K A P I T E L 4

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Micheal Lovac konnte sich nicht erinnern, jemals von jemanden übersehen worden zu sein.

Während er vom Trainingsplatz lief, winkte er ein paar seiner Teamkollegen zu und warf sein grünes Trikot-Hemd achtlos in den Wäschekorb der Mannschaftskabinen. Mit kreisenden Bewegungen seiner massigen Schultern, lockerte er seine verspannten Muskeln, zog sich aus und schnappte sich ein Handtuch.

Bilder einer warmen Dusche, blitzten in seinem Kopf auf.

Dieser Junge, hat mir nichts entgegenzusetzen, dachte Micheal.

Er brauchte garnicht mehr über Timothy zu wissen, als das was er gesehen hatte. Einen schlacksigen, einen Kopf kleineren Grünschnabel, der wahrscheinlich aus gut betuchten Hause kam, keine Stependien benötigte und mit dem Silberlöffel im Hintern auf die Welt gekommen war.

Anders als er, wusste keiner wie viel Micheal trainiert, gearbeitet und Schweiß gelassen hatte um hierher zu kommen.
Nicht einmal Rony.
Auch nicht dieser Timothy oder sonst jemand, außer Kirstin.
Die Liebe seines Lebens.

Für sie würde er alles tun.

Micheal betrachtete seine harte Arbeit, vor dem Spiegeln der Duschkabinen, betrachtete seinen Körper mit einem selbstzufriedenen Grinsen. Die Muskeln, die sich unter der makellosen Haut abzeichneten, wirkten wie aus Stein gemeißelt.

Der glänzende Spiegel, zeigte Micheal wie stark sich sein gebräunter Körper von den weißen Fließen abhob.

Ich bin ein Gesamtkunstwerk, seufzte er.

Mit einer grobschlächtigen Geste, wickelte er das Handtuch von seinen nackten Hüften, trat zurück zu seinem Spind und griff nach einem Stück Duschseife.

Die schneeweiße Seife, roch nach Rosen. Einem typischen weiblichen Duft, der überhaupt nichts männliches an sich hatte.

Aber Kirstin liebte Rosen.

Und die Seife hatte sie ihm zum Geburtstag geschenkt.
Micheal dachte an ihr weiches Haar, das er so liebte und bog um die Ecke - zu den Duschkabinen.

Er war allein.

Routiniert drehte Micheal am kalten Metallregler und warmes, dampfendes Wasser schoss aus den alten Leitungen.
Seufzend legte er den Kopf in den Nacken und gab sich den prasselnden Wassertropfen hin.

Es lief ihm über den Kopf, über den Rücken, manchmal auch in die Ohren.

Dann schüttelte er sich heftig.

Ein scharbendes Geräusch drang an Micheals Ohr. Er wusste, - jemand musste die Tür zu den Mannschaftsräumen geöffnet haben. Durch den Sprühregen, blinzelte er zu den Waschbecken mit den Spiegeln vor und erkannte ihre Reflexion darin.

Seine Rose.

»Hey, Großer.«, begrüßte ihn Kirstin.

Sie trug einen leichten Sommerrock und ihr blondes Haar fiel in sanften Wellen über ihre Schultern. Sie war bezaubernd.

»Hey, Süße.«

Lächelnd stand sie da und wurde von den Dampfwolken umnebelt. Ihre blauen Augen blitzten spitzbübisch. Eine Eigenschaft, die Micheal ganz wuschig machte.

»Willst du deinen Champ nicht begrüßen?«, reizte er sie.

»Sollte ich das?«, flüsterte sie verletzt zurück.

Das verpasste Micheal ein schlechtes Gewissen. Er wollte sie nicht verletzten.

»Es tut mir leid, wegen gestern.«, er streckte seine Hand sehnsüchtig nach ihr aus.

»Heute ist alles anders. - Lass uns bitte nicht mehr streiten, Süße.«

Mehr als alles in dieser Welt, hasste er sich dafür, sie erneut enttäuscht zu haben. Aber er konnte nicht zulassen, das Kirstin ihn verließ. Damit würde er nicht klarkommen.

Seufzend, sah sie sich unsicher um und Micheals Lippen verzogen sich zu einem Grinsen. Er kannte sie zu gut, und umso leichter, fiel es ihm deswegen, ihr jeden Wunsch von den Lippen abzulesen.
Das und die Tatsache das sie nie lange böse auf ihn sein konnte. Sie hatte doch nicht wirklich vor...

»Das ist das letzte Mal, okay Micheal?«, stellte sie klar.

Der Rock viel zu Boden.

»Nie mehr wieder, auch nur einen Tropfen.«, flüstere er andächtig.

Das Top landete in einer Wasserlacke.

Darunter trug sie keinen BH.
Eine Gänsehaut auf das kommende, breitete sich über seiner Brust, seinem Bauch aus und ihr Blick erinnerte Micheal, an eine Raubkatze.

»Du bist so wunderschön, Kirstin.«

Und damit krallte sie sich in seine ausgestreckte Hand.

Wurde unter den prasselnden Strahl an seine Brust gezogen, vom Wasserdampf umschlungen. Seine Hände machten alles wieder gut. Und er sah nicht die Tränen auf ihren Wangen. Weil er damit beschäftigt war sie zu küssen und sich in ihr zu vergraben.
In seine Kirstin.
Seine weiche, zarte Rose.
Die dabei war zu verwelken.

Weil er sie nicht verdient hatte und das wusste er.

Er richtete sich zugrunde, prügelte mit den Schwächeren und steckte die Hälfte seiner Energie in den Sport.
Aber der Ärger blieb.

Er schürte seine Hass auf die Schwächeren, auf sich selbst, weil er selbst schwach war. Weil er nicht stark genug war, alle zu hassen.

Und Kirstin da war und ihn akzeptierte und ihm immer und immer wieder verzeihte. Für die Fehltritte, für den Schmerz, seine Agressionen.

Nicht Rony hatte ihn heute zurückgehalten, diesen Jungen, diesen Timothy zu verprügeln.

Es war Kirstin.

Es war immer Kirstin. Und es würde immer Kirstin sein.

»Ich liebe dich, meine Rose. Das habe ich immer.«, wollte er sagen. Tat es aber nicht - konnte es nicht.

Und er schenkte ihr sein Herz.

So wie sie ihm ihres geschenkt hatte und er hob ihr Kinn an.
Küsste sie.

Und das Wasser lief über ihre Köpfe.

...

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