Teil 4

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Paul wusch sich Arme und Rücken gründlichst, denn das Gefühl, diesen Mann, dieses Monstrum, wieder um sich zu haben, es versetzte ihn in ungemeine Unsicherheit und beinahe eine Angst um sein Leben. Er konnte sich nicht wehren.
Nun tauchte er seinen Kopf Unterwasser und die nassen Haare klebten an seiner Stirn. Es wunderte Paul ein wenig, dass er in diesem Moment so stark bleiben konnte und nicht zusammenbrach. Solange er versuchte, es zu verdrängen, die Anwesenheit dieser Kreatur zu vergessen, würde es ihm besser ergehen. Paul seufzte, denn er wusste ja selbst, dass dies nicht der Weg war, seine eigenen Dämonen zu bekämpfen. Er lief triefend nass nun einen winzigen Steinhang hinauf zu seinen Klamotten und sah eine größere Gestalt, schwarz gekleidet. Seine Augen weiteten sich in diesem Augenblick, er griff nach seiner Kutte und dem Leinentuch, um seinen nassen, nackten Körper zu verschleiern und heulte auf: "Tun sie mir nichts, ich flehe sie an!", Tränen vermischten sich mit den einzelnen kalten Perlen auf seiner Wange. An dem einzigen Ort, an dem er dachte, sicher zu sein tauchte nun auch noch der Teufel höchst persönlich auf. Paul stolperte ein paar Schritte zurück und zitterte am ganzen Leibe.

Verwundert über Pauls Angst schritt Richard nun auf ihn zu, langsam, ruhig. Er verstand nicht, was los war, da er nicht bemerkte, dass Paul ihn für seinen Peiniger hielt. Ihm war kaum aufgefallen, dass Janosch eine fast identische Robe trug wie er.
Was fürchtete Paul nur? Richard verstand es nicht und ging weiter auf Paul zu, sah seinen panischen Blick und fühlte sich aufeinmal schuldig.

Die salzigen Tränen versperrten eine unbehinderte Sicht, aber das tat nichts zur Sache, er schloss die Augen ganz fest und umkrallte die Gewänder, die er in der Eile nur vor seinen Körper gehalten hatte, zum Schutze und aus Scham. Er machte immer mehr kleine Schritte rückwärts.
"J-Janosch, ich bettle sie an, ich-", Pauls hektischer Redeschwall wurde unterbrochen als seine Ferse an einer dicken Wurzel hängen blieb und mit einem Mal zog es ihn unwillkürlich zu Boden. Er stöhnte auf vor Schmerz und versuchte sich, so gut es ihm gelang, unter dem Stoff zu verstecken, denn in der Panik dachte er, wenn er ihn nicht sehen konnte, würde Janosch ihn auch nicht sehen. Doch seine bloße Haut auf der Erde vernahm Schritte, die auf ihn zukamen und selten bis nie in seinem gesamten Leben, hatte er solch eine Angst gehabt, was ihm mehr als lieb war, als in diesem Moment.

"Paul.", sprach Richard mit besorgter Stimme und kniete sich neben ihn. "Ich bin es, Richard, erkennst du mich denn nicht?" Sanft versuchte er Paul den Stoff wegzuziehen, welchen jener vor sein Gesicht hielt. Er konnte sehen in welcher Angst Paul war, in welchem Schmerz, die Tränen die seine Wangen hinunter liefen und welche Richard sanft mit seinem Zeigefinger wegwischte. "Es tut mir leid, wenn ich dich verschreckt habe.", stammelte er und fühlte sich unglaublich schuldig. "Ich...ich wollte nur nach dir sehen und dich nicht in Panik versetzen, bitte vergib mir!" Er konnte Paul nicht in die Augen schauen, da er sich schämte und wandte sich somit von ihm ab.

Paul konnte sich nicht rühren, doch er begann neben seinem panischen Ein- und Aushecheln noch eine bekannte Stimme zu hören. Etwas zupfte sanft am Saum und als Paul sich halbwegs sicher war, dass dies nicht Janosch sein konnte, lugte er unter dem Stoff hervor. Etwas wischte seine Wange vorsichtig entlang.
"Richard?", fragte er als er ausatmete. "Nein- Bitte mich nicht um Vergebung.", er schluckte die letzte Panik hinunter und versuchte, sich irgendwie aufzusetzen, seine Kleidung vom Boden fernzuhalten, damit sie nicht verschmutzte, sie bedeckte nun lose seinen Körper. "Richard, sieh mich an. Du trägst keine Schuld.", sagte er und er atmete tiefer.

Richard sah nun zu Paul und lächelte sanft. "Ich wollte dich wirklich nicht verschrecken."
Er half Paul auf und blickte zu ihm hinab. "Vielleicht solltest du deine Kleidung anlegen, bevor wir wirklich miteinander sprechen." Dann richtete er den Blick wieder zu Boden, da er Paul nicht ansehen wollte, es schickte sich einfach nicht und war sogar verboten. Er drehte sich um und entfernte sich ein wenig von Paul, damit dieser sich in Ruhe und unbeobachtet anziehen konnte.

Für dich begeh ich eine Sünde, mögen es auch zweie sein Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt