Kapitel 12

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"Harry, sag mir, dass du mit Ketchup gekleckert hast.", fiebte ich panisch und sah mit weit aufgerissenen Augen wieder das rote Messer an.

Doch anstatt mir zu antworten, wurde mir wieder der Rücken zugewendet, sodass ich auch endlich den Grund für die rote Farbe sah. 

Energisch setzte ich einen Schritt nach vorne und schob Harry grob zur Seite, sodass ich einen freien Blick auf das Paket hatte, um das sich eine rote Lache gebildet hatte.

"Was ist das?", fragte ich kritisch und verdrängt dabei krampfhaft den Gedanken an Blut.

Mit spitzen Fingern griff ich nach dem ungeöffneten Paket, aus dem das rote Zeug nur so floss.

"Ich glaube, wir wollen alle gar nicht sehen, was da drin ist.", meinte Eleanor panisch und hielt sich beide Hände schützend vor die Augen. Genau das würde ich jetzt auch tun, aber irgendwer musste dem Ernst der Lage ja ins Auge blicken und aus irgendeinem Grund kribbelte es mir schon in den Finger endlich zu wissen, was sich in dem Paket befand.

Etwas angeekelt stellte ich das Paket wieder auf den Boden und machte mich in Gedanken bereit es zu öffnen.

Vorsichtig setzte ich das Messer an und schnitt das Paket gerade auf. Irgendwas in mir hinderte mich daran einen Blick in das Pakets zu werfen.

"Woher kommt den jetzt das Blut?", fragte Louis interessiert und erntete dafür einen bösen Blick von Eleanor. "Lass das!", keifte sie und funkelte ihn bitterböse an.

"Das werden wir gleich wissen:", meinte ich darauf leicht verunsichert und warf tapfer einen Blick auf das halboffene Paket.

"O Gott, ich muss hier raus!", murmelte Eleanor, als ich das Paket weiter aufriss, doch plötzlich stieß mir ein pikanter Geruch entgegen.

Sie presste sie die eine Hand vor den Mund und die andere vor den Bauch. Fast wäre sie bei ihrer Flucht auf der roten Blutlache ausgerutscht, aber dieser konnte sie gerade noch ausweichen.

"El, was ist los?", fragte Louis besorgt und folgte ihr aus dem Wohnzimmer.

"Also irgendwie interessiert das ja keinen, was hier im Paket ist.", murmelte ich mit verzogenem Gesicht  und warf zum ersten Mal selbst ein Blick in das Paket.

Eine rote Plastiktüte stach mir entgegen, welche mir den Durchblick auf das Innere verdeckte. An einer kleineren Stelle der Tüte pragte ein großer Riss empor, wodurch das Blut gelaufen war.

Angewidert nahm ich meine Hände weg, als ich sah, dass auch diese mit der roten Farbe befleckt waren.

Vorsichtig legte ich wieder das Messer auf den Boden und trennte die Tüte vorsichtig auf, sodass möglichst wenig von der roten Farbe das Paket verließ.

Erst jetzt konnte ich wirklich erkennen, was sich im Inneren befand.

"Ist das.. ist das..", stotterte ich geschockt, als ich ohne mit der Wimper zu zucken etwas aus der Tüte nahm und es flüchtig betrachtete.

"E-ein Arm.", vollendete Harry meinen Satz und er konnte ein Würgen nur schwer unterdrücken.

"O Gott.", wimmerte ich und ließ das Körperteil zurück in die Tüte fallen.

"Wa-Was ist noch drin?", wollte Harry wissen, bewegte sich selber aber kein Stück von seinem Platz und ließ mich die ganze widerliche Arbeit vollrichten.

"Theo ist da drin!", schrie ich nun aufgebracht und wischte meine blutigen Hände an der Jeans ab. Selbst das kleine Armanizeichen konnte mich davon nicht abhalten, dass ich nun absichtlich neue rote Flecke auf der Jeans trug. 

Der Gedanke an den Inhalt des Pakets vernebelte mir das Gehirn, sodass ich nicht mehr klar denken konnte.

"Das muss doch gar nicht sein. Es kann doch auch sein, dass sich irgendwelche Kinder einen dummen Scherz erlauben!", warf plötzlich Eleanor ein, die mit Louis an der Hand plötzlich wieder im Wohnzimmer stand.

Wie wenig Sinn ihre Worte eigentlich ergaben und dass hier auch sonst nur geladene Leute Zutritt zu meinem Grundstück haben, hat sie dabei wohl verdrängt.

"O ja, bestimmt.", keifte ich sarkastisch zurück und sah wieder zum Paket. Im Moment konnte ich einfach nicht auf Eleanors Gefühle achten, es ist einfach zu viel passiert.

"Dann gucken wir einfach rein!", sagte Eleanor nun voller Tatendrang und ging zu dem Paket. In ihrer Stimme war keine Spur von Beleidigung zu hören.

Ohne mit der Wimper zu zucken krempelte sie sich den rechten Ärmel hoch, kniete sich neben das Paket und versenkte ihren Arm in dem Paket. Also ihr Arm in das Paket verschwand, entstand ein unschönes Schmatzgeräusch und sie sah angeekelt an ihren Arm hinab. Blutspritzer zogen sich über ihren Unterarm und ihre Hand stand praktisch im Blut.

Das hätte ich ihr jetzt wirklich nicht zugetraut...

Ihre Armmuskeln bewegten sich und irgendetwas hatte sie gefasst.

"Was zum-", sagte sie entsetzt, als sie ihre Hand wieder aus dem Paket rauszog und etwas rotes in der Hand hielt.

"Was ist das?", hallte meine schrille Stimme durch den Raum und alle Blicke lagen auf dem, was in Eleanors Hand lag.

"D-da...", stotterte sie und betrachtete mit einem angewiderten Blick ihr blutverschmierten Hände. Plötzlich öffnete Eleanor ihre Handflächen und ließ es auf den hellen Boden des Wohnzimmers fallen, welcher praktisch schon komplett rot und verschmiert war.

"Ein Auge.", sprach ich plötzlich das aus, was alle insgeheim dachten.

"Das kann doch irgendein Auge sein.", versuchte Harry die Situation zu entspannen, doch er machte es mit seinem halbherzigen Beruhigungsversuch nur noch schlimmer.

"ICH ERKENNE DOCH WOHL DIE AUGEN MEINES NEFFEN!", keifte ich plötzlich und ging auf die Knie. Das kam zwar härter als gewollt rüber, aber es ging hier um eine kleine, verstümmelte Leiche, die sich in meinem Wohnzimmer befand!

Mit der rechten Hand tastete ich den Boden wie blind ab, bis ich das Auge zwischen meinen Fingern spührte. Mit zitternden Händen griff ich nach dem Organ und führte es mit schlackernden Armen zu meinen weit aufgerissenen Augen.

"D-das sind seine b-blauen Augen.", stotterte ich und begann herzzerreißen zu schluchzen, denn es waren die blauen Augen von Theo.

Die Pupillen waren stark geweitet, sodass man nur noch einen schmalen blauen Rand sehen konnte. Eins war mir klar, das war kein natürlicher Tod. Wie konnte man so einem kleinen, unschuldigen Wesen nur etwas so grausames antun?

Er wurde regelrecht zerfleddert und dann in einen billigen Karton gepackt und vor meine Tür gelegt. Wenn ich dieses Schwein finde..! 

Da ich eh schon bespritzt mit Blut war, kam es mir auf den Rest nun auch nicht mehr an. Das Auge ließ ich auf den Boden fallen und nahm stattdessen mit beiden Händen die rote Tüte aus dem Karton.

"Niall, ist das da ein Brief?", wagte Harry sich wieder zu Wort und sah mich dabei verunsichert an.

Ohne ihm zu antworten griff ich nach dem Blatt, welches auch nicht blutfrei geblieben ist, und begann es laut vorzulesen.

"Na, hast du jetzt Angst?

Solltest du auch!

Mach was ich dir sage, oder es wird mehr Opfer geben.

Ach, was sage ich da.

Ich weiß schon das nächste Opfer..."

~~~

Ich entschuldige mich für die lange Wartezeit, aber durch dieses Kapitel musste ich mich wirklich durchkämpfen.

Wer ist wohl das nächste Opfer?

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The horrible Twin *abgebrochen*Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt