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Chapter Twenty-One

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»Und? Bist du gut mit meinem Enkel befreundet?«, fragte sie und ein seltsamer Unterton lag in ihrer Stimme. Eindringlich sah sie mir in die Augen und nahm meine Hand, um mich trotz des Blickes anzulächeln. Alles, was ich sehen konnte, waren die hellen, grauen Augen, die absolut keine Ähnlichkeit mit Louis' strahlendem Blau hatten.

Ich räusperte mich. »Ja, wir sind schon gut befreundet, denke ich.« Ich versuchte die Unsicherheit in meiner Stimme zu verbergen, doch ich war mir sicher, dass sie sie trotz meiner Bemühungen heraushörte.

»Was heißt, du denkst? Behandelt er dich etwa nicht gut?«

»Nein!«, rief ich vielleicht etwas zu voreilig raus, denn Annabelle runzelte die Stirn. Es musste wohl nicht überzeugend herüberkommen, wenn ich mich mit der Antwort so beeilt hatte. »Nein, Louis ist wirklich sehr nett und ... und ich mag seine Gesellschaft.«

Als ich diese Worte aussprach, veränderte sich etwas in ihrem Blick. Doch so schnell es erschienen war, verschwand es wieder und ich wusste nicht, ob ich es mir nur eingebildet hatte, oder nicht.

Annabelle ließ meine Hand los und lehnte sich in ihrem Sitz zurück. Eingehend betrachtete sie mich und mir wurde unter ihrem Blick unwohl. Es schien, als würde Annabelle mein Unwohlsein fühlen, denn plötzlich nahm sie erneut meine Hand und als ich meinen Blick hob, lächelte sie mich an. »Hey«, sagte sie. »Es ist alles in Ordnung! Weißt du, Louis ist mein Enkel - er ist wie ein Sohn für mich -, und ich will wissen, ob ich ihn auch gut erzogen habe. Weißt du, seine Eltern sind früh gestorben und ich musste die Rolle seiner Eltern übernehmen. Ich bin praktisch die einzige Verwandte, die ihm noch bleibt und ich möchte nicht, dass er dich oder jemanden in seinem Umfeld verletzt! Ich würde es nicht ertragen. Du bist solch ein bezauberndes Mädchen und wenn dein Herz ... gebrochen werden würde, von Louis, könnte ich es nicht ertragen. Du würdest es nicht verdienen.«

Ich wünschte, ich könnte Ihnen glauben, Annabelle, dachte ich. Etwas in ihren Augen, ihr Ton und ihre Haltung, erschien mir falsch. Nicht richtig. So, als würde sie mir etwas vormachen. Und ich denke, sie bemerkte das ebenfalls. Dass ich wusste, dass da etwas schief lief. Doch keine von uns beiden kam dazu, sich irgendwie zu äußern, denn die Tür wurde abrupt aufgeschlossen. Blitzschnell ließen mich Annabelles Hände los und ich wirbelte herum. Im Türeingang stand kein geringerer als Louis, erschrocken und misstrauisch zugleich.

»Was machst du hier?«, fragte er an mich gewandt, etwas schroff wie ich fand.

»I-ich habe d-deine Großmutter au-«

»Sie war so nett, mir den Weg zu meinem Zimmer zu zeigen, ich konnte mich nicht erinnern. Du weißt ja, alte Frauen wie ich sind vergesslich«, unterbrach sie mich und ich verstummte.

»Alles klar ...«, sagte er langsam und ich schloss meinen Mund erneut auf, um etwas zu sagen, schloss ihn dann wieder. Mir fehlten gerade einfach die Worte. Die Peinlichkeit, die diese Situation beherrschte, war mir mehr als nur unangenehm. Es war wie in diesen Filmen, die so peinlich und unausstehlich waren, dass ich mir einfach die Augen zudecken, oder den Film ausschalten musste, da es mir einfach zu viel wurde. Doch das hier war kein Film. Das hier war die Realität und die konnte man nicht einfach so ausschalten, noch anhalten, damit ich schnell zurückspulen konnte und früher gehen konnte, bevor Louis ins Zimmer platzte.

»Isabell, ich denke, es ist das Beste, wenn du jetzt gehst.«

Ich starrte Louis an, ungläubig und unfähig mich zu rühren. Er meinte es doch nicht ernst?

Arcane | L.T [A.U] ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt