Überall, standen diese verdammten Sportler auf dem Rasen verteilt!

Micheals tiefes Lachen polterte über den Platz und Rony streckte den Arm entschuldigend in die Höhe.
Was geht da vor?

Erst jetzt musterte sie den schlaksigen Studenten, der den ganzen Trupp zum stehen gebracht hatte. Er selbst, stand etwas auf wackligen Beinen, wie Ariene meinte, da.
Aus seinem Gesicht waren alle Farben gewichen, selbst das entschuldigende Lächeln sah aus, als erlebe er gerade einen Hirnschlag.

Blinzelnd verschwamm der Platz vor Arienes Augen. Endlich...
Das Gefühl, war jedes Mal das selbe. In ihrem Magen breitete sich ein kribbeln aus und ein Blitz, der durch ihre ganze Gestalt fuhr, elektrisierte jeden einzelnen Nerv, ihres Körpers.

Ein wenig so, als ob eine Boeing 747 direkt in einen Taifun fliegen würde. Jedes Mal musste Ariene kämpfen.
Und sich konzentrieren.
Damit ihr die Vision nicht durch die Finger ging.

Einmal weg war sie verloren, denn Ariene sah nie zweimal das Gleiche. Komm' schon baby, lass mich nicht im Stich!

Sie konzentrierte sich auf das Bild. – Was würde sie gleich sehen?

Das Ergebnis fiel ziemlich grün aus: wie Hulk.

Mit dem Unterschied, das Micheals Gesicht auf der Comicfigur klebte.
Das muss wohl ein Scherz sein?

Ihr Zirkel hätte sie ausgelacht, wenn sie gewusst hätten, das Arienes Gabe ihr eben diese Vision sehen hatte lassen. Wie peinlich, - wahrscheinlich ein Nebengedanke des schlaksigen Studenten?

Enttäuscht näherte sie sich, mit schnellen Schritten dem Brunnen, vorbei an den strömenden Studentenmassen.

Vom Brunnen aus hatte sie eine bessere Sicht.
Vielleicht klappt es jetzt besser?

»Dein Credo ist deine Bestimmung.«, hallte die Stimme des Schatzmeisters in ihrem Kopf.
Mom! - Ich brauche dich.
Mit gespaltener Meinung, lehnte sie an der Brunnenbrüstung. Eine Rose pickste in ihr Hosenbein.

»Aber, – und vergiss das nie, Ariene: Deine Gabe ist der Weg.«, hatte sie ihr verraten. Kurz bevor sie sich getrennt hatten. In Frankreich.

Die Worte ihrer Mom gaben Ariene neuen Mut.

Mut und Kraft.

Sie blickte dem dunkelharrigen Studenten nach, der nun seinerseits ungewöhnlich schnell durch das Tor ins Treppenhaus der Studentenräume eilte.

Wahrscheinlich hatten Sie ihm verraten wo er sein Zimmer finden konnte. Sie hatte Rony wild gestikulieren gesehen und den Infozettel, den sich der Neue eilig in die Hosentasche schob.

Wetteifrig stieß sie sich von der Brunnenbrüstung ab. Endlich!

Ariene war ein Bluthund.
Gewitzt, gerissen und aufmerksam - und ihr Opfer hatte sich soeben verraten:
Rony war aufgeflogen.

Er hat ein Tatoo.

Das grüne Trikothemd war nach oben gerutscht, als er den Arm hob – jetzt konnte sie es genauer sehen.
Ronny hatte ein tintenschwarzes Tattoo unterhalb seiner Armbeuge.

Deine Stärke und dein Zirkel, werden dich jetzt nicht mehr schützen.
Ich weiß wer du bist.

Zufrieden, schnalzte sie mit der Zunge. Sie hatte was sie wissen wollte - jetzt musste sie nur noch dem Studenten folgen...

Aber...
Was hatte er zu verbergen?

Ariene hatte gelernt, das ihre Visionen ihr die Zukunft zeigten. Sie musste also nun selbst entscheiden, ob »Boy« - wie Micheal ihm nachgerufen hatte, - ein Teil davon war. ^^

Ich bin auf dem Weg, Mom., wisperte sie, die Augen starr auf Boys breite Schultern gerichtet, quetschte sie sich durch die Studentenhalle der Universität.

Plötzlich blieb sie aprubt stehen.

Ihr Herz machte einen Satz, als wäre es kurz davor gewesen gefressen zu werden. Gleichsam löste sich jeder Gedanke in Luft auf:
Denn vor ihr stand nun ein mächtiger, gold - strahlender Löwe.

Die Spitzen seiner Mähne berührten den Marmorboden, die Augen waren ohne Farbe und starr auf sie gerichtet. Sein linkes Ohr zuckte, als störe ihn eine Fliege und aus seiner Brust kam ein wohliger Laut.

In Arienes Ohren klang es wie ein Katzenschnurren.

Mit rasenden Herzen, streckte sie die Hand aus, zog sie dann aber schnell wieder zurück.

Das ist nicht die Wirklichkeit.

Fuck, durchfuhr es sie. Das ist eine Vision.

...

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