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Chapter Thirty

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Ich glaube, ich hatte noch nie so lange vor einem Spiegel Zeit verbracht. Ich hatte mich inerhalb einer Stunde um die drei Mal umgezogen, denn ich hatte keine Ahnung, was passen würde. Ich wusste nicht, was ich mich erwarten würde, ich hätte gerne eine genauere Definition gehabt von »Zieh dir etwas Schönes an«. Ein kurzes Kleid kam nicht in Frage, obwohl ich es doch einmal kurz angezogen hatte – es war zu kurz. Jeggins mit einem Cardigan und Tanktop plus Schal war mir zu Mainstream und nicht wirklich für ein Date. In Frage kam noch eine Röhrenjeans mit einer olivfarbenen Bluse und einer goldenen Kette, doch auch da war ich mir nicht sicher. Abends war es doch etwas zu kühl um in einem Minirock raus zu gehen. Doch der einzige Gedanke, den ich hegte war: Wie zur Hölle sag' ich meinen Eltern, dass ich mit Louis rausgehe?  »Mum, ich habe ein Date.« War es denn ein Date? Sah es Louis so? »Mum, ich gehe mit einem Jungen aus, ist das okay?« Dann würde sie wahrscheinlich wissen wollen, wohin es ging, aber das wusste ich selber nicht. Sie würde Fragen, mit wem ich gehen würde und wenn meine Großmutter erfuhr, mit wem ich gehen würde, würde es sie wahrscheinlich vor Entzückung aus ihren mit Spitze verzierten Socken hauen – dezent ausgedrückt. 

Meine Eltern waren gegen halb fünf gekommen und hatten bereits auf Anhieb verstanden, dass irgendwas nicht stimmte, doch sie hatten gütiger Weise nicht nachgefragt. Ich wollte nicht, dass sie mir damit auch noch Druck machten. Ich wollte nicht, dass sich meine Mutter mit mir hinsetzte und alle möglich erdenklichen Regeln durchging.

›Du wirst kein Alkohol trinken‹, würde sie sagen. ›Du wirst mich auf dem Laufenden halten, dich melden, sobald ihr angekommen seid. Du wirst um zehn zu Hause sein. Ohne Wiederrede.‹ Doch das sagte sie nicht. Stattdessen saß sie im Wohnzimmer und las ein Buch, ihre Lesebrille hatte sie aufgesetzt und das Buch hielt sie auf Armesweite von sich entfernt. Mein Vater las Zeitung und meine Oma verbrachte ihre Zeit in der Küche. 

Was noch nicht ist, kann noch werden, dachte ich, als ich erleichtert seufzte, da sie mir noch keinen Druck machten. Mit einem leichten Kopfschütteln verbannte ich diesen Gedanken aus meinem Kopf und zog erneut die Röhrenjeans und die Bluse an. Ich hatte mich doch für das Outfit entschieden, da es überall dazu passte. 

Ich sprühte mich noch mit meinem Lieblingspafüm ein und kontrollierte mein dezentes Make-up, bevor ich mir die die dunkelbraune Lederjacke schnappte und sie mir überwarf. Ich kontrollierte den Akku meines Handys und die Schlüssel nahm ich ebenfalls mit, für den unwahrscheinlichen Fall, dass meine Eltern bereits schlafen würden, wenn ich zuhause ankam.

Ich hatte mich für die dritte Variante entschieden; und zwar, dass ich versuchte, mich unbemerkt hinaus zu schleichen. 

Ich ließ die Tür zu meinem Zimmer offen und wollte unbemerkt an meinen Eltern vorbeigehen, doch da hatte ich mich geschnitten. 

»Wo denkst du, gehst du hin, junge Dame?«, erklang die Stimme meines Vaters. Er kam gerade aus dem Badezimmer, nebenan.

»Ähm ...«, machte ich und blieb abrupt stehen und drehte mich um. »Raus?«

»Und mit wem?«

»W-wie kommst du auf die Idee, dass ich mit irgendjemandem raus gehe?«

Meine Oma kam aus der Küche und wischte sich gerade die Hände am Tuch ab. In ihren Augen lag ein schelmisches Grinsen und es schien, als wüsste sie genau, was ich vor hatte. 

Mein Vater lachte. »Wenn du dich nicht mit jemandem treffen würdest, wieso würdest du dich dann unbemerkt hinausschleichen wollen?«

»Kann ich nicht einfach –«

Arcane | L.T [A.U] ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt